Senegal und Kapverden beim Africa Festival
27. Mai 2017Jedes Jahr sind die Organisatoren des Africa Festivals auf der Suche nach spannenden afrikanischen Musikern, die sie in Würzburg präsentieren können. Dieses Mal wollen sie unter anderem die musikalische Vielfalt des Senegals und der Kapverden zeigen. In den knapp 30 Jahren seiner Existenz hat das Festival schon mehrmals berühmte Musiker aus diesen Ländern eingeladen, etwa die Senegalesen Youssou N'Dour und Omar Pene oder die kapverdischen Sängerinnen Lura und Nancy Vieira. Dieses Jahr zeigt das Festival vor allem junge, in Deutschland noch wenig bekannte Musiker, die sich durch ihr Talent und Engagement auszeichnen.
Vom Fußball zur Musik
Ursprünglich wollte Wally Seck nicht Musiker werden, sondern Fußballprofi. Doch die Karriere in Europa brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nach einer Verletzung entschied der junge Senegalese, in die Heimat zurückzukehren und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, des Musikers Thione Seck. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat, denn mittlerweile ist Wally Seck ein Superstar in Senegal. Sein letztes Album "Xel" ist das meistgekaufte in seiner Heimat.
Nun möchte er anderen Künstlern den Weg ebnen und hat dafür sein eigenes Plattenlabel gegründet: Faramarène Music. "Ich produziere junge Talente, die nicht die nötigen Mittel haben, ihre Musik zu verbreiten", erklärt Wally Seck. Die Arbeit als Künstler sei schwierig, "man braucht viel Stärke, viel Reife und viel Glauben". Der Musiker freute sich besonders, am ersten Tag des Festivals sein Land vertreten zu dürfen. "Ich bin sehr stolz, hier zu sein: als Senegalese, als Sänger und Songwriter, als Afrikaner. Ich hoffe, ich werde alles geben, was von mir erwartet wird und hier besser auftreten als jemals zuvor", sagte er vor seinem Konzert. Das Würzburger Publikum wurde nicht enttäuscht. Wally Seck und seine vielköpfige Band sorgten mit ihrer Mbalax-Musik - dem populärsten Musikstil im Senegal - für gute Stimmung im Festivalzelt.
Neue urbane Sounds aus Dakar
Für die Gruppe Takeifa ist Musik Familiensache. Denn die Band besteht aus den fünf Geschwistern der Keita-Familie - vier Brüdern und einer Schwester. Takeifa hat sich von traditionellen Klängen entfernt und ihren eigenen Stil entwickelt. Die Gruppe mischt Pop, Funk und Rock. "Wir hatten das Glück, dass unsere Eltern Musikliebhaber waren", erklärt Bandleader Jac Keita. "Zu Hause hörten wir Jazz, Rock, Pop, und Afrobeats. Wir wurden von Fela Kuti inspiriert." Alle diese Musikrichtungen haben die jungen Künstler beeinflusst. "Wir orientieren uns an Rock und Hip-Hop, weil die uns am meisten ansprechen. Aber es finden sich auch viele afrikanische Klänge und Rhythmen in unsere Musik."
Mit sozial engagierten Texten will Takeifa die Stimme der senegalesischen Jugend vertreten. Vor fünf Jahren gründete die Band auch den Verein Care Albinos. "Er wendet sich an Menschen mit Albinismus und vermittelt ihnen zum Beispiel Sonnencreme und Sonnenbrillen", sagt Maah Keita, die Bassistin der Gruppe, die selbst an der Pigmentstörung leidet. "Aber vor allem wollen wir Menschen mit Albinismus und andere in ihrer Umgebung dafür sensibilisieren, dass sie das Recht haben, trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung und der damit verbundenen Sehbehinderung ein normales Leben zu führen. Darüber hinaus senden wir eine Botschaft gegen die soziale Ungerechtigkeit, die sie erleben."
Elida Almeida, starke Frau aus den Kapverden
Bei ihrem ersten Auftritt beim Africa Festival am Freitag fühlte sich Elida Almeida (Artikelbild) geehrt, neben großen Namen der afrikanischen Musik wie Salif Keita aus Mali und Eneida Marta aus Guinea-Bissau aufzutreten. Die junge kapverdische Sängerin freute sich auch, dass ihr Land dieses Jahr in Würzburg besonders stark vertreten ist. Elida Almeida, geboren auf der Insel Santiago, gehört einer neuen Generation von Musikern aus den Kapverden. Sie nutzt traditionelle Klänge der Inselgruppe und verleiht ihnen eine persönliche, modernere Note. Eine besondere Inspiration sind für sie die Stile Batuku und Fufaná, ein musikalisches Erbe afrikanischer Sklaven.
Die ehemalige portugiesische Kolonie war eine Zwischenstation des Sklavenhandels aus Westafrika in Richtung Amerika und Karibik. Die mitgebrachte Musik und Kultur der Sklaven haben bis heute das Land geprägt. Elida Almeida hat gerade ein neues Album herausgebracht: "Djunta Kudjer". "Zusammen von einem Teller essen" könnte man den Titel übersetzen. "Es ist so üblich in Afrika und auch auf den Kapverden", erklärt die Sängerin, es sei ein Zeichen von Nähe und Freundschaft. "Deswegen habe ich diesen Namen ausgewählt, um Leute zu mehr Freundschaft und mehr Frieden zu ermuntern. Heute, wo die Welt unter so viel Druck durch Terrorismus und Krieg steht, kann man eine solche Botschaft gut gebrauchen." In ihren Liedern singt die junge Musikerin über das Leben auf den Kapverden und die Traditionen ihres Landes. Diskriminierung, Schwangerschaften bei Teenagern, das Recht auf Bildung und die Stärke der kapverdischen Frauen sind einige der Themen, die ihr am Herzen liegen. "Ich versuche immer, eine Botschaft zu haben, zusammen guter Musik."
Neben Elida Almeida waren die Sänger Tibau Tavares und Dino D'Santiago weitere Vertreter der Kapverden in Würzburg. Bis Sonntagabend ist noch ein vielfaltiges Programm mit talentierten Musikern aus dem Senegal, aber auch aus Mali, Guinea-Bissau und Deutschland geplant. In diesem Jahr werden wieder um die 80.000 Besucher beim Africa Festival erwartet.