Sieben Frauen, kaum Minister mit Migrationshintergrund und gleich zwei Saarländer: Wie repräsentativ ist die neue Regierung für die deutsche Bevölkerung? Ein demografischer Blick auf das Kabinett Merkel IV.
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1. Die CSU zieht die Frauenquote nach unten
Sechs Ministerinnen gehören der neuen Regierung an, zudem ist mit Angela Merkel die Kanzlerschaft weiter in weiblicher Hand. Damit sind 43,8 Prozent des Bundeskabinetts weiblich - genau wie in der vorherigen Großen Koalition. Die Frauenquote im Bundestag ist mit knapp 31 Prozent deutlich geringer.
Die Hälfte der SPD-Ministerien wird von Frauen geführt, in der CDU sind sogar vier von sieben Kabinettsposten mit Frauen besetzt. Nur in der CSU hat man es nicht so mit Frauen in Spitzenpositionen: Verkehrs-, Entwicklungs- und Innenministerium werden mit Andreas Scheuer, Gerd Müller und Horst Seehofer von CSU-Männern geleitet.
2. Das Kabinett ist im Schnitt sieben Jahre älter als die deutsche Bevölkerung
Das Durchschnittsalter des neuen Kabinetts liegt bei 51 Jahren und zwei Monaten - das sind etwa sieben Jahre mehr als der Altersdurchschnitt der deutschen Bevölkerung.
Nur zwei Minister sind unter 40: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist 37, Familienministerin Franziska Giffey (SPD) 39 Jahre alt. Kabinettsältester ist Horst Seehofer (CSU) mit 68 Jahren, gefolgt von der fünf Jahre jüngeren Kanzlerin Merkel.
3. Minister mit Migrationshintergrund? Mangelware!
Biodeutsch, biodeutscher, Bundeskabinett: Einzig Justizministerin Katarina Barley hat einen Migrationshintergrund - ihr Vater ist Brite. Im Vergleich dazu hatten laut Statistischem Bundesamt 2016 etwa 13 Prozent aller Deutschen einen Migrationshintergrund: Sie oder mindestens einer ihrer Eltern wurden ohne deutschen Pass geboren. Die meisten davon stammen - anders als Barley - aus Spätaussiedler-Familien aus den ehemaligen Sowjetstaaten oder sie haben türkische Wurzeln.
4. Merkel ist die einzige Naturwissenschaftlerin unter vielen Politologen und Juristen
Alle künftigen Minister haben ein abgeschlossenes Studium. Physikerin Merkel ist die einzige Naturwissenschaftlerin im Kabinett. Sechs Minister haben Politikwissenschaft studiert, vier sind Juristen, drei Wirtschaftswissenschaftler und zwei Mediziner. Kanzleramtsminister Helge Braun ist Professor der Medizin, fünf weitere Kabinettsmitglieder haben einen Doktortitel, darunter die Kanzlerin.
5. Der Osten ist unter-, das Saarland überrepräsentiert
Kanzlerin Merkel, deren Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern liegt, und Franziska Giffey aus Berlin-Neukölln sind die einzigen Kabinettsmitglieder aus Ostdeutschland. Somit stammen 12,5 Prozent des Kabinetts aus dem Osten - im Vergleich zu knapp 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.
Mit Außenminister Heiko Maas (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) werden gleich zwei der wichtigsten Ministerien von Saarländern geleitet. Das kleinste Flächenbundesland ist damit klar überrepräsentiert - nur etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung lebt dort. Je drei Minister stammen aus den zwei bevölkerungsreichsten Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen (NRW).
Sieben Bundesländer stellen keine Kabinettsmitglieder: Baden-Württemberg (mit gut 10 Millionen Einwohnern direkt hinter Bayern und NRW), Schleswig-Holstein, Bremen und gleich vier neue Bundesländer: Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
6. Nur zwei Minister bleiben im Amt
Acht von 15 Ministern ziehen zum ersten Mal ins Bundeskabinett - darunter Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Mit Entwicklungsminister Gerd Müller und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bleiben zwei Minister aus der letzten Großen Koalition im selben Amt. Aus dem letzten Kabinett bleiben neben Angela Merkel zudem Heiko Maas, der vom Justiz- ins Außenministerium gewechselt ist, und Ex-Kanzleramtsminister Peter Altmaier.
Zehn Minister und die Kanzlerin sind außerdem Mitglieder des Bundestag. Nicht im Bundestag sitzen Horst Seehofer (CSU), CDU-Politiker Jens Spahn und Julia Klöckner sowie Olaf Scholz, Franziska Giffey und Svenja Schulze von der SPD.
Das ist das neue Kabinett Merkel
Wer sitzt mit Angela Merkel am Kabinettstisch, wenn die GroKo startet? Auch die SPD hat entschieden, wer auf welchen Stuhl rückt - mit einigen Überraschungen. CDU und CSU hatten ihre Ressorts bereits vergeben.
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka
Bald viel im Flieger: Heiko Maas
Das ist ein Aufstieg: Heiko Maas (51, SPD) wechselt vom Justiz- ins Außenministerium. Als Justizminister löste Maas mit einem Gesetz gegen Hass im Netz Debatten aus, stieß auf viel Widerspruch. Im Außenamt könnte er an Popularität gewinnen - vielleicht soll der Saarländer ja als nächster Kanzlerkandidat der SPD aufgebaut werden?
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Der Neue mit dem Auftrag schwarze Null
Olaf Scholz (59, SPD) ließ sich als Kandidat für das Finanzministerium nicht lange bitten, sich zum Credo seines Vorgängers Wolfgang Schäuble (CDU) zu bekennen. Auch der bisherige Erste Bürgermeister Hamburgs will die schwarze Null sichern und keine neuen Schulden machen. Das steht im Koalitionsvertrag, gefällt aber nicht allen in der SPD. Scholz wird auch Vizekanzler.
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Arbeit für Hubertus Heil
Der frühere SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, 45, wird neuer Minister für Arbeit und Soziales. Der Niedersachse bekommt damit ein Riesenministerium. Das BMAS, so die offizielle Abkürzung, hat ein Haushaltsvolumen von deutlich über hundert Milliarden Euro und ist damit mit Abstand das Bundesministerium mit den höchsten Ausgaben.
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Jung und aus dem Osten
Auch ohne Seilschaften in der Bundestagsfraktion kann man sich also hocharbeiten: Franziska Giffey (39, SPD), bislang Bürgermeisterin im Berliner Bezirk Neukölln, wird Familienministerin. Giffey gilt als Verfechterin von Recht und Ordnung. Damit hat sie sich im als "Problembezirk" bezeichneten Neukölln einen Namen gemacht. Sie gilt als konservativ.
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Frau Schulze von der SPD
Ministererfahrung hat sie bereits, allerdings auf Landesebene. In Nordrhein-Westfalen (NRW) führte Svenja Schulze (49, SPD) bis 2017 das Forschungsministerium. Seit dem Ausscheiden ihrer Partei aus der Landesregierung ist sie Generalsekretärin in NRW. Sie folgt nun der scheidenden Umweltministerin Barbara Hendricks nach.
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"Universalwaffe" der SPD ins Justizressort
Katarina Barley (49, SPD), ist amtierende Familienministerin und soll in Zukunft für Justiz verantwortlich sein. Sie übernimmt das Ressort von ihrem Parteifreund Heiko Maas, der Außenminister werden soll. Zuletzt hatte sich Barley vor allem für eine Stärkung von Frauenrechten eingesetzt. Sie fordert: "Wir brauchen den Gender-Blick in allen Ministerien."
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Merkels Mann für alle Fälle
Auf Peter Altmaier (59, CDU) als Kanzeramtsminister konnte und hat sich seine Chefin stets verlassen, auch in der umstrittenen Flüchtlingspolitik. Jetzt soll er das Ministerium für Wirtschaft und Energie übernehmen. Nach dem Verlust des Finanzministeriums an die SPD gilt es als besonders wichtiges Ressort für den starken Wirtschaftsflügel in der CDU.
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Ganz nah bei der Kanzlerin
Auch Helge Braun (45, CDU) ist ein Mann, dem Angela Merkel vertraut, heißt es in Berlin. Bisher war er Staatsminister bei der Bundeskanzlerin. Jetzt soll er Peter Altmaier als Kanzleramtschef folgen. Der gelernte Notfallmediziner soll dafür sorgen, dass der Betrieb rund um Merkel reibungslos läuft.
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Bundeswehr weiter die Richtung weisen
Ursula von der Leyen (59, CDU) stand zuletzt bei der Frage der Ausrüstung und Einsatzbereitschaft der Truppe gehörig unter Druck. Von der Leyen, die bereits als Familienministerin mit Merkel regierte, wird auch als nächste NATO-Generalsekretärin gehandelt. Doch in Brüssel steht der Amtswechsel erst in zwei Jahren an. Mindestens bis dahin soll sie Verteidigungsministerin bleiben.
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Senkt den Altersschnitt, kennt ihr Ressort
Julia Klöckner (45, CDU) kommt aus Rheinland-Pfalz im deutschen Südwesten, einem Bundesland mit viel Landwirtschaft und Weinbau. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende ist schon lange in Berlin präsent und mit der Kanzlerin vertraut. In der nächsten Regierung soll sie das Landwirtschaftsministerium leiten, hier war sie schon einmal zwei Jahre lang als parlamentarische Staatssekretärin tätig.
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Jung, kritisch, ehrgeizig
Jens Spahn (37, CDU) soll nun Gesundheitsminister werden. Er kommt aus dem starken Landesverband Nordrhein-Westfalen und gilt als Merkel-Kritiker, der in ausländischen Medien schon als ihr möglicher Nachfolger gehandelt wurde.
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Das Kaninchen aus dem Zylinder
Mit Anja Karliczek (46, CDU) hat Merkel eine Chefin für das Bildungsministerium benannt, die wohl die wenigsten auf dem Schirm hatten. Die Diplom-Kauffrau hat im September zum zweiten Mal in Folge das Direktmandat im Wahlkreis Steinfurt III (NRW) geholt und ist seit Januar 2017 Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Bild: imago/M. Popow
Die Frau für Kultur und Medien
Um Kultur kümmert sich in der deutschen Regierung traditionell kein eigenes Ministerium, sondern eine Kulturstaatsministerin im Kanzleramt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien ist Monika Grütters (56, CDU) und sie soll es auch bleiben. Union und SPD wollen Kultur in ganz Deutschland fördern. Grütters sieht Kultur als "Brückenbauerin in einer vielfältigen Gesellschaft".
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka
Neue Heimat für den CSU-Chef
Horst Seehofer (68, CSU), seit 2008 bayerischer Ministerpräsident, soll neuer Innenminister werden. Der hartnäckigste Verfechter der Obergrenze in der Flüchtlingsdebatte soll mehr Verantwortung bekommen als sein Vorgänger Thomas de Maizière: Seehofer hat sich für sein Ministerium auch die Themen Heimat und Bau gesichert.
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Rückkehr ins Verkehrsministerium
Andreas Scheuer (43, CSU) war als Generalsekretär ganz seiner Partei verpflichtet. Doch er hat auch schon Erfahrungen in der Bundespolitik aufzuweisen. Bis 2013 war er parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Jetzt soll er selbst das Verkehrsministerium übernehmen, zu dem auch das Ressort Digitales gehört.
Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/S. Babbar
Gerd Müller bleibt
Kein Minister außer dem Außenminister ist wohl weltweit so sehr auf Achse wie der Entwicklungsminister. Gerd Müller (62, CSU), der bisherige Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wie es offiziell heißt, soll auch weiter die verschiedenen Kultur- und Klimazonen der Erde bereisen. Fluchtursachen durch Entwicklung bekämpfen, das bleibt eine seiner großen Aufgaben.
Bild: picture alliance/dpa/H. Hans
Soll dirigieren: Merkel IV
Mehr als fünf Monate musste Angela Merkel (63, CDU) warten - jetzt ist so gut wie sicher, dass sie zum vierten Mal Chefin eines Bundeskabinetts wird. Läuft alles nach Plan, dann dürfte sie am 14. März zum vierten Mal als Bundeskanzlerin vereidigt werden.