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Schwere Anschlagsserie auf dem Sinai

1. Juli 2015

Etwa 70 islamistische Kämpfer haben eine konzertierte Aktion gegen die ägyptische Armee im Norden des Sinai gestartet. Die Angriffe erfolgten zeitgleich auf mehrere Wachposten. Zahlreiche Soldaten wurden getötet.

Eine Rauchsäule über dem Nord-Sinai (Foto: ap)
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. A. Schalit

Es ist eine der schwersten Anschlagsserien seit Monaten. Bei Attacken eines Ablegers der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) auf der Sinai-Halbinsel sind nach ägyptischen Behördenangaben zahlreiche Menschen getötet worden.

Kämpfer des IS vermeldeten über soziale Medien, sie hätten im Norden der Sinai-Halbinsel mehr als 15 Kontrollposten der ägyptischen Armee angegriffen. Die Dschihadisten gingen bei den Angriffen östlich von Al-Arisch unter anderem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeuge und Raketen vor.

Ägyptische Armee setzt Kampfhubschrauber ein

Nahe der Stadt Scheich Suweid lieferten sich später Armee und Polizei Feuergefechte mit den Angreifern. Nach Polizeiangaben verminten IS-Kämpfer die Umgebung des Kommissariats, um Verstärkungskräfte abzuhalten. Danach bezogen sie Stellung auf Dächern umliegender Häuser und griffen das Gebäude mit Panzerfäusten an. F-16-Kampfbomber der ägyptischen Armee griffen die Dschihadisten aus der Luft an.

"Angesichts der Zahl der Terroristen und der von ihnen eingesetzten Waffen handelt es sich um beispiellose Angriffe", zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen Offizier des ägyptischen Militärs.

Mehr als 30 Tote

Über die genaue Zahl der Opfer gab es zunächst keine Klarheit. Ein Sprecher der Armee erklärte, 10 Soldaten und 22 Angreifer seien ums Leben gekommen. Nach anderen Behördenangaben wurden mindestens 70 Menschen getötet. Unter den Toten sind diesen Angaben zufolge mindestens 36 Soldaten und Zivilisten sowie 38 Angreifer.

Zu den Angriffen bekannte sich in sozialen Netzwerken im Internet die ägyptische Gruppe Sinai-Provinz. Es hieß dort, die "Löwen des Kalifats" hätten angegriffen - eine Anspielung auf das vor einem Jahr ausgerufene grenzüberschreitende "Kalifat" des Islamischen Staats im Irak und in Syrien. Die Gruppe Sinai-Provinz hieß ursprünglich Ansar Beit al-Makdess. Nach einem Treueeid auf den Islamischen Staat änderte sie ihren Namen.

Immer wieder Gewalt auf dem Sinai

Nachdem das Militär den islamistischen Präsidenten Ägyptens, Mohammed Mursi, im Juli 2013 gestürzt hatte, ist die Gewalt auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel deutlich angestiegen. Seither sind verschiedene islamistische Gruppen in dem Gebiet zwischen Mittelmeer und Rotem Meer aktiv. Sie verüben immer wieder Anschläge auf Wachtposten, Streifen und Lager der ägyptischen Sicherheitskräfte, um eigenen Angaben zufolge die Unterdrückung der Mursi-Anhänger durch die ägyptische Militärregierung zu rächen. Die Halbinsel zwischen Mittelmeer und Rotem Meer ist auch ein beliebtes Touristenziel.

Rache der Islamisten erreicht Kairo

In dem Konflikt zwischen Islamisten und Armeeführung wurden bereits Hunderte ägyptische Soldaten und Polizisten getötet, vor allem im Norden der Halbinsel. Erst am Montag hatte ein Bombenanschlag in Ägyptens Hauptstadt Kairo den Generalstaatsanwalt Hischam Barakat getötet. Er war der Hauptankläger in zahlreichen Gerichtsprozessen gegen Anhänger der islamistischen Muslimbrüder.

cw/mak/stu (dpa, rtr, afp)

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