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Vorwürfe gegen Gewichtheber-Weltverband

5. Januar 2020

Eine ARD-Dokumentation legt Korruption, Doping-Vertuschung und schwarze Kassen beim Gewichtheber-Weltverband offen. Eine Olympia-Dritte gibt Doping zu. Die Debatte um das Olympia-Aus der Sportart wird damit neu eröffnet.

Tamas Ajan - Präsident Gewichtheber-Weltverband: 2014 IWF World Championships
Tamas Ajan, Präsident des Gewichtheber-WeltverbandsBild: picture-alliance /dpa/I. Kovalenko

Der Weltverband der Gewichtheber IWF und sein Präsident Tamas Ajan geraten nach der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Der Herr der Heber" stark unter Druck. Der TV-Beitrag zeigt, wie der 80-jährige Ajan, der sich zu den Vorwürfen nicht äußern wollte, in den letzten 20 Jahren ein höchst illegales System etabliert haben soll.

So hätten fast die Hälfte der 450 Medaillengewinner der Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften von 2008 bis 2017 im Jahr ihres Erfolges keine einzige Trainingskontrolle absolviert. Bis zum Jahr 2009 sollen zudem enorme Zahlungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aus der Olympia-Vermarktung in den Bilanzen der IWF nicht aufgetaucht sein. Nach ARD-Recherchen konnte Ajan den Verbleib von mindestens 5,5 Millionen Dollar nicht erklären.

Olympia-Dritte verrät sich selbst

Rattikan Gulnoi (r.) wurde 2012 in London Olympia-Dritte -nun könnte sie ihre Medaille wieder verlierenBild: Getty Images/C. Sung-Jun

Neben Ajan muss auch die thailändische Gewichtheberin Rattikan Gulnoi mit Konsequenzen rechnen. Die Bronzegewinnerin von London 2012 und Weltmeisterin von 2014 gab vor versteckter Kamera zu, seit 2011 im Alter von 18 Jahren Anabolika genommen zu haben. Zudem berichtete sie, dass es Kinderdoping in Thailand gegeben habe - trotz enormer Nebenwirkungen. Die Verantwortlichen im Verband hätten sich weder um ihre Gesundheit geschert, noch um die anderer Athletinnen und Athleten.

Thailand gilt im internationalen Gewichtheben als Dopingsünder, wurde 2019 sogar von der WM im eigenen Land ausgeschlossen. Doch auch Länder wie Ägypten, Aserbaidschan, Russland oder Georgien sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen. Seit 2000 wurden mehr als 700 Dopingfälle aufgedeckt, über die Dunkelziffer kann nur spekuliert werden.

Gewichtheber international unter Dopingverdacht

Auch in weiteren Ländern wie Ungarn und Moldawien gibt es laut der ARD-Dopingredaktion Hinweise auf Vertuschung. Das IOC hatte auf diese Entwicklungen reagiert und der IWF ab 2017 nur noch den Status der bedingten Aufnahme ins Programm der Olympischen Sommerspiele 2024 eingeräumt. Im März 2019 jedoch wurden die Auflagen wieder gelockert, wegen "enormer Fortschritte". Die olympische Zukunft der Sportart steht nach der aktuellen ARD-Recherche erneut in der Diskussion.

og/fab (mit sid, dpa, sportschau.de)

 

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