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Schwierige Mission der Chemiewaffeninspekteure

Marcus Lütticke14. Oktober 2013

Zeit, den Friedensnobelpreis zu feiern, hat die OPCW nicht. In Syrien steht die Organisation für das Verbot chemischer Waffen vor der kompliziertesten Aufgabe ihrer Geschichte - der vorgegebene Zeitplan ist extrem eng.

Fahrzeuge der Vereinten Nationen vor einem Hotel in Damaskus (Foto: REUTERS/Khaled al-Hariri)
Bild: Reuters


Es ist eine gefährliches Aufgabe, die die Mitarbeiter der OPCW in Syrien übernommen haben. Nur wenige Kilometer von ihrem Hotel in der syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt, liefern sich die Armee von Machthaber Baschar al-Assad und die bewaffnete Opposition täglich Feuergefechte. Mitten in diesem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf bereits mehr als 100.000 Menschen getötet wurden, sollen sie die syrischen Chemiewaffen unschädlich machen.

Seit das Land auf internationalen Druck hin am 14. September einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Chemiewaffenkonvention gestellt hat, bereiten die Vereinten Nationen gemeinsam mit der OPCW die Mission vor. Die Zusammenarbeit mit Syrien laufe bislang sehr konstruktiv, sagte OPCW-Direktor Ahmet Üzümcü auf einer Pressekonferenz in Den Haag: "Die syrischen Behörden sind kooperativ."

Schneidbrenner und Trennschleifer

Anfang Oktober traf eine erste Delegation von 19 OPCW-Mitarbeitern in Damaskus ein. Insgesamt soll ein etwa 100-köpfiges Team entsandt werden. "Die ersten Inspektionen fanden am 6. und 7. Oktober statt", so Üzümcü. "Einige Gerätschaften wurden bereits zerstört."

Man habe Schneidbrenner und Trennschleifer eingesetzt, um Raketensprengköpfe, Fliegerbomben sowie Misch- und Füllgeräte zu zerstören. Die Arbeiten werden von der syrischen Armee selbst durchgeführt. Mitarbeiter der OPCW überwachen die Vorgänge lediglich. Die zeitlichen Vorgaben sind eng: Bis zum 1. November sollen laut UN-Sicherheitsrat alle Abfüll- und Mischanlagen für chemische Kampfstoffe zerstört sein.

Die Kampfstoffe unschädlich machen

Diese ersten Schritte seien relativ schnell und einfach umsetzbar, erklärt der Chemiewaffenexperte und ehemalige OPCW-Mitarbeiter Ralf Trapp im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Das sind rein mechanische Prozesse, die man da anwenden kann. Man kann Löcher rein bohren, man kann Rohrleitungen zerschneiden, man kann Beton in Mischbehälter einfüllen."

Dieser Prozess ist jedoch ganz entscheidend, da Nervengifte wie Sarin meist als sogenannte "binäre Kampfstoffe" eingesetzt werden - das bedeutet, dass das eigentliche Gift erst bei der Explosion der Granate gebildet wird. Die Grundstoffe, mit denen der Sprengsatz befüllt wird, sind für sich genommen vergleichsweise ungefährlich. Werden also die Sprengsätze sowie Misch- und Füllgeräte zerstört, sind diese Waffen nicht mehr einsetzbar.

Ein großer Teil der geschätzten 1000 Tonnen chemischer Kampfstoffe in Syrien soll in dieser Form vorliegen. Gefechtskörper, die bereits mit den Chemikalien bestückt wurden, können in speziellen Verbrennungsöfen unschädlich gemacht werden. Dieser Prozess ist jedoch weitaus aufwendiger und anspruchsvoller.

Verbrennung im Spezialofen

Die Firma Dynasafe ist eines der wenigen Unternehmen, das sich auf die Beseitigung solcher Kampfmittel spezialisiert hat. Das internationale Unternehmen mit deutschem Management hat Anlagen entwickelt, in denen komplett bestückte Gefechtskörper bei hohen Temperaturen in einem gasdichten und extrem robusten Behälter bei hohen Temperaturen unschädlich gemacht werden können. "Am Ende ist der Schrott so weit frei geglüht, dass er ins Recycling gehen kann. Und auch die Abgase sind so weit gereinigt, dass sämtliche Grenzwerte erfüllt sind", erklärt Manager Holger Weigel.

Ob die Firma auch in Syrien tätig wird, steht noch nicht fest. Bisher, so Geschäftsführer Wolfgang Gödel, gebe es von den zuständigen Stellen noch keine konkrete Anfrage. Man sei aber in der Lage, binnen kürzester Zeit auf einen solchen Auftrag zu reagieren. So gebe es mobile Öfen, die recht kurzfristig zum Einsatz gebracht werden könnten, aber nur für kleine Mengen sinnvoll seien. Der Aufbau einer kompletten Anlage würde hingegen Monate dauern.

Riskanter Transport

Das größte Problem bei der Zerstörung der C-Waffen in Syrien ist die Sicherheitslage. Zwar scheinen nach den bisherigen Erkenntnissen alle Produktions- und Lagerstätten des syrischen Regimes noch unter der Kontrolle der Armee zu sein. Aber ein Transport von Kampfstoffen zwischen verschiedenen Standorten, um sie an einer zentralen Stelle zu zerstören, scheint viel zu riskant.

Chemiewaffenexperte Ralf Trapp sieht die OPCW-Experten daher vor einer extrem schwierigen Mission: "Natürlich kann man nur die syrische Regierung als Staat rechtlich zur Kooperation verpflichten, während man bei der Opposition darauf angewiesen ist, an sie zu appellieren und sie aufzufordern, den Prozess entsprechend zu unterstützen."

Ralf Trapp sieht die OPCW vor einer schwierigen MissionBild: Privat
Für die nachhaltige Vernichtung chemischer Kampfstoffe sind - wie hier in Russland - oft ganze Anlagen notwendigBild: picture-alliance/dpa
OPCW-Direktor Ahmet Üzümcü zeigte sich zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den syrischen BehördenBild: Reuters
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