Labour bricht ein
2. Mai 2008Die Ergebnisse seien "sehr enttäuschend" gestand die stellvertretende Parteivorsitzende Harriet Harman am Freitag (2.5.2008) die schwerste Niederlage seit Jahrzehnten ein. Die Regierungspartei von Premier Gordon Brown müsse jetzt klar analysieren, "was die Menschen mit ihrer Stimmabgabe wirklich zum Ausdruck gebracht haben", sagte Harman. Bis zum Vormittag waren die meisten von insgesamt 159 Wahlkreisen ausgezählt.
Hochgerechnet auf das gesamte Land ist Labour nach einer Analyse des Senders BBC mit einem Stimmenanteil von lediglich 24 Prozent nur noch die drittstärkste politische Kraft. Die oppositionellen Konservativen liegen demnach mit 44 Prozent um 20 Prozentpunkte vor der Regierungspartei. Die Liberaldemokraten kamen auf 25 Prozent. Für Labour war es das schlechteste Kommunalwahlergebnis seit 40 Jahren.
Browns Finanzpolitik im Visier
Browns Stellvertreterin räumte indirekt ein, dass die Politik des bislang glücklosen Nachfolgers von Tony Blair im Amt des Premierministers zu der Niederlage beigetragen hat. Die Menschen würden sich in schwierigen Zeiten offenkundig "Sorgen um ihre finanzielle Lage machen", sagte Harman. Brown hatte erst kurz vor den Wahlen umstrittene Pläne zur Streichung von Steuererleichterungen für Normalverdiener aufgegeben.
Brown hatte kürzlich zugegeben, dass die Regierung wegen der internationalen Finanzkrise sowie der hohen Lebensmittel- und Benzinpreise harte Zeiten durchmache. Für den Regierungschef, der im Sommer 2007 die Nachfolge von Tony Blair angetreten hatte, war es die erste Wahl in seiner Amtszeit.
Kopf-an-Kopf-Rennen in London
Rund 13.000 Kandidaten bewarben sich um mehr als 4000 Sitze in 159 Gemeinde- und Stadträten und die 25-köpfige Londoner Stadtversammlung. Mit Spannung wird die Auszählung der Stimmen in London erwartet, wo sich der linke Labour-Politiker und Bürgermeister Ken Livingstone und sein konservativer Herausforderer Boris Johnson einen erbitterten Wahlkampf um das höchste Amt der Metropole geliefert hatten. Mit der Bekanntgabe des Londoner Ergebnisses wird nicht vor dem Abend gerechnet.
Schon bei der Kommunalwahl 2004 hatte Labour unter Blair eine vernichtende Niederlage erlitten, die vor allem auf die Unterstützung des Irak-Krieges zurückzuführen war. Damals war die Labour-Partei hinter den Konservativen und den Liberaldemokraten auf Platz drei abgerutscht. (rri)