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Selenskyj reist nicht zu Ukraine-Gesprächen nach Istanbul

15. Mai 2025

In Istanbul sollen Gespräche zur Beendigung des Ukraine-Kriegs stattfinden - ohne Russlands Präsidenten Putin. Dieser schickt nur Vertreter. Der ukrainische Präsident Selenskyj tut es ihm nun gleich.

Der ukrainische Präsident Selenskyj steht auf dem Flughafen in Ankara, hinter ihm bewaffnete Soldaten
Der ukrainische Präsident Selenskyj war in die Türkei geflogen, um mit Putin zu verhandeln - der kam aber nichtBild: Muhammed Selim Korkutata/Anadolu/picture alliance

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bestätigt, dass er nicht an geplanten Gesprächen zwischen Vertretern seines Landes und Russlands in Istanbul teilnimmt. Die ukrainische Delegation, die befugt sei, über eine Waffenruhe zu verhandeln, werde von Verteidigungsminister Rustem Umjerow angeführt, sagte Selenskyj in Ankara, wo ihn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan empfangen hatte.

Nach Angaben von Selenskyj ist unklar, wann genau die Gespräche beginnen - ob noch am Donnerstag oder erst am Freitag. Die ukrainische Delegation werde jedenfalls bis Freitag in Istanbul bleiben, kündigte der ukrainische Staatschef an.

Der türkische Präsident Erdogan versicherte erneut, dass er jederzeit ein Treffen zwischen Selenskyj und Putin ausrichten werdeBild: DHA

Putins Anwesenheit lange unklar

Erst am Mittwochabend war klar geworden, dass Russlands Präsident Wladimir Putin nicht dabei sein wird. Der Kremlchef ließ nach tagelangem Schweigen mitteilen, er reise nicht selbst an - die mehrköpfige Delegation Moskaus werde stattdessen von seinem Berater Wladimir Medinski angeführt. Kurz darauf berichteten CNN und Fox News, dass auch US-Präsident Donald Trump - der zurzeit im Nahen Osten unterwegs ist - auf eine Reise in die Türkei verzichte.

Neben dem russischen Präsidenten wird auch Putins erfahrener Außenminister Sergej Lawrow den Gesprächen fernbleiben. Medinski ist dagegen weniger bekannt. Der 54-Jährige gilt als einer der prägenden Ideologen des Putin-Systems und vermittelte auch in Schulbüchern eine unter Historikern umstrittene Sichtweise der russischen und ukrainischen Geschichte. Bereits 2022 war Medinski an den Verhandlungen zur Beendigung des Krieges beteiligt. Die Gespräche endeten damals ohne Ergebnis.

An Putins Stelle: Präsidentenberater Wladimir Medinski wird die russische Delegation anführenBild: Maxim Guchek/BelTA/AP/dpa/picture alliance

Präsident Selenskyj hatte vor Bekanntwerden der russischen Delegationsbesetzung in seiner abendlichen Videobotschaft erklärt: "Die Ukraine ist zu jedem Format von Verhandlungen bereit und wir haben keine Angst vor Treffen." Zuvor hatte Selenskyj immer wieder bekräftigt, dass er persönlich in der Türkei auf Putin warten werde und der Kremlchef selbst am Verhandlungstisch sitzen müsse, da er allein in Russland über Krieg und Frieden entscheide.

Rutte trotzdem "vorsichtig optimistisch"

NATO-Generalsekretär Mark Rutte sieht trotz des Fernbleibens Putins bei den Verhandlungen Chancen auf Fortschritte. Er sei weiterhin vorsichtig optimistisch, dass es in den nächsten Wochen zu Ergebnissen kommen könnte, sagte der Niederländer am Rande eines NATO-Außenministertreffens in dem türkischen Urlaubsort Belek. Die Russen müssten aber bereit sein, mitzuspielen.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte: "Der Ball liegt jetzt im Feld Russlands"Bild: Andrzej Iwanczuk/NurPhoto/picture alliance

Dass Putin zu den Verhandlungen nicht selbst anreist, sondern nur eine Delegation unter Leitung seines Beraters Medinski schickt, bewertete Rutte kritisch. Vorangebracht werden könnten die Gespräche nur, wenn die Russen mit einer relevanten Delegation erschienen, sagte er. "Klar ist: Der Ball liegt jetzt im Feld Russlands", sagte er. Es liege an den Russen, die notwendigen nächsten Schritte zu unternehmen.

Direkte Gespräche zwischen Russen und Ukrainern über eine Beendigung des Blutvergießens hatte es zuletzt 2022 nach Kriegsbeginn gegeben - auch in der Türkei. Damals scheiterte die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen den Kriegsparteien auch daran, dass Russland zwar Garantiemacht für die Sicherheit der Ukraine sein wollte, selbst aber ein Vetorecht gegen das Eingreifen anderer Staaten wie der USA oder Großbritanniens forderte. Damit wäre die Ukraine in völlige Abhängigkeit von der Politik des Kreml geraten.

pgr/rb/ch/haz (dpa, afp)

Redaktionsschluss: 18:00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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