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Schwarzes Selbstbewusstsein: Fotografien aus "Ebony"

29. April 2019

Die Zeitschriften "Ebony" und "Jet" haben Generationen schwarzer Jugendlicher geprägt. Auch den Ex-Präsidenten der USA, Barack Obama. Eine Ausstellung in Berlin zeigt Schätze aus dem Archiv des Verlegers John H. Johnson.

BG Ausstellung - The Black Image Corporation im Gropius Bau Berlin
Bild: Johnson Publishing Company, LLC.

Barack Obama gab der amerikanischen Zeitschrift "Ebony" vor und nach seiner Wahl zum Präsidenten der USA ein sehr persönliches Interview. Darin erinnerte er unter anderem an die Bedeutung des Magazins für seine eigene Karriere: "Als ich aufwuchs, waren die einzigen schwarzen Männer im Fernsehen Verbrecher oder Flip Wilson, der als eine Figur namens Geraldine gekleidet war", sagte er.

Die Johnson Publishing Company ist seit ihrer Gründung im Jahr 1942 ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte Afroamerikas. Der Verleger John H. Johnson setzte sich mit seinen Zeitschriften "Ebony" und "Jet" das Ziel, das Selbstbewusstsein der Afroamerikaner zu stärken. Über Schwarze von "Harlem bis Hollywood" sollten endlich "positive Bilder" veröffentlicht werden, wie auf der Website von "Ebony" zu lesen ist.

Moneta Sleet Jr. fotografierte nicht nur Martin Luther King, sondern auch ModeBild: Foto Courtesy: Johnson Publishing Company, LLC.

"Ebony" prägte afroamerikanische Kultur

Die erste Ausgabe von "Ebony" erschien im Herbst 1945, das Schwestermagazin "Jet" zog später nach. Die beiden Magazine zeigten erstmals afroamerikanische Ärzte, Rechtsanwälte, Geschäftsleute und schwarze Prominente - im Format und in der Aufmachung eines Hochglanzmagazins. Und das zu einer Zeit, als solche Publikationen normalerweise weißen, blonden Männern und Frauen vorbehalten waren. Verleger Johnson richtete sich bewusst an eine afroamerikanisches Publikum, das am Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit auch teilnehmen sollte.

Die Verlagsikone John H. Johnson starb 2005 im Alter von 87 Jahren, sechs Jahrzehnte nachdem das Magazin "Ebony" erstmals erschienen ist. Er blieb vielen Amerikanern in Erinnerung: Johnsons Begräbnis in Chicago begleiteten mehrere Bürgerrechtsführer sowie der frühere US-Präsident Bill Clinton.

Liegender Salto rückwärts? Model im Badeanzug, fotografiert von Isaac Sutton Bild: Johnson Publishing Company, LLC.

Bilder aus dem Archiv des John H. Johnson-Verlags

Die Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt Fotografien aus dem Archiv des John H. Johnson-Verlags. Der schwarze US-amerikanische Konzeptkünstler Theaster Gates hat als Gastkurator Aufnahmen der beiden Fotografen Moneta Sleet Jr. und Isaac Sutton dafür ausgewählt.

"Mit dieser Ausstellung möchte ich mit noch nie gesehenen Bildern aus der Johnson Collection die Arbeitsweise von Sleet und Sutton vorstellen. In ihren Fotografien erschaffen sie ikonische weibliche Momente und geben zudem kleine Einblicke in das alltägliche Leben der Menschen", so Gates. "Die Archive versammeln Schönheit und Black Female Power. Jetzt scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, in das visuelle Lexikon der USA einzutauchen und Bilder zu zeigen, die außerhalb meiner Community selten zu sehen sind." 

Der langjährige Ebony-Fotograf Moneta Sleet, der 1996 starb, schrieb mit seinen Fotos Geschichte – und er hielt sie im Bild fest. Sleet trat vor allem im Gefolge von Martin Luther King in Erscheinung. Ab 1955 war er mit seiner Kamera an dessen Seite, fotografierte King 1964, als er den Friedensnobelpreis entgegen nahm und 1965, als er den Protestmarsch der Bürgerrechtsbewegung von Selma nach Montgomery anführte.

Moneta Sleet fotografierte die Mode der 1960er JahrenBild: Johnson Publishing Company, LLC.

Im Mittelpunkt: Moneta Sleet Jr. und Isaac Sutton

Auch die Beerdigung von Martin Luther King am 9. April 1968 fotografierte Sleet. Fünf Tage zuvor hatte eine Scharfschützenkugel den Bürgerrechtsanführer tödlich getroffen. Allerdings musste sich Kings Witwe, Coretta Scott King, für ihn einsetzen.

Als sie feststellte, dass der Pressepool, der die Beerdigung ihres Mannes begleitete, keinen einzigen schwarzen Fotografen enthielt, drohte sie: Wenn Sleet nicht in die Kirche gelassen würde, gäbe es überhaupt keine Zulassung für die Fotografen, Punkt.

Sleets Foto von Mrs. King und der tränenüberströmten Tochter Bernice erschien in der Mai-Ausgabe 1968 von "Ebony". Damit gewann Sleet den renommierten Pulitzer-Preis, was ihn zum ersten afroamerikanischen Fotografen überhaupt machte, der diese höchste Auszeichnung für Nachrichten erhielt.

Ausstellungsansicht von The Black Image Corporation im Gropius-Bau in BerlinBild: Fondazione Prada/Delfino Sisto Legnani and Marco Cappelletti

Stöbern in der Ausstellung erwünscht

Der Martin Gropius Bau rückt neben dem fotografischen Werk von Sleet auch noch das von Isaac Sutton ins Blickfeld. Ein Fotograf, der ebenso prägend war für die Arbeit und die Aufmachung von Ebony. Mittlerweile musste der Johnson-Verlag Insolvenz anmelden und steht zum Verkauf.

Umso wichtiger, dass in Berlin eine Auswahl der insgesamt vier Millionen Fotos nochmal öffentlich zu sehen ist. Neben Original-Ausgaben von "Ebony" und "Jet" zeigt die Schau zehn großformatige Abzüge von Sleet und Sutton, sowie mehr als 100 weitere Fotos.

Wem das nicht reicht, der kann sich weiße Handschuhe überziehen und selbst aktiv werden. Stöbern in den ausgelegten Fotomappen ist ausdrücklich erwünscht.

Die Ausstellung "The Black Image Corporation" ist im Martin-Gropius-Bau in Berlin noch bis zum  28. Juli 2019 zu sehen.

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