Erinnerung an Nazi-Gräuel
11. April 2017Insgesamt waren mehr als 200 Menschen zusammengekommen, um den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers zu würdigen. Auf den Tag genau vor 72 Jahren waren die noch verbliebenen 21.000 Häftlinge des Lagers Buchenwald von amerikanischen Soldaten befreit worden, darunter mehrere hundert Kinder und Jugendliche.
In Erinnerung an den Zeitpunkt der Erlösung von dem Elend der Lagerhaft um 15.15 Uhr hielten die Teilnehmer eine Schweigeminute ein. Die SS war am 11. April 1945 geflohen, bewaffnete Häftlinge hatten das Lager übernommen. Aus den Lautsprechern klang an diesem sonnigen Tag damals der unerhörte Satz: "Kameraden wir sind frei", wie der Direktor der KZ-Gedenkstätte, Rikola-Gunnar Lüttgenau, auf dem einstigen Appellplatz sagte.
Von 1937 bis 1945 hatten die Nationalsozialisten fast 280.000 Menschen aus mehr als 50 Nationen auf den Ettersberg bei Weimar verschleppt.Unter den Häftlingen waren die Schriftsteller Jorge Semprún, Imre Kertész und der Publizist Elie Wiesel.
Etwa 56.000 Menschen waren in Buchenwald und seinen Außenlagern ermordet worden oder an Hunger, Kälte, den Folgen der Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie oder medizinischen Experimenten gestorben.
Erinnerung in Zeiten von AfD und anderen Nationalisten
An dem Totengedenken nahmen auch einige hochbetagte ehemalige Häftlinge aus mehreren Ländern Europas teil. Sie waren als Kinder oder Jugendliche in die Lager verschleppt worden. Die Erinnerung an Buchenwald sei aktueller denn je, sagte Lüttgenau. "Gerade weil wir in der Lage sind, uns produktiv zu erinnern, wissen wir, dass die geforderte Homogenität einer Gesellschaft, die die NPD, AfD und andere Nationalisten herbeisehnen, immer auf Ausgrenzung fußt."
Bei einer Feierstunde am Sonntag hatten Überlebende des Lagers ihre persönlichen Vermächtnisse an zukünftige Generationen verlesen. Darin forderten sie die Jugend auf, die Erinnerung an die Verbrechen des Nazi-Regimes und die Opfer wach zu halten.
uh/sti (dpa)