Bis heute inspiriert die sagenumwobene Stadt Künstler, Maler, Filmemacher und Archäologen. Besucher des British Museum in London können jetzt dank altertümlicher und zeitgenössischer Exponate auf Spurensuche gehen.
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Troja: Helden einer sagenumwobenen Stadt
Die Schlacht von Troja ist vielen ein Begriff. Wer aber waren die Protagonisten - und was genau haben sie bewirkt? Wir stellen Ihnen Paris, Helena, Achilles und weitere Helden der griechischen Saga vor.
Bild: Courtesy Ronald Feldman Fine Arts, New York
Paris, der Entscheider
Eines Tages erscheint Götterbote Hermes bei Paris, dem trojanischen Königssohn, und bittet ihn, einen Apfel an die aus seiner Sicht schönste Göttin zu übergeben: Hera, Athene oder Aphrodite. Paris entscheidet sich für die Letztere. Die beiden übrig Gebliebenen schwören ewige Rache - keine guten Aussichten für Troja. US-Künstlerin Eleanor Antin setzte diese schicksalhafte Entscheidung in Szene.
Bild: Courtesy Ronald Feldman Fine Arts, New York
Helena, die Geraubte
Paris trifft noch eine weitreichende Entscheidung. Während einer Reise nach Sparta verliebt er sich in Helena (hier gespielt von Diane Kruger in dem Film "Troja" von 2004). Diese war ihm zuvor von Aphrodite versprochen worden, als Dank für sein Apfel-Urteil. Paris nimmt Helena mit nach Troja, obwohl sie eigentlich mit dem König von Sparta verheiratet ist: Der Trojanische Krieg bricht aus.
Bild: imago/United Archives
Agamemnon, der griechische Anführer
Außer sich vor Wut segelt Agamemnon, oberster Heerführer der Griechen, Richtung Troja. Das Problem: Windstille. Um weiterzukommen soll er seine Tochter Iphigenie der Göttin Artemis opfern. Im letzten Moment erbarmt sich die Göttin und legt statt Iphigenie eine Hirschkuh auf den Altar. Diese Nachbildung der "Totenmaske des Agamemnon" ist eines der Fundstücke des deutschen Archäologen Schliemann.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck
Priamos, der letzte König Trojas
"Ich unseliger Mann! Die tapfersten Söhn' erzeugt ich weit in Troja umher, und nun ist keiner mir übrig!" klagt König Priamos, hier auf einer Silberschale verewigt, ein Exponat des Dänischen Nationalmuseums. Berühmt wurde die Stadt durch Homers Epos "Ilias". Dort wird ein zehnjähriger Krieg beschrieben. Am Ende ist Troja zerstört.
Bild: National Museet Denmark
Achilles, der (fast) Unverwundbare
Er ist der tapferste Krieger von allen - ausgestattet mit weltbekannter Ferse, der einzig verwundbaren Stelle seines Körpers. Auf der Seite der Griechen gewinnt Achilles zahlreiche Kämpfe. Doch am Ende erwischt ihn ein Pfeil von Paris an der Ferse und er stirbt. Dieser verhängnisvolle Pfeil der Achilles-Skulptur von 1825 wurde eigens für die Londoner Ausstellung neu vergoldet.
Bild: The Devonshire Collections
Odysseus, der Listige
Eigentlich wollte er gar nicht mitmachen. Doch als Verbündeter des Königs von Sparta hat Odysseus keine Wahl. Er zieht in den Trojanischen Krieg und avanciert zu einem gefeierten Krieger, der bekannt ist für seine außergewöhnlichen Listen. Berühmt ist seine Heimreise: Eine zehnjährige Irrfahrt mit allerlei Abenteuer, verewigt in der "Odyssee" von Homer - und auf Leinwand mit Kirk Douglas (1954).
Bild: picture alliance/dpa
Penthesilea, die Mutige
Als sich die Schlacht um Troja zuspitzt, eilt Penthesilea den Trojanern zur Hilfe. Sie ist die Königin der Amazonen, jener kriegerischen Frauen, die gefürchtet und zugleich verehrt wurden. Gegen sie hatte kaum ein Mann eine Chance. Achilles aber gelingt es, Penthesilea zu überwältigen, hier zu sehen auf einem 2500 Jahre alten Gefäß. Als Achilles ihr den Helm abzieht, verliebt er sich in sie.
Bild: The Trustees of the British Museum
Das trojanische Pferd
Der Mythos um dieses hölzerne Pferd stiehlt allen Protagonisten die Show: Zehn Jahre kämpften die Griechen erfolglos gegen Troja. Dann hatten sie die alles entscheidende Idee: Sie versteckten sich im Bauch eines riesigen Pferd aus Holz. Die Trojaner holten den Holzgaul nichtsahnend herein - und wurden so von den Griechen überwältigt. Auch in Wolfgang Petersens "Troja" eine spektakuläre Aktion.
Bild: picture-alliance/United Archives
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Welche Bedeutung Troja einst hatte, darüber streiten sich die Altertumsforscher. Unbestritten ist jedoch die Faszination für die Stadt, deren Schicksal in einem der weltweit ältesten Epen, "Ilias" von Homer, bereits vor rund 2800 Jahren verewigt wurde. Mythos oder Realität? Dieser Frage geht derzeit eine Ausstellung im Britischen Museum in London bis zum 8. März 2020 nach.
Dabei geht es nicht nur um archäologische Untersuchungen. Vielmehr zeigen die insgesamt 300 Exponate, welchen Sog der Trojanische Krieg und seine Helden bis heute auf Literatur, Malerei, Musik, Volksbräuche - und auch auf Kriegsführung hat. So startet die Ausstellung mit einer Installation des britischen Bildhauers Anthony Caro, der Parallelen zwischen der Brutalität der Trojanischen Kriege und dem Balkankonflikt der 1990er Jahre zieht. Zu sehen ist hier ebenfalls das Gemälde "Rache des Achilles" des expressionistischen US-Malers Cy Twombly, das eine blutige Speerspitze zeigt.
Komplexe Helden
"Wir erkennen uns in den menschlichen Aspekten der Hauptakteure wieder", erklärte Chefkuratorin Alexandra Villing über "Troja: Mythos und Realität" gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Daher finden sich auch eine Reihe zeitgenössischer und auch popkultureller Ausstellungsstücke wie etwa Plakate zum Hollywood-Film "Troja" mit Brad Pitt von 2004 oder literarische Bezüge von Schriftstellerinnen wie Christa Wolf, Pat Barker und Margaret Atwood.
In der Schau wird zudem deutlich, wie komplex die Persönlichkeiten der Protagonisten des Trojanischen Krieges waren. "Die Helden sind zugleich auch die Mörder. Es geht um Zerstörung, Gewalt, Konflikt, Trauer und Verlust", sagte Hartwig Fischer, Direktor des Britischen Museums. "Diese Ausstellung ist ein Appell, Gewalt und Zerstörung zu beenden."
Archäologe im Troja-Rausch
Ob Mythos oder Realität - dazu hat entscheidend auch der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann beigetragen, der in den 1870er Jahren nach der sagenumwobenen Stadt suchte - und auf dem Hügel Hisarlık in der Provinz Çanakkale in der nördlichen Türkei fand. Die Ausstellung, die erste große Troja-Schau in London seit Schliemann hier 1877 seine Funde präsentiert hatte, widmet seinen Ausgrabungsarbeiten eine eigene Sektion und hinterfragt kritisch seine Methoden und voreilig gezogenen Schlüsse.
So weiß man heute, dass seine Funde nicht dem Zeitraum des sagenumwobenen Trojanischen Krieges zugerechnet werden können. Heinrich Schliemann habe übertriebene Angaben über seine Funde gemacht, um seine Theorie zu untermauern, heißt es in der Ausstellung. "Er war ein großer Eigenpublizist, und wir wissen heute, dass er falsch lag. Sein Troja war rund 1000 Jahre zu früh", sagt Kuratorin Villing.
Die große Troja-Schau zeigt neben den Schliemann-Exponaten noch viele weitere archäologische Funde. Rund ein Drittel der Ausstellungsstücke sind Leihgaben aus den Staatlichen Museen Berlin.