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Schweden bauen Haus auf dem Mond

Agnes Bührig26. Februar 2009

In drei Jahren soll das erste Haus auf dem Mond stehen. Es wird rot sein, weiße Kanten haben und an Urlaube in Skandinavien erinnern. Ein schwedischer Künstler will dieses ambitionierte Projekt in die Tat umsetzen.

Landen auf dem Mond war gestern
Landen auf dem Mond war gesternBild: AP
Umzug der Zukunft?Bild: AP

2012 soll eine Rakete mit dem Material zum Hausbau Richtung Mond fliegen. An Bord soll sich ein kleiner Landungsroboter mit einem Bündel befinden, das sich nach dem Ausladen selbständig zu einem roten Haus mit weißen Kanten entfaltet: zehn Quadratmeter Grundfläche, bis zu zweieinhalb Meter Höhe.

Rostfrei aber verstrahlt

Ingenieure der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm tüfteln bereits an einem Prototyp. "Wir versuchen, eine möglichst große und leichte Konstruktion zu schaffen, die man möglichst klein zusammenfalten kann", erläutert der Initiator des Projekts, Mikael Genberg.

Außerdem sei man auf dem Mond mit besonderen Verhältnissen konfrontiert, die es beim Bau zu berücksichtigen gelte: "Auf dem Mond weht kein Wind. Weil es keine Feuchtigkeit gibt, kann auch kein Rost entstehen. Die Strahlung ist ziemlich stark, das kann zu Problemen führen. Auch die Temperaturschwankungen sind sehr stark. Das Baumaterial muss man sorgsam auswählen. Unser Ziel ist es, dass dieses kleine rote Haus mit weißen Kanten viele tausend Jahre dort oben steht", sagt der Künstler.

Querdenker gesucht

So geräumig wird das Haus auf dem Mond wohl nicht werdenBild: picture-alliance / Chad Ehlers

Wie das Ganze aussehen könnte, simuliert Mikael Genberg schon heute in seinem Büro in Västerås, eine Zugstunde westlich von Stockholm. In einer geräumigen, spärlich möblierten Etage eines alten Industriegebäudes hängt ein übergroßer, grauer Ball von der Decke. Darauf klebt ein kleines, rotes Häuschen. Im Hintergrund ist ein Plakat mit der Übersicht der Sponsoren zu sehen. Sie und ein Förderverein arbeiten an der Umsetzung der ungewöhnlichen Mondlandung. Bis zu 50 Millionen Euro könnte sie kosten.


Doch das sei es wert, sagt der 45-Jährige, schließlich gehe es um nicht weniger als die Verbesserung der Welt: "Der Gedanke ist, dass dieses Haus für etwas Größeres steht. Es soll die Grundlage für eine Stiftung bilden, die wir die ‚House on the Moon Foundation’ genannt haben." Das überschüssige Kapital soll für ideelle Projekte eingesetzt werden. "Zum Beispiel wollen wir einen jährlichen Preis vergeben und einen Treffpunkt anbieten, wo Menschen in neuen Bahnen denken. Auf diese Weise können wir Menschen inspirieren, gemeinsam für eine bessere Zukunft zu arbeiten", erläutert Genberg.

Das Unmögliche möglich machen

Außerdem werde die Jugend inspiriert, nicht vor dem Fernseher zu versauern, sondern sich den technischen Wissenschaften zuzuwenden. Schließlich sei Schweden ein Hochtechnologieland und das müsse gefördert werden, findet Genberg.


Ein Ansinnen, das in der Bevölkerung auf gemischte Reaktionen stößt. Die einen halten das Haus auf dem Mond für schier unmöglich. Für andere wie Karin Berglund, die an der Hochschule Mälardalen über Unternehmertum forscht, ist es ein gutes Beispiel, wie aus unglaublichen Ideen Projekte werden: "Zu konkretisieren, seine Vision in Worte zu fassen, davon zu erzählen und zu experimentieren – das kann man an diesem Projekt lernen", urteilt die Wissenschaftlerin.

Für den Künstler selbst ist das Haus auf dem Mond vor allem ein Beispiel dafür, wie man durch das Aufbauen von Netzwerken das Unmögliche möglich machen kann. Manchmal müsse sich Mikael Genberg aber in den Arm kneifen um zu glauben, dass das alles wahr ist.

"Er strahlt etwas Geistliches aus"

In Zukunft ändert sich hier wohl die Perspektive - mit dem Wetterhahn auf dem Mond?Bild: picture-alliance/ dpa

Das erste Mal bewusst über den Mond nachgedacht hat er 1969, als er als Sechsjähriger die erste Mondlandung im Fernsehen verfolgen durfte: „Damals wusste man noch nicht so recht, was man vom Mond zu halten hatte. Dieser Himmelskörper, so nah an der Erde, strahlt auch etwas Geistliches aus, wenn er nachts leuchtet.“ Was Mikael Genberg antreibt sei die Vorstellung, eines Nachts bei sternenklarem Himmel nach draußen zu gehen und sagen zu können: "Ja, es ging!", sagt der Künstler und versetzt sich gedanklich in das Jahr 2012: Mit einem starken Teleskop und etwas Glück könne man dann vielleicht ein kleines rotes Holzhaus auf dem Mond ausmachen.

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