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Politik

Wenig Beteiligung an Kölner Demo der Muslime

17. Juni 2017

Die Kundgebung im Zentrum Kölns stand unter dem Motto "Nicht mit uns" und sollte islamistische Gewalt verdammen. Doch das kraftvolle Signal blieb aus: Statt der erwarteten 10.000 Teilnehmer kam nur gut 1000.

Friedensmarsch von Muslimen gegen islamistischen Terror in Köln (Foto: Reuters/T. Schmuelgen)
Bild: Reuters/T. Schmuelgen

Die Beteiligung am Friedensmarsch "Nicht mit uns - Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror" ist deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Initiatoren, die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohamad, hatten mit 10.000 Teilnehmern gerechnet. Zur Auftaktkundgebung auf dem Kölner Heumarkt kamen nach Polizeiangaben rund 300 Teilnehmer, am anschließenden zweistündigen Demonstrationszug durch die Stadt beteiligten sich nach Schätzungen von Beobachtern etwa 1.000 Menschen. Die Polizei, die mit rund 700 Beamten im Einsatz war, beschrieb die Lage in Köln als ruhig.

"Extremistische Strömungen in Moscheen bereits im Keim ersticken"

Kaddor und Mohamad hatten Muslime aus ganz Deutschland aufgerufen, nach den Anschlägen von Berlin, Manchester und London ein Zeichen gegen Islamismus und Terror zu setzen. "Wir lassen es nicht zu, dass Terroristen im Namen des Islams (...) Unschuldige töten", hieß es in dem Aufruf der Veranstalter. Unterstützt wurde die Demonstration unter anderem vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Türkischen Gemeinde, aber auch von christlichen Gruppen und deutschen Parteien. Zu den zahlreichen Einzelunterzeichnern des Demonstrationsaufrufs zählten zudem führende Politiker von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP ebenso wie der Schriftsteller Navid Kermani und die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes.

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib), die größte deutsch-türkische Islam-Organisation in der Bundesrepublik, hatte ihre Teilnahme an der Demonstration hingegen abgesagt und das unter anderem damit begründet, dass "muslimische Anti-Terror-Demos" die Muslime stigmatisierten. Dies wurde von Bundesjustizminister Heiko Maas erneut kritisiert. Zwar dürfe kein Muslim angesichts des islamistischen Terrors unter Generalverdacht gestellt werden, aber es sei Aufgabe der gesamten Zivilgesellschaft, sich von Terror zu distanzieren, schrieb Maas in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger". Dies scheine die Ditib nicht verstanden zu haben. "Der Verband isoliert sich mit seiner Absage immer mehr und darf sich nicht wundern, wenn er so den Gegnern des Islam neue Argumente liefert." Die muslimischen Verbände seien "selbstverständlich in einer besonderen Verantwortung, extremistische Strömungen in den Moscheen bereits im Keim zu ersticken", so der SPD-Politiker weiter.

Teilnehmer der Auftaktveranstaltung auf dem Kölner HeumarktBild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

"Teilnehmen wäre besser gewesen als abseits stehen"

Auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU) kritisierte die Absage der Ditib. "Teilnehmen wäre besser gewesen als abseits stehen", sagte de Maizière der "Rheinischen Post". Es sei bedauerlich, dass nicht alle islamischen Dachverbände die Initiative unterstützten. Israels Botschafter in Deutschland rief die Muslime auf, ihre Stimme gegen Terrorismus zu erheben. "Ich finde, dass sich die Muslime in Deutschland stärker gegen den Terror engagieren müssen", sagte Yakov Hadas-Handelsman der "Berliner Zeitung". Der Terror mache keinen Unterschied zwischen Muslimen und Menschen anderer Religionen. Er ist für sie genauso eine Bedrohung wie für alle anderen, betonte Hadas-Handelsman.

sti/jj (afp, dpa)

 

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