Selenskyj verurteilt russischen "Luftterror" über Ukraine
5. Oktober 2025
Russland hat bei neuen massiven Luftangriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens fünf Menschen getötet und weitere zehn verletzt. Bei einem kombinierten Angriff habe Moskau mehr als 50 Raketen und Marschflugkörper sowie rund 500 Drohnen eingesetzt, teilte Selenskyj mit. Allein in der westukrainischen Region Lwiw an der polnischen Grenze starben demnach vier Menschen.
Großflächige Stromausfälle in der Ukraine
Betroffen waren laut Selenskyj auch die Regionen Saporischschja, Sumy, Charkiw, Odessa und Cherson. In Saporischschja kam mindestens ein weiterer Mensch ums Leben, zahlreiche wurden verletzt. Russland habe gezielt lebenswichtige Infrastruktur angegriffen, so der Präsident. Vielerorts liefen die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten.
Nach Angaben des Energieministeriums kam es in Saporischschja und weiteren Teilen des Landes zu großflächigen Stromausfällen. Teilweise musste die Versorgung während der Reparaturen vollständig unterbrochen werden.
Lwiw im Westen der Ukraine besonders betroffen
"Wir brauchen mehr Schutz und eine schnellere Umsetzung aller Verteidigungsvereinbarungen, insbesondere im Bereich der Flugabwehr, um diesem Luftterror den Sinn zu nehmen", sagte Selenskyj. Er sprach von der Möglichkeit eines "Waffenstillstands am Himmel", ohne Details zu nennen. Dies könne den Weg für echte Diplomatie ebnen. Er forderte die USA und Europa auf, zu handeln, um Kremlchef Wladimir Putin zum Einlenken zu bewegen.
Besonders stark betroffen war Lwiw, ein wichtiger Knotenpunkt für westliche Militärlieferungen. Bürgermeister Andrij Sadowyj veröffentlichte auf Telegram ein Foto eines brennenden Gebäudes im Industriepark Sparrow. Auf dem Gelände habe es "kein einziges militärisches Ziel" gegeben, betonte Sadowyj. In der Stadt kam es zu mehreren Explosionen durch Drohnenangriffe, der öffentliche Verkehr wurde vorübergehend eingestellt, Stromausfälle traten auf.
Polnische Abwehrsysteme aktiviert
Auf polnischer Seite stiegen während der Angriffe vorübergehend Kampfflugzeuge auf. Auch bodengestützte Luftabwehr- und Radarsysteme wurden aktiviert. Nach Angaben des Militärs kehrte der Betrieb inzwischen zur Normalität zurück. "Keine Verletzung des polnischen Luftraums wurde beobachtet", hieß es in einer Mitteilung auf der Plattform X. Die Lage werde kontinuierlich überwacht, um die Sicherheit Polens zu gewährleisten.
Auch F-35-Kampfflugzeuge der niederländischen Luftwaffe beteiligten sich an der Luftraumüberwachung. Solche Einsätze sind während russischer Angriffe auf die Westukraine mittlerweile Routine.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Einsatz der von Kyjiw genannten Waffensysteme. Ziel der Angriffe sei die ukrainische Energieinfrastruktur sowie militärische Stellungen gewesen, darunter ein HIMARS-Mehrfachraketenwerfer in der Region Charkiw. Alle Ziele seien "vernichtet" worden, behauptete Moskau. Eine Bestätigung der Ukraine liegt nicht vor; unabhängig überprüfbar sind die Angaben beider Seiten nicht.
Treibstoffmangel in Russland nach Angriffen der Ukraine
Bereits in der Nacht zum Samstag hatte Russland die Gasinfrastruktur der Ukraine unter schweren Beschuss genommen. Kyjiw warf Moskau vor, die Heizsysteme des Landes in der kalten Jahreszeit gezielt zerstören zu wollen.
Beobachter werten die neuen Attacken auch als Reaktion auf jüngste ukrainische Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien und Treibstoffdepots. Diese haben in Russland zu Treibstoffmangel geführt. Die Regierung in Moskau verlängerte daraufhin ihr Exportverbot für Benzin und Diesel bis Jahresende.
pgr/haz (dpa, afp)