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KonflikteDeutschland

Selenskyj mit Karlspreis ausgezeichnet

14. Mai 2023

Die Verleihung der Auszeichnung in Aachen fand statt im Rahmen des ersten Deutschland-Besuches des ukrainischen Präsidenten seit Kriegsbeginn. Wolodymyr Selenskyj kam aus Berlin angereist.

Der ukrainische Präsident  Wolodymyr Selensky erhält die Auszeichnung aus den Händen der Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. Links der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden
Selenskyj mit der Aachener Oberbürgermeisterin Keupen und dem Vorsitzenden des Karlspreis-Direktoriums, LindenBild: Federico Gambarini/AP Photo/picture alliance

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit dem diesjährigen Karlspreis ausgezeichnet worden. Selenskyj sprach von einer große Ehre. Er stehe hier für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die jeden Tag für ihre Freiheit und für die Werte Europas kämpften, sagte Selenskyj in seinem Dankeswort. "Jeder von ihnen würde es verdienen, hier zu stehen." Der Staatschef betonte, dass die Ukraine nichts lieber wolle als den Frieden - dieser könne in dem derzeitigen Konflikt aber nur mit einem Sieg gewonnen werden. Der Krieg in der Ukraine entscheide auch über das Schicksal Europas, weil es Russland darum gehe, die Geschichte der europäischen Einigung ungeschehen zu machen. Russland sei "zu jeder Grausamkeit und Gemeinheit fähig". Selenskyj bekräftigte in diesem Zusammenhang die Forderung nach einem Beitritt seines Landes zur EU und zur NATO. 

Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz die Ukraine und ihren Präsidenten für ihren beharrlichen Widerstand gegen die russischen Truppen gewürdigt. "Der Freiheitswille und die Widerstandskraft in dunkler Zeit spenden Hoffnung und Inspiration weit über die Ukraine hinaus", sagte Scholz in seiner Laudatio. An der Spitze der Ukraine verteidige Selenskyj "die Werte, für die Europa steht". Der Krieg habe zudem die Europäische Union und die Ukraine zugleich so eng zusammengebracht wie nie zuvor. Die Ukraine könne sich weiterhin "auf unsere volle Unterstützung verlassen". Dies gelte auch für die Bestrebungen Kiews, Mitglied der EU zu werden.

Gratulierte dem neuen Karlspreisträger in Aachen: Bundeskanzler ScholzBild: Ina Fassbender/AP Photo/picture alliance

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte Selenskyjs Mut und seine "unerschütterliche Standhaftigkeit". Der Präsident und das ukrainische Volk kämpften "für genau die Werte und die Verpflichtung, die dieser Preis verkörpert", sagte von der Leyen. "Und damit kämpfen sie zugleich für unsere Freiheit und unsere Werte." Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nannte Selenskyj einen Verteidiger europäischer Werte. Er sei "ein großer europäischer Führer", ein "Held" und herausragender Staatsmann des 21. Jahrhunderts. Russlands "barbarische Angriffe" seien dagegen der Gegenpol zum freien Europa, das von der Ukraine verteidigt werde.

Der seit 1950 verliehene Aachener Karlspreis gilt als eine der wichtigsten europäischen Auszeichnungen. Zu den Preisträgern gehören unter anderem Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der französische Präsident Emmanuel Macron und Papst Franziskus.

Erster Besuch Selenskyjs seit Kriegsbeginn

Der ukrainische Präsident war in der Nacht zum Sonntag in Deutschland gelandet. Es war sein erster Besuch hierzulande seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Zum Auftakt seines Besuches in Berlin hatte ihn Bundespräsident  Frank-Walter Steinmeier in seinem Amtssitz Schloss Bellevue empfangen.

Selenskyj dankte Deutschland für die Unterstützung im Abwehrkampf gegen den Angriffskrieg Russlands. "In der schwierigsten Zeit in der modernen Geschichte der Ukraine hat sich Deutschland als unser wahrer Freund und verlässlicher Verbündeter erwiesen, der im Kampf für die Verteidigung von Freiheit und demokratischen Werten entschieden an der Seite des ukrainischen Volkes steht", schrieb Selenskyj auf Englisch ins Gästebuch. Persönlich bedankte sich Selenskyj bei Steinmeier für dessen Unterstützung. Er dankte auch dem deutschen Volk für dessen "fantastische Solidarität". Nach dem Eintrag ins Gästebuch folgte ein Gespräch des Bundespräsidenten mit dem ukrainischen Gast.

Deutschland als "wahrer Freund" der Ukraine: Selenskyj trägt sich ein ins Gästebuch des BundespräsidentenBild: Michele Tantussi/REUTERS

Im Anschluss empfing ihn Kanzler Scholz mit militärischen Ehren im Kanzleramt. Nach einem Gespräch unter vier Augen und einer weiteren Unterredung im kleinen Kreis traten beide vor die Presse. Selenskyj würdigte die neue militärische deutsche Hilfe als sehr wichtig für sein Land. "Der Umfang der deutschen Hilfe ist der zweitgrößte nach den USA." Scholz betonte, dass Deutschland die Ukraine weiter unterstützen werde. Selenskyj bat Deutschland, sein Land in einer Koalition mit anderen Partnern durch die Lieferung moderner Kampfjets zu unterstützen. Die Ukraine arbeite während seines Besuchs in europäischen Hauptstädten daran, eine solche Koalition zu schaffen. Scholz äußerte sich dazu zurückhaltend.

Auf die Frage, ob die Waffenlieferungen aus dem Westen für eine ukrainische Offensive ausreichten, sagte Selenskyj lächelnd: "Noch einige Besuche, dann ist es ausreichend." Angesprochen auf Befürchtungen, ukrainische Streitkräfte könnten mit moderneren westlichen Waffen auch russisches Staatsgebiet angreifen, versicherte der Präsident: "Wir greifen das russische Territorium nicht an. Wir befreien unser gesetzmäßiges Gebiet."

Deutschland schnürt neues Militärpaket

Erst am Samstag hatte die Bundesregierung ein neues milliardenschweres Waffenpaket für die Ukraine angekündigt. Das Land werde Militärhilfe im Wert von rund 2,7 Milliarden Euro erhalten, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. "Mit diesem wertvollen Beitrag an dringend benötigtem militärischen Material zeigen wir einmal mehr, dass es Deutschland mit seiner Unterstützung ernst ist", sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Geliefert würden unter anderem 30 Leopard-1-Panzer, 20 Marder-Schützenpanzer, über 200 Aufklärungsdrohnen, vier Iris-T-Flugabwehrsysteme sowie Munition und mehr als 100 gepanzerte Fahrzeuge.

sti/haz/wa/ack (dpa, rtr)

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