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Wassermangel in Städten: Welche Lösungen gibt es?

23. Juli 2024

In immer mehr Städten weltweit wird das Wasser knapp. Leitungen warten, Wasser Sparen oder Regenwasser auffangen: Welche Methoden helfen, die wachsende Zahl der Stadtbewohner zu versorgen?

Menschen stehen in Venezuela in einer Schlange mit Kanistern um Wasser zu holen
Anstehen in Venezuela um Wasser zu bekommen. Immer mehr Menschen sind von Wasserknappheit betroffenBild: picture-alliance/dpa

Ob Delhi, Kapstadt oder Mexiko - Immer mehr Städte weltweit haben Probleme, die schnell wachsende Zahl ihrer Bewohner mit Wasser zu versorgen. Schon jetzt leben mehr als vier Milliarden Menschen in Städten. Bis 2050 werden es geschätzt rund 6,5 Milliarden Menschen sein. Laut Berechnungen der Vereinten Nationen könnten dann mehr als die Hälfte der Stadtbewohner unter Wassermangel leiden. Der Klimawandel verschärft das Problem. 

Bei akutem Wassermangel hilft oft nur, Trinkwasser zu rationieren. Langfristig denken Städte ihr Wassermanagement neu, um Wasser zu sparen, die Infrastruktur anzupassen und natürliche Wasserquellen besser zu nutzen. Welche Lösungen funktionieren?

Wassersparen in Privathaushalten fördern

Neben Industrie und Gewerbe brauchen auch Privathaushalte viel Wasser. In Deutschland liegt der tägliche Verbrauch pro Person bei etwa 125 Liter, in den USA sind es bis 300. Duschen (40%), Toilettenspülung (30%) und Waschmaschine (13%) haben den höchsten Verbrauch, nur vier Prozent der Wassermenge wird zum Kochen und Trinken verwendet.

Aufklärungskampagnen können Leute ermuntern, Wasser selber einzusparen. Und wassersparende Toilettenspülkästen, Spar-Duschköpfe und effiziente Waschmaschinen brauchen oft deutlich weniger als die Hälfte der bisherigen Wassermenge.

Kapstadt, das seit Jahren mit großen Wasserproblemen kämpft, setzt auf Aufklärung und Modernisierung. Die Stadt startete kostenloste Sanitärreparaturen in Haushalten mit niedrigem Einkommen und erhöhte die Verbraucherpreise für Wasser, um die Menschen zum Wassersparen zu ermuntern. Im Dürrejahr 2018 konnte die Stadt den Wasserverbrauch auf nur noch 50 Liter pro Person im Durchschnitt senken.

Auch die kanadische Stadt Vancouver bereit sich auf zunehmenden Wasserstress vor. Um den Verbrauch zu senken kostet das Wasser vom städtischen Versorger im trockenen Sommer um 25 Prozent mehr als im regenreichen Winter.

Leitungsnetze warten und Infrastruktur modernisieren

Leckende Rohre und ein veraltetes Leitungsnetz führen zu hohen Wasserverlusten. Europaweit geht so mehr als ein Viertel des Trinkwassers verloren. In manchen Städten weltweit kommen sogar 60 Prozent des Wassers gar nicht im Wasserhahn an. Reparieren der Rohre kann Wasserverluste stark reduzieren. 

Tokio, eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt, hatte bis vor einigen Jahrzehnten noch 15 bis 20 Prozent Verluste durch leckende Leitungen. Inzwischen sind es unter drei Prozent. Das über 27.000 km lange Rohrnetz wird stetig überwacht, auf Lecks kontrolliert und erneuert. Effizientes städtisches Wassermanagement wird weltweit immer wichtiger, um den wachsenden Bedarf zu decken.

Beim Neubau können Leitungen gleich besser geplant werden, um Wasserverluste zu vermeiden.

In vielen Städten fehlt jedoch besonders in schnell wachsenden Slums noch eine ausreichende Wasser-Infrastruktur. Reichere Stadtteile werden dagegen meist besser mit Wasser versorgt.

Regenwasser nutzen und gereinigtes Abwasser weiterverwenden 

Statt überall kostbares Trinkwasser zu verwenden, kann etwa für Toilettenspülung, Waschmaschine oder Industrie auch aufgefangenes Regenwasser oder gereinigtes Abwasser, sogenanntes Grauwasser, genutzt werden.

In neuen Stadtvierteln beispielsweise in Melbourne (Australien) und in Aarhus (Dänemark) wird Regenwasser von Straßen und Bürgersteigen abgeleitet, gefiltert und dann in umliegenden Gebäuden verwendet. In vielen Städten in den USA, Indien, Taiwan, Spanien und in der Türkei ist die Regenwassernutzung bei Neubauten inzwischen vorgeschrieben.

Statt Abwasser nach der Aufbereitung in Flüsse einzuleiten, fördern viele Städte inzwischen die Weiterverwendung. Ein Drittel des Wassers in Beijing ist beispielsweise wiederaufbereitetes Abwasser. Es kommt vor allem für die Vegetation, Straßenreinigung, Autowaschanlangen und Toilettenspülungen zum Einsatz. 

Auch in Madrid werden Stadtparks inzwischen mit geklärtem Abwasser bewässert. In Singapur wird das gereinigte Abwasser durch eine weitere Reinigungsstufe sogar wieder zu Trinkwasser.

Mit der Schwammstadt Wasser speichern

Während in Trockenzeiten Wasser fehlt, nimmt gleichzeitig die Zahl der Starkregenfälle mit Überschwemmungen zu. Das Problem für Städte: überlastete Kanalisation und zu viele versiegelte Flächen lassen Regenwasser nicht ausreichend versickern. Die chinesische Stadt Wuhan und der Stadtstaat Singapur wurden darum Vorreiter für das Konzept der Schwammstadt.

Überall in den Städten wurden Orte geschaffen, wo überschüssiges Regenwasser gespeichert werden kann - von unterirdischen Auffangbecken bis zu Grünstreifen und Dachbegrünung, wo Regenwasser versickern kann. Auch durchlässige Straßenbeläge helfen, Wasser versickern zu lassen.

Das aufgefangene Wasser kann weiterverwendet werden, und das zusätzliche Stadtgrün hilft bei der Kühlung.

Allein in China gibt es inzwischen mehr als 60 Schwammstädte, das Konzept wird inzwischen weltweit zum Stadtumbau genutzt. In Europa wird so die dänische Hauptstadt Kopenhagen umgebaut.

 

Vorbild: Chengdu (China) mit 20 Millionen Einwohnern hat riesige Feuchtgebiete, die Wasser speichern und zur Naherholung dienen.Bild: Zhidemai/Costfoto/picture alliance

Natürliche Wasserspeicher regenerieren und Wasserquellen schützen

Ganz wesentlich für Städte ist vor allem, natürliche Wasserquellen in der Umgebung zu schützen und zu regenerieren.

Die kolumbianische Hauptstadt Bogotá wird beispielsweise zu 80 Prozent von der angrenzenden Berglandschaft mit Wasser versorgt, einem einzigartigen Ökosystem mit Mooren und Seen. Doch durch Übernutzung der Flächen durch Bauern ist die Wasserversorgung gefährdet. Mit Aufkauf von Flächen und Aufklärung will der kolumbianische Wasserversorger entgegenwirken und diese Wasserquellen regenerieren.

Auch das Entfernen von besonders durstigen Pflanzen im Wassereinzugsgebiet kann helfen. In Kapstadt wurden etwa viele Kiefern und Eukalyptusbäume in einer Region durch Bepflanzung mit dem genügsameren einheimische Fynbus-Strauch ersetzt. 

Redaktion: Anke Rasper 

Quellen u.a.:

"Future global urban water scarcity and potential solutions" in wissenschaftlicher Fachzeitschrift Nature Communications https://www.nature.com/articles/s41467-021-25026-3

World Resources Institute (2023) https://www.wri.org/insights/highest-water-stressed-countries

Umweltbundesamt: Wassersparen in Privaten Haushalten: Fakten, Hintergründe Empfehlungen 

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/hgp_wassersparen_in_privathaushalten_web.pdf

 

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