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Politik

Seehofer lässt bei Ankerzentren nicht locker

5. August 2018

Eigentlich hat er Urlaub, beim ARD-Sommerinterview wollte Horst Seehofer aber doch Stellung beziehen. Er stand zuletzt massiv in der Kritik. Der CSU-Chef bereut nichts - und nimmt sich die Koalitionspartner vor.

Deutschland Berlin Sommerinterview Horst Seehofer
Innenminister Seehofer bleibt - trotz aller Kritik - bei seiner Linie Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Bei den umstrittenen sogenannten Ankerzentren für Asylbewerber will CSU-Chef Horst Seehofer die Koalitionspartner CDU und SPD in die Pflicht nehmen. Seehofer forderte Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sowie die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles auf, sich bei den Ländern stärker für die Einrichtung solcher Zentren einzusetzen. "Der Koalitionsvertrag gilt", sagte der Bundesinnenminister im ARD-Sommerinterview. "Und nun müssen die Parteivorsitzenden der anderen Parteien dafür sorgen, dass diese Ankerzentren auch durchgesetzt werden. Die CSU in Bayern hat es durchgesetzt."

Die Ministerpräsidenten sind am Zug

Nahles und Merkel sollten sich bei den Ministerpräsidenten ihrer Parteien für Ankerzentren einsetzen. "Wir müssen solange an dem Thema dranbleiben, bis die Ministerpräsidenten in ihren Landesregierungen dies auch durchsetzen", sagte Seehofer. Es gehe um Glaubwürdigkeit. Auf die Frage, ob er sich von Merkel diesbezüglich mehr Unterstützung wünsche, sagte der CSU-Chef: "Ja."

In Bayern haben Anfang August die bundesweit ersten Ankerzentren die Arbeit aufgenommen, insgesamt sieben. Die Einrichtungen sollen Asylverfahren und damit auch Abschiebung oder Rückführung derjenigen Migranten beschleunigen, die kein Bleiberecht haben. Die Ankerzentren sind ein Teil von Seehofers "Masterplan Migration". Außer Bayern ist aber laut Bundesinnenministerium bisher nur Sachsen bereit, sich mit dem Modellstandort Dresden zu beteiligen. Das Saarland habe Interesse bekundet.

Seehofer äußerte sich auch zu den Verhandlungen über Migrationsabkommen mit anderen EU-Staaten. Er hoffe, dass es in der kommenden Woche Klarheit darüber geben werde, ob diese Abkommen klappen. Möglicherweise müssten die Regierungschefs wegen der Komplexität noch einmal darüber reden.

Mit Griechenland und Italien reden

Seehofer nannte explizit Verhandlungen mit Griechenland und Italien. Er werde das Ergebnis Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Koalition vorlegen. "Und dann muss entschieden werden, ob wir ein eventuelles Ergebnis akzeptieren als Koalition."

Der CSU-Chef äußerte sich aber erneut skeptisch über den Ausgang der Verhandlungen zur Rücknahme von Migranten, die von dort nach Deutschland kommen. Die Schwierigkeit bestehe darin, dass die Partner eine Gegenleistung verlangten. Es gehe darum, dass für den Fall, dass Deutschland bestimmte Migranten zurückführe, Griechenland und Italien wollten, dass umgekehrt Deutschland andere Flüchtlinge aus den Ländern übernehme. "Das würde die deutsche Bevölkerung nicht verstehen, wenn wir mehr aufnehmen als an der Grenze zurückweisen", sagte Seehofer.

Er bekräftigte damit frühere Aussagen. CDU und CSU hatten nach langem asylpolitischen Streit Verhandlungen mit anderen EU-Staaten über Migrationsabkommen vereinbart, am Ende auch mit Zustimmung des Koalitionspartners SPD. Für den Fall, dass die Gespräche scheitern, hatte Seehofer mit Zurückweisungen von bestimmten Migranten an den Grenzen im Alleingang gedroht. Merkel hatte nationale Alleingänge abgelehnt.

Bislang können sich die Bundesländer nicht mit Ankerzentren anfreunden - noch gibt es sie nur in BayernBild: picture-alliance/dpa/S. Puchner

Der CSU-Chef wies Kritik an Äußerungen von ihm zur Asylpolitik zurück. Auf die Frage, ob er Aussagen bereue, sagte er, er habe sich da sehr genau geprüft: "Ich komme nicht zu dem Ergebnis, dass hier falsche Sätze geprägt wurden." Dagegen seien aber er und seine Partei mit Sätzen und Attributen konfrontiert worden, über die sich niemand aufgeregt habe: "Wir sind in Bezug gesetzt worden zu Mördern, zu Rassisten, zu Terroristen, zu Nazis."

Der Begriff "Asyltourismus", für den die CSU ebenfalls kritisiert worden war, sei eine Formulierung, die die EU-Kommission in einem Bericht verwendet habe. Darüber habe sich seit 2008 niemand aufgeregt. "Bei der CSU kommt sofort die Sprachpolizei und will uns bevormunden, was wir sagen dürfen", sagte Seehofer.

haz/ie (dpa, rtr)

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