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KulturGlobal

Schwarze Katzen: Zwischen Aberglaube, Hexen und Halloween

27. Oktober 2025

Ob als Hexenbegleiter, Unglücksbringer oder Glückssymbol - schwarze Katzen faszinieren seit Jahrhunderten. Woher kommt ihr Ruf, warum spielen sie an Halloween eine besondere Rolle und woher kommt das pechschwarze Fell?

Deutschland Berlin 2025 | Charity-Aktion für schwarze Katzen im Tierheim
Bild: Soeren Stache/dpa/picture alliance

Wenn in der dunklen Jahreszeit plötzlich eine schwarze Katze über den Weg huscht, zucken viele instinktiv zusammen. Unglücksboten sollen es sein - vor allem, wenn sie den Weg von links nach rechts kreuzen. Mit ihrem stechenden Blick, dem glänzenden Fell und dem eleganten Schleichgang umgibt die schwarze Katze eine geheimnisvolle Aura; in vielen Kulturen ist sie ein Symbol für das Übernatürliche.

Jetzt naht Halloween, das Gruselfest am 31. Oktober - und nun begegnen uns die schwarzen Wesen an vielen Orten: als Deko, in Filmen, auf Kostümen. Wie sind die schwarzen Katzen eigentlich zu solchen Spukikonen geworden?

Vom Hexentier zum Halloween-Symbol

Ihr düsterer Ruf stammt aus dem Mittelalter. Sie war ein Sündenbock, ein Opfer der Angst vor dem Bösen: Während der Hexenverfolgungen glaubte man, schwarze Katzen seien in Wirklichkeit verwandelte Hexen, die unerkannt durch die Nacht schleichen und Unheil anrichten können. Sie galten als Geschöpfe des Teufels, wurden oftmals mit den vermeintlichen Hexen zusammen verbrannt. Auf einigen alten Gemälden oder Zeichnungen sind oft schwarze Katzen in Begleitung von Hexen abgebildet.

Schwarz wie die finsterste Nacht...Bild: Ales Munt/Zoonar/picture alliance

In einigen Orten Frankreichs wurden bis ins 18. Jahrhundert zur Sommersonnenwende schwarze Katzen, dreizehn an der Zahl, lebend ins Feuer geworfen, im belgischen Ypern warf man sie vom Kirchturm, beschreibt der französische Journalist Jean-Louis Hue in seinem Buch "Katzen".

Die ersten europäischen Auswanderer nahmen ihren Aberglauben mit in die Welt hinaus. Als im 19. Jahrhundert in den USA Halloween als Volksfest populär wurde, wurde die schwarze Katze zum festen Bestandteil des Festes. Bis heute sitzt sie - schwarz wie die Finsternis - mit krummem Buckel und zwielichtig leuchtenden Augen auf Halloweenkarten, Grabsteinfiguren und Kürbissen.

In anderen Kulturen: Glück statt Fluch

Nicht überall gilt die schwarze Katze als Unglückszeichen. In Großbritannien und Irland sollen schwarze Katzen Glück bringen, wenn sie den Weg kreuzen oder das Haus betreten. In Schottland kündigt eine schwarze Katze auf der Türschwelle Wohlstand an.

Farbspiel mit schwarzer KatzeBild: Armando Babani/ZUMA/picture alliance

Auch in Japan symbolisiert die schwarze Katze Glück und Wohlstand, zudem soll sie vor Krankheiten schützen. Die Winkekatzen, die traditionellen japanischen Glücksbringer ("Maneki-neko"), gibt es auch in Schwarz: Sie wehren Dämonen ab. Zudem soll eine Frau, die eine schwarze Katze besitzt, mehr Glück bei Männern haben.

Schwarze Katzen wurden auch gerne auf Schiffen gesehen. Sie galten als gutes Omen, sollten Stürme fernhalten und die Heimkehr sichern. Und natürlich Mäuse und Ratten jagen.

Im alten Ägypten verehrte man die Göttin Bastet als Beschützerin der Schwangeren, Mütter und Kinder, zudem noch zuständig für Freude, Musik und Tanz. Sie wurde erst als Mensch mit Katzenkopf und später vermehrt als komplette Katze dargestellt. Natürlich war sie schwarz.

Armer schwarzer Kater

Die vermeintliche Nähe der schwarzen Katze zu Zauberern und Hexen zeigt sich auch in Zaubersprüchen, die bis heute noch bei kleinen "Zauberlehrlingen" im Kindergarten verwendet werden: "Hokus Pokus Fidibus - dreimal schwarzer Kater"!

Straßenkatze in SpanienBild: joseantona/imageBROKER/picture alliance

Ein beliebtes Kinderspiel heißt "Armer schwarzer Kater": Ein Kind versucht ein anderes zum Lachen zu bringen, indem es als Kater vor ihm Blödsinn macht. Das andere Kind muss dabei dreimal "armer schwarzer Kater sagen" und darf dabei nicht lachen.

Warum sind schwarze Katzen eigentlich schwarz?

Eine Legende sagt, Gott habe vor dem Raben die schwarze Katze erschaffen. So soll sie die reinste schwarze Farbe abbekommen haben. Die Farbe ihres Fells hat mit Schöpfung oder Magie allerdings nichts zu tun, sondern mit Genetik. Das sogenannte B-Gen sorgt für die Produktion des dunklen Pigments Eumelanin, das das Fell und oft auch die Nase und Pfoten schwärzt. Die meisten schwarzen Katzen sind männlich. Der Grund: Das B-Gen liegt auf dem X-Chromosom, von denen Kater nur eins haben. Katzenweibchen haben zwei X-Chromosomen, und dass beide mit einem B-Gen belegt sind, kommt eben seltener vor.

Bei einigen schwarzen Katzen setzt sich hier und da auch ein weißes Haar durch...Bild: Sabine Fallend/imageBroker/picture alliance

Interessant: Die Genvariante, die das schwarze Fell verursacht, scheint auch Resistenzen gegen Krankheiten zu bieten - ähnlich wie beim Menschen bestimmte Gene vor HIV schützen. Das haben Forschende der National Institutes of Health, einer Behörde des US-Gesundheitsministeriums, herausgefunden.

Die dunkle Farbe kann für Katzen auch überlebenswichtig sein: als Tarnung in der Nacht und Schutz bei der Jagd.

Zwischen Poe und Popkultur

In Kunst und Kultur haben schwarzen Katzen ihren festen Platz. 1843 widmete Edgar Allan Poe ihr mit "Der schwarze Kater" eine gruselige Kurzgeschichte, in der es um Mord und Wahnsinn geht.

In der Popkultur wurde die schwarze Katze später zum Symbol des Coolen, Eigensinnigen und Rebellischen: In der TV-Serie "Sabrina - Total Verhext!" (1996) wurde der sarkastische Kater Salem mit seinen Kommentaren zum Kultcharakter.

Netflix setzte die Sabrina-Serie 2018 fort - natürlich mit Kater Salem Bild: Chris Pizzello/AP Photo/dpa/picture alliance

In der Zeichentrickserie "Sailor Moon" ist Luna, die sprechende schwarze Katze mit Mondzeichen, Mentorin und Beschützerin der Heldinnen - Symbol für weibliche Intuition und Weisheit.

In Tim Burtons Filmen wie "The Nightmare Before Christmas" oder "Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche" sind schwarze Katzen Teil seiner skurrilen Bildsprache - ästhetisch und melancholisch.

Mit dem Erfolg des Superheldenfilms "Black Panther" (2018) nahmen viele Menschen schwarze Hauskatzen auf und benannten sie nach Figuren aus dem Film - wie etwa T'Challa oder Shuri.

In der Rock- und Gothic-Kultur gilt die schwarze Katze als Symbol für Individualität und mystische Anziehungskraft, Eleganz, Unnahbarkeit und Stolz.

An Halloween stehen die schwarzen Katzen für das Zwielichtige: nicht eindeutig gut oder böse, sondern dazwischen. Vielleicht ist das auch ihr Reiz - sie verkörpern, was Halloween selbst ausmacht: das Spiel mit der Angst, die Lust am Geheimnisvollen.

Aberglaube mit Folgen

Trotz ihres Kultstatus kämpfen schwarze Katzen noch immer mit Vorurteilen, die über Aberglauben hinausgehen. In einer Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes aus dem Jahr 2020 bestätigten 48 Prozent der befragten Tierheime, dass Stubentiger mit schwarzem Fell schwerer zu vermitteln sind. Offenbar finden viele Menschen schwarze Katzen weniger schön und bevorzugen andersfarbige Tiere. Sie sind schwerer zu fotografieren und nicht so "instagramable" wie hellere Katzen.

Nicht so leicht zu vermitteln wie helle KatzenBild: Ph Lavieille/MAXPPP/dpa/picture alliance

Viele Tierheime vermitteln um Halloween keine schwarzen Katzen, um zu verhindern, dass sie als Partyrequisiten oder gar Opfer von Ritualen missbraucht werden.

Vom Schatten ins Rampenlicht

Heute versuchen Kampagnen, das Bild der schwarzen Katze zu korrigieren. Der 2011 in den USA ins Leben gerufene "Black Cat Appreciation Day" am 17. August und der "National Black Cat Day" am 27. Oktober im Vereinigten Königreich sollen zeigen, dass sie keine Unglücksboten sind, sondern schlicht Katzen mit Charakter. Der französische Schriftsteller Max O'Rell hat es im 19. Jahrhundert schon gut erfasst: "Ob eine schwarze Katze Glück oder Unglück bringt, hängt davon ab, ob man eine Maus oder ein Mensch ist."  

Vielleicht ist es an der Zeit, sie gerade an Halloween nicht als Schreckenssymbol, sondern als das zu sehen, was die schwarzen Samtpfoten wirklich sind: elegant, geheimnisvoll, unabhängig - und ein wenig magisch.

 

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online