Seilschaften kappen!
14. März 2013DW: Der neue Papst hat sich den Namen Franziskus gegeben. Halten Sie das für programmatisch?
Ich glaube schon. Wir wussten ja gar nicht, dass es diesen Namen in der ganzen Kirchengeschichte seiner 265 Vorgänger noch gar nicht gegeben hat. Der Name Franziskus erweckt positive Assoziationen. Er steht für jemand, der eine Kirche der Armen predigt, eine Kirche der Ökologie predigt, der am Anfang des Establishments von der Kirche gar nicht ernst genommen wurde. Insofern ist es ein gutes Zeichen für eine arme Kirche, die wieder mehr den Menschen zugewandt ist.
Man spricht von einem ganzen Reformpaket, das notwendig wäre. Was halten sie für die wichtigste Aufgabe des neuen Papstes?
Ich glaube, die wichtigste Aufgabe für ihn liegt wirklich hier in Rom. Das ist ja auch deutlich geworden bei der Rücktrittsrede, dass Papst Benedikt XVI. nicht nur wegen des Alters oder einer Krankheit zurückgetreten ist, sondern es war die Führungsschwäche, die er im Vatikan selber erlebt hat. Es war ihm nicht mehr möglich, den Vatikan wirklich zu steuern. Ich denke, hier an der Spitze muss deutlich und möglichst schnell aufgeräumt werden.
Herr Weisner, was wünschen Sie dem neuen Papst?
Ich wünsche ihm eine starke Kraft, die Aufgaben, die vor ihm liegen, zu bewältigen. Dazu braucht es Augenmaß und eine volle Energie. Denn es gibt in Rom in der Kurie ganz starke Seilschaften, auch von Gruppierungen wie Opus Dei und Comunione et Liberazione. Und es ist wichtig, diese Seilschaften wirklich zu kappen, hier einen anderen, transparenten Regierungsstil einzuführen in der Kirchenleitung von 1,2 Milliarden Menschen. Das ist eine Herkulesaufgabe. Das kann der Papst nicht alleine schaffen. Deshalb muss er auch ein gutes Gespür dafür haben, wen er sich hier als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vatikan holt.