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PolitikUkraine

Selenskyj und Duda erinnern an Wolhynien-Massaker

9. Juli 2023

In Luzk in der Ukraine haben die Präsidenten der Ukraine und Polens 80 Jahre nach den Wolhynien-Massakern im Zweiten Weltkrieg gemeinsam der Opfer gedacht. Die damaligen Ereignisse belasten die Beziehungen bis heute.

Ukraine | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft in Luzk seinen polnischen Amtskollegen Andrzej Duda
Die Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Andrzej Duda in der Kathedrale von LuzkBild: Alina Smutko/REUTERS

In der Stadt Luzk im Nordwesten der Ukraine besuchten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Staatschef Andrzej Duda gemeinsam die Kathedrale St. Peter und Paul, um der Opfer der Massaker in Wolhynien und Ostgalizien während des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. "Zusammen ehren wir die unschuldigen Opfer von Wolhynien! Erinnerung vereint uns! Zusammen sind wir stärker", schrieb Selenskyj bei Telegram auf ukrainisch und polnisch. "Gemeinsam gedenken wir all der unschuldigen Opfer Wolhyniens! Die Erinnerung eint uns", schrieb auch Duda auf Twitter. Das Treffen der Präsidenten war vorab nicht öffentlich angekündigt worden.

Schätzungen zufolge starben damals rund 120.000 Menschen

Bei den Massakern zwischen 1943 und 1945 während des Zweiten Weltkriegs und auch darüber hinaus bis 1947 ermordeten ukrainische Nationalisten der Aufstandsarmee UPA etwa 100.000 Polen. Ukrainische Nationalisten hofften damals, durch einen Aufstand gegen die deutschen Besatzer und die "Beseitigung" der polnischen Zivilbevölkerung den ukrainischen Anspruch auf das Gebiet zu untermauern. Die Gewalt in der heutigen Westukraine erreichte um den 11. und 12. Juli 1943 ihren Höhepunkt. Viele Opfer wurden bei lebendigem Leib in den Kirchen ihrer Dörfer verbrannt. Bei Vergeltungsaktionen polnischer Partisanen auf ukrainische Dörfer wurden laut Schätzungen bis zu 20.000 Ukrainer getötet.

Wolodymyr Selenskyj und Andrzej Duda in LuzkBild: Alina Smutko/REUTERS

Die Massaker von vor 80 Jahren lösten Anfang des Jahres einen öffentlichen Streit zwischen Polen und der Ukraine aus, nachdem ein Sprecher des polnischen Außenministeriums gesagt hatte, Selenskyj solle sich entschuldigen und um Vergebung für die Ereignisse bitten. Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk versuchte im Mai, die Wogen zu glätten. "Wir verstehen Ihren Schmerz über den Verlust Ihrer Liebsten. Allen Familien und Nachkommen der Opfer der damaligen Ereignisse in Wolhynien spreche ich mein aufrichtiges Mitgefühl aus", sagte Stefantschuk bei einem Auftritt im polnischen Parlament.

Anlässlich des Jahrestages der Massaker hatten Kirchenvertreter aus Polen und der Ukraine zuletzt eine weitere Aufklärung der Verbrechen gefordert und zur Versöhnung aufgerufen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem etwa im Kiewer Vorort Butscha dokumentierten russischen Massaker an Zivilisten wiesen sie auf die Bedeutung einer Aufarbeitung hin.

Polen hat sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs als einer der standhaftesten Unterstützer der Ukraine erwiesen. Das EU- und NATO-Land hat knapp 1,6 Millionen Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine aufgenommen.

qu/ehl (dpa, rtr)

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