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KonflikteUkraine

Selenskyj: Viele westliche Bauteile in russischen Waffen

6. Oktober 2025

Konverter, Sensoren und Mikrochips - die Ukraine findet immer wieder zahlreiche ausländische Bauteile in Angriffswaffen aus Russland. Auch aus Deutschland kommen Komponenten.

Ukraine Sumy 2025 | Ein Mann hält einen Sensor einer Drohne und ein Trümmerteil in die Kamera (06.10.2025)
Drohnenbauteil und Trümmerstück nach Angriff auf Sumy: Bauteile aus aller WeltBild: Francisco Richart/ZUMA/picture alliance

Zuletzt griff Russland die Ukraine wieder massiv aus der Luft an: Fast 500 Drohnen und mehr als 50 Raketen flogen allein in der Nacht zum Sonntag auf Ziele sogar weit im ukrainischen Westen. Trotz aller Sanktionen steckten in den todbringenden russischen Waffen offenbar vielfach Bauteile aus aller Welt - das sagt zumindest der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

"Während des massiven kombinierten Angriffs auf die Ukraine in der Nacht des 5. Oktober hat Russland 549 Waffensysteme benutzt, die 102.785 im Ausland hergestellte Komponenten enthielten", rechnet Selenskyj auf seinen Social-Media-Accounts vor. Bauteile kamen demnach auch aus Deutschland und den USA.

Präsident Selenskyj: "Detaillierte Daten zu jedem Unternehmen und jedem Produkt"Bild: Valentyn Ogirenko/REUTERS

Als weitere Länder nannte der ukrainische Staatschef China, Taiwan, Großbritannien, die Schweiz, Japan, Südkorea und die Niederlande. Zu den Komponenten, die in den abgeschossenen Drohnen und Raketen gefunden wurden, gehörten laut Selenskyj Konverter, Sensoren und Mikrocomputer.

Pläne zur "Einschränkung der Lieferketten"

Mikrocontroller für unbemannte Luftfahrzeuge würden in der Schweiz hergestellt, Mikrocomputer für die Flugsteuerung von Drohnen würden in Großbritannien produziert, führte Selenskyj aus. Er kündigte neue Sanktionen gegen deren Hersteller an. "Unsere Partner verfügen bereits über detaillierte Daten zu jedem Unternehmen und jedem Produkt - sie wissen, worauf sie abzielen müssen und wie sie reagieren sollen", sagte Selenskyj.

Die Regierung in Kyjiw habe Vorschläge zur "Einschränkung der Lieferketten" unterbreitet. "Es ist entscheidend, jede Umgehung von Sanktionen zu unterbinden, denn Russland nutzt jede, um weiter zu töten", so Selenskyj. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion.

Motor einer abgestürzten russischen Drohne in Sumy: Angriff mit hunderten FlugkörpernBild: Francisco Richart/ZUMA/picture alliance

Die Ukraine selbst setzt nach eigenen Angaben zunehmend auf komplett selbstgebaute Waffen - ohne Zulieferungen aus dem Ausland. "Es ist wichtig zu verstehen, dass die Ukraine in den vergangenen Tagen ausschließlich ukrainische Produkte verwendet hat, nicht nur Drohnen", sagte Selenskyj bei einem Briefing in Kyjiw auf die Frage, ob die Ukraine ihre neue Langstreckenrakete vom Typ Flamingo auf russische Ziele abgefeuert habe.

Zunehmende Sorge im Westen

Wegen des massiven russischen Angriffs vom Wochenende unter anderem auf die ganz im Westen der Ukraine gelegene Großstadt Lwiw ließ das Nachbarland Polen zum Schutz seines Luftraums wieder Kampfflugzeuge aufsteigen. Über polnischem Gebiet waren Anfang September russische Drohnen geflogen.

Zunehmend sehen sich NATO-Staaten durch solche Luftraumverletzungen bedroht. Auch in Deutschland wurden schon mehrfach ferngesteuerte Flugkörper unbekannter Herkunft gesichtet. Am Wochenende mussten deshalb am Flughafen München mehrmals Starts und Landungen eingestellt werden.

Bundeskanzler Merz im ARD-Fernsehen (am Sonntag): "Putin will uns testen"Bild: picture alliance / HMB Media

In einem Interview des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD) äußerte Bundeskanzler Friedrich Merz eine "Vermutung", wer dahinter stecken könnte: "Wahrscheinlich wird jedenfalls ein wesentlicher Teil davon aus Russland gesteuert." Merz nannte explizit den Machthaber im Kreml: "Wir wissen, dass Putin uns testen will."

Drohnen-Dementis aus Moskau

Russland wies die Vorwürfe zurück. "In Europa gibt es viele Politiker, die dazu neigen, derzeit für alles Russland verantwortlich zu machen. Sie tun dies stets unbegründet und pauschal", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

"Die Geschichte mit diesen Drohnen ist in der Tat zumindest seltsam. Aber andererseits gibt es wiederum keinen Grund, Russland dafür verantwortlich zu machen", betonte Peskow mit Blick auf Äußerungen von Kanzler Merz.

Putins Gefolgsmann Medwedew: "Russlands Agenten warten auf Befehle"Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Auch der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew wies Vorwürfe zurück, Russland könne hinter den Vorfällen stecken. Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates ließ aber durchblicken, Russlands Sympathisanten würden ihre Ressourcen nicht verschwenden.

Die "Agenten und Maulwürfe" Russlands warteten auf gesonderte Befehle, orakelte Medwedew auf seinem Social-Media-Kanal. Das Wichtigste sei, dass die Europäer die Kriegsgefahr am eigenen Leib spürten, versuchte der enge Gefolgsmann von Machthaber Wladimir Putin Ängste zu schüren.

AR/wa (afp, dpa, rtr)

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