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Eiszeit-Felsmalerei im Regenwald entdeckt

3. Dezember 2020

Mitten im kolumbianischen Farc-Rebellengebiet entdeckten Archäologen zehntausende Tier- und Menschenzeichnungen. Da auch ausgestorbene Tiere zu sehen sind, müssen sie mehr als 12.500 Jahre alt sein.

Kolumbien Felsmalereien in La Lindosa
Bild: Jörg Denzer

Es sind Felsmalereien, die einem dem Atem rauben: Auf einer Fläche von fast 12 Kilometern finden sich geometrische Formen und zehntausende Tier- und Menschenbilder: Fische, Schildkröten, Eidechsen und Vögel, Menschen, die tanzen oder Händchen halten, Figuren mit Masken, sehr viel Handabdrücke.

Faszinierend muss vor allem sein, wie detailliert und lebensecht einige Darstellungen sind. Bild: Jörg Denzer

Zu sehen sind aber auch Tiere, die inzwischen längst ausgestorben sind, wie Faultierriesen, Eiszeitpferde oder das Palaeolama, ein ausgestorbenes Kameltier.

Es wird sicherlich Jahrzehnte dauern, bis all diese Zeichnungen dokumentiert und analysiert sind.Bild: Jörg Denzer

Zu sehen ist sogar ein Mastodon, ein prähistorischer Verwandter des Elefanten, der seit mindestens 12.000 Jahren nicht mehr in Südamerika gelebt hat. Auch anhand dieser Darstellungen ist klar, dass diese Felszeichnungen vor mehr als 12.500 Jahren entstanden sind.

Einige der Gemälde sind so hoch oben in der Felswand, dass sie nur mit Drohnen betrachtet werden können.Bild: Jörg Denzer

Gemalt wurden sie mit einer rötlichen Terrakotta-Farbe. Aber die Archäologen fanden auch Ockerstücke, die zur Herstellung abgeschabt wurden.

Geheimhaltung für Dokumentarfilm 

Entdeckt wurden die faszinierenden Felsmalereien bereits 2017 von einem britisch-kolumbianischen Forscherteam, aber der sensationelle Fund wurde im Vorfeld einer britischen Channel 4-Serie bisher geheimgehalten. Gezeigt wurden die "Jungle Mystery: Lost Kingdoms of the Amazon” im Laufe des Dezembers.

Dass diese eiszeitliche Kunst so lange unentdeckt blieb, ist nicht verwunderlich. Der Fundort liegt inmitten des kolumbianischen Dschungels, rund 400 km südöstlich der Hauptstadt Bogotá. 

Auf Satellitenbildern wirkt die Gegend um Serranía de la Lindosa einfach nur grün, nördlich schlängelt sich der Río Guaviare durch den dichten Amazonas-Regenwald.

Während des Bürgerkriegs beanspruchten Farc-Rebellen das GebietBild: picture alliance/AP Photo/R. Abd

Vor allem aber wurde dieses Gebiet bis vor kurzem von den Farc-Rebellen kontrolliert und war deshalb für Archäologen komplett unzugänglich. Erst kürzlich, nachdem die Farc-Guerilla und die kolumbianische Regierung nach 50 Jahren Bürgerkrieg endlich einen Waffenstillstand ausgehandelt hatten, konnten sich die Archäologen in das abgelegene  Gebiet vorwagen.

Ähnlichkeit mit Zeichnungen im Chiribiquete Nationalpark

Die entdeckten Felszeichnungen erinnern stark an die über 20.000 Felszeichnungen, die vor Jahren im benachbarten Chiribiquete Nationalpark entdeckt wurden.

Auch in Chibiriquete wurden mehr als 20.000 Tier- und Menschenzeichnungen gefundenBild: Leonardo Munoz/Agencia EFE/imago images

Diese Zeichnungen belegen, dass bereits vor 19.000 Jahren Menschen in dem Gebiet lebten und ihre Felswände mit Jagd-, Tanz- und Ess-Szenen schmückten.

Neben Menschendarstellungen sind dort auch Bilder von Hirschen und Elchen, Stachelschweinen, Schlangen, Vögeln, Affen und Insekten zu finden. Allerdings befinden sich die meisten Tier- und Menschenzeichnungen des zum Weltkuturerbe zählenden Chiribiquete Nationalpark in schlecht zugänglichen, höher gelegenen kleinen Höhlen.

Die Zeichnungen ermöglichen Einblicke in einer lange vergangene ZivilisationBild: Guillermo Legaria/AFP

Von dem sensationellen Fund erhoffen sich die Archäologen neue Einblicke in das eiszeitliche Leben der Menschen im Amazonasgebiet. Ihre Bilder geben nicht nur einen Einblick, welche Tiere und Pflanzen es damals gab, sondern auch, wie sie miteinander kommunizierten und welche schamanischen Rituale sie hatten. Schon jetzt ist klar, dass es sicherlich Jahrzehnte dauern wird, bis all diese Zeichnungen dokumentiert und analysiert sind.

 

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