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Neue Wirtschaftsmächte wollen Finanzkraft bündeln

Susanne Eickenfonder29. März 2012

Die fünf großen Schwellenländer rücken in ihrem Streben um größeren Einfluss in der Weltpolitik enger zusammen. Bei dem Gipfeltreffen der BRICS-Staaten geht es auch um die Gründung einer gemeinsamen Investitionsbank.

Gipfel der BRICS-Staaten in Neu Delhi (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Die Staats- und Regierungschefs der aufstrebenden Wirtschaftsnationen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) sind in Neu Delhi zu ihrem vierten Gipfeltreffen zusammengekommen. Sie wollen in der indischen Hauptstadt über die Schaffung gemeinsamer Institutionen beraten, um die Beziehungen untereinander und die Wirtschaft zu stärken.

"Es gibt ein großes und unerschlossenes Wachstumspotenzial", betonte Indiens Handelsminister Anand Sharma zum Auftakt. Die fünf rasant wachsenden Staaten stellen immerhin mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und erwirtschaften mit rund 13 Billionen US-Dollar (umgerechnet 9,9 Billionen Euro) ein Viertel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.

Gemeinsame Entwicklungsbank

Ein Schwerpunkt des Treffens ist die Schaffung einer gemeinsamen Bank, gewissermaßen als Gegenpol zur Weltbank. Sie soll Entwicklungs- und Infrastrukturprojekte finanzieren und könnte im Notfall auch als Kreditgeber in einer Finanzkrise fungieren, wie sie derzeit Europa durchmacht. Allerdings ist fraglich, ob das zu gründende Institut mit ausreichend Kapital ausgestattet werden kann. Denn die einzelnen Länder führen ja auch Geld an die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds (IWF) ab. Außerdem ging auch an den BRICS-Staaten die internationale Finanzkrise nicht spurlos vorbei. Gastgeber Indien signalisierte deshalb, das Projekt sei sehr ehrgeizig und werde einige Zeit brauchen.

Sinkendes Wachstum sogenannter BRIC-Staaten

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In der Vergangenheit hatten außerdem unterschiedliche Wirtschafts- und Politiksysteme in der Gruppe der Staaten aus vier Kontinenten sowie mitunter rivalisierende Interessen eine gemeinsame Position vereitelt.

Unzufrieden mit IWF-Reform

Die BRICS-Staaten kritisierten in Neu Delhi das langsame Tempo, das bei Änderungen an den Strukturen von IWF und Weltbank an den Tag gelegt werde. So hätten die USA noch immer nicht das entsprechende Dokument ratifiziert, mit dem die Schwellenländer mehr Stimmrechte im IWF erhalten sollen.

Unter Dach und Fach gebracht werden soll auf dem Gipfel eine engere Kooperation der Aktienmärkte der wirtschaftlich erstarkten Länder. Mit einer so gebündelten Finanzkraft wollen sie ihrem politischen Machtanspruch Geltung verleihen. Die Leitbörsen haben bereits eine Zusammenarbeit abgesprochen und wollen am Freitag damit beginnen, Finanzprodukte auf Aktienindizes auch der jeweils anderen BRICS-Staaten zu handeln. Damit können etwa Anleger in Hongkong auf Trends am brasilianischen Markt wetten, ohne sich der Gefahr von Wechselkursverwerfungen auszuliefern.         

Um Währungsrisiken zu minimieren, werden die Gipfelteilnehmer wohl auch vereinbaren, dass nationale Entwicklungsbanken an andere BRICS-Länder Kredite in deren Währungen vergeben können. Damit würden die Staaten im Handel untereinander auch unabhängiger vom US-Dollar. 

"Industriestaaten sollten sich in Acht nehmen"

Ferner suchen die BRICS-Länder nach Wegen, um den Druck auf die Industriestaaten zur Beseitigung der weltweiten wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu erhöhen. Brasilien will die anderen Länder dazu bringen, gemeinsam die Geldpolitik Europas und der USA als unfair zu brandmarken. Diese Verantwortung solle in einem gemeinsamen Abschlusskommunique deutlich gemacht werden, sagte der brasilianische Handels- und Industrieminister Fernando Pimentel. Niedrige Zinsen in den wachstumsarmen Industrieländern haben dazu geführt, dass die Finanzmärkte der Schwellenländer mit billigem Geld geradezu geflutet werden.

se/kle (rtr, dpa, afp, dapd)