Suche nach vermissten Bergsteigern beendet
26. August 2017Weitere Murgänge, also Lawinen aus Schlamm und Geröll, seien nicht auszuschließen. Um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden, hat die Schweizer Polizei deshalb entschieden, die Suche nach den verschollenen acht Bergwanderern einzustellen. "Man muss auch die Retter schützen, damit es nicht noch mehr Opfer gibt", sagte Sandra Scianguetta, Sprecherin der Kantonspolizei Graubünden in Chur. Die Entscheidung für ein Ende der Suche sei außerdem aufgrund der schon verflossenen Zeit getroffen worden.
Von den vier Deutschen aus Baden-Württemberg, zwei Schweizern und zwei Österreichern fehlt seit dem ersten Bergsturz am Mittwoch jedes Lebenszeichen. Die Polizei geht davon aus, dass die Bergwanderer am 3369 Meter hohen Berg Piz Cengalo von dem Murgang überrascht wurden. Etwa vier Millionen Kubikmeter Fels waren ins Bondasca-Tal gedonnert und hatten sich dort mehrere Meter hoch aufgetürmt.
Der Klimawandel bringt mehr Bergstürze
Mehr als 100 Rettungskräfte suchten das Tal vom Piz Cengalo bis zum Schweizer Ort Bondo im Kanton Graubünden ab, ohne eine Spur der Vermissten. Am Freitag rutschten dann erneut Schlamm und Geröll ins Bondasca-Tal. Der Geologe Andreas Huwiler vom Graubündner Amt für Wald und Naturgefahren hatte vor diesem zweiten Bergrutsch gewarnt und schließt weitere Murgänge nicht aus. "Die größte Gefahr ist, wenn es in der Gegend mehrere Tage lang heftig regnet und gewittert", sagte der Geologe der "Neuen Zürcher Zeitung".
Die Bürgermeisterin des Ortes Bondo hat eine Mitverantwortung zurückgewiesen. Das Dorf habe alles getan, um Tote infolge von Erdrutschen zu verhindern, sagte Anna Giacometti vor Reportern auf eine entsprechende Frage. Die Gemeinde Bregaglia, zu der Bondo gehört, habe eine Menge Geld ausgegeben, um das Bondasca-Tal unter anderem mit Warnschildern und Auffangbecken für herabstürzendes Geröll abzusichern.
Experten sind sich sicher, dass auch der Klimawandel die Gefahr von Steinschlägen in den Alpen erhöht. Forscher des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos dokumentieren seit Jahren, dass Fels instabil wird, wenn Permafrost auftaut und Gletscher zurückgehen.
jv/as (dpa, ap, rtr)