Mitten im kolumbianischen Farc-Rebellengebiet entdeckten Archäologen zehntausende Tier- und Menschenzeichnungen. Da auch ausgestorbene Tiere zu sehen sind, müssen sie mehr als 12.500 Jahre alt sein.
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Es sind Felsmalereien, die einem dem Atem rauben: Auf einer Fläche von fast 12 Kilometern finden sich geometrische Formen und zehntausende Tier- und Menschenbilder: Fische, Schildkröten, Eidechsen und Vögel, Menschen, die tanzen oder Händchen halten, Figuren mit Masken, sehr viel Handabdrücke.
Zu sehen sind aber auch Tiere, die inzwischen längst ausgestorben sind, wie Faultierriesen, Eiszeitpferde oder das Palaeolama, ein ausgestorbenes Kameltier.
Zu sehen ist sogar ein Mastodon, ein prähistorischer Verwandter des Elefanten, der seit mindestens 12.000 Jahren nicht mehr in Südamerika gelebt hat. Auch anhand dieser Darstellungen ist klar, dass diese Felszeichnungen vor mehr als 12.500 Jahren entstanden sind.
Gemalt wurden sie mit einer rötlichen Terrakotta-Farbe. Aber die Archäologen fanden auch Ockerstücke, die zur Herstellung abgeschabt wurden.
Geheimhaltung für Dokumentarfilm
Entdeckt wurden die faszinierenden Felsmalereien bereits 2017 von einem britisch-kolumbianischen Forscherteam, aber der sensationelle Fund wurde im Vorfeld einer britischen Channel 4-Serie bisher geheimgehalten. Gezeigt wurden die "Jungle Mystery: Lost Kingdoms of the Amazon” im Laufe des Dezembers.
Dass diese eiszeitliche Kunst so lange unentdeckt blieb, ist nicht verwunderlich. Der Fundort liegt inmitten des kolumbianischen Dschungels, rund 400 km südöstlich der Hauptstadt Bogotá.
Auf Satellitenbildern wirkt die Gegend um Serranía de la Lindosa einfach nur grün, nördlich schlängelt sich der Río Guaviare durch den dichten Amazonas-Regenwald.
Vor allem aber wurde dieses Gebiet bis vor kurzem von den Farc-Rebellen kontrolliert und war deshalb für Archäologen komplett unzugänglich. Erst kürzlich, nachdem die Farc-Guerilla und die kolumbianische Regierung nach 50 Jahren Bürgerkrieg endlich einen Waffenstillstand ausgehandelt hatten, konnten sich die Archäologen in das abgelegene Gebiet vorwagen.
Ähnlichkeit mit Zeichnungen im Chiribiquete Nationalpark
Die entdeckten Felszeichnungen erinnern stark an die über 20.000 Felszeichnungen, die vor Jahren im benachbarten Chiribiquete Nationalpark entdeckt wurden.
Diese Zeichnungen belegen, dass bereits vor 19.000 Jahren Menschen in dem Gebiet lebten und ihre Felswände mit Jagd-, Tanz- und Ess-Szenen schmückten.
Von dem sensationellen Fund erhoffen sich die Archäologen neue Einblicke in das eiszeitliche Leben der Menschen im Amazonasgebiet. Ihre Bilder geben nicht nur einen Einblick, welche Tiere und Pflanzen es damals gab, sondern auch, wie sie miteinander kommunizierten und welche schamanischen Rituale sie hatten. Schon jetzt ist klar, dass es sicherlich Jahrzehnte dauern wird, bis all diese Zeichnungen dokumentiert und analysiert sind.
Von Stonehenge bis Carnac: steinerne Kultstätten
Jahrtausende alte mächtige Steinkreise und kolossale Statuen sind Zeugen einer längst vergangenen Epoche. Bis heute ziehen sie Besucher magisch in den Bann.
Bild: picture-alliance/A. Gusev
Weltberühmt: Stonehenge
Der Ort ist von einer magischen Aura umgeben. Das Geheimnis, warum die Menschen vor rund 4500 Jahren dieses Monument errichteten, ist bis heute nicht gelüftet. Wurden hier Rituale mit Menschenopfern abgehalten? War es ein Tempel? Ein Krönungsort oder ein Himmelsobservatorium? Noch heute zieht Stonehenge die Menschen in seinen Bann, jedes Jahr pilgern Zigtausende zur Wintersonnenwende hierher.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library/Historic England Archive/James O. Davies
Der Ring of Brodgar
Die Errichtung von Stonehenge lag noch 500 Jahre in der Zukunft, als die Avantgarde der Jungsteinzeit auf den Orkney-Inseln im heutigen Schottland um 3200 v. Chr. den "Ring of Brodgar" errichtete, einen riesigen Steinkreis mit 104 Metern Durchmesser und 60 Stelen, 27 stehen noch. Exportierten die Erbauer ihr Wissen nach Stonehenge? Und war der Ring eine astrologische Anlage? Man weiß es nicht.
Auch diese Megalithen wurden um 3100 vor Chr. auf einer der Orkney-Inseln aufgestellt. "Das war vor 5000 Jahren ein bedeutender Ort", sagt der Archäologe Nick Card. Er und sein Team graben seit Jahren, mittlerweile haben sie auf dem Areal auch 20 Häuser rekonstruiert. Im Zentrum befand sich eine Art Halle. Die Leute wohnten hier nicht dauerhaft, sondern kamen für Festlichkeiten her, glaubt Card.
Bild: picture-alliance/Robert B. Fishman ecomedia
Die Hinkelsteine von Carnac
Die 7000 Jahre alten Menhire von Carnac faszinieren durch ihre Anordnung in gleichmäßigen Reihen über vier Kilometer hinweg. Rund 3000 Hinkelsteine von 0,5 bis vier Meter Höhe haben die Zeit überdauert. Es heißt, schon Cäsars Legionäre hätten staunend vor den Menhiren gestanden. Ob sie als Versammlungsort oder Pilgerstätte dienten? Das bleibt das Geheimnis der unbekannten Erbauer.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Destoc
Ales Stenar - Die Steine von Ale
Dieser Komplex bei Kåseberga auf einem Hügel über der Ostsee wird scherzhaft als "Schwedens Stonehenge" tituliert. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen Kreis. Stattdessen formen 59 Steinblöcke einen 67 Meter langen und 19 Meter breiten Schiffsrumpf. Archäologen gehen davon aus, dass Ales Stenar vor 1400 Jahren als Grabstelle diente. In der Regel kommen jährlich um die 700.000 Besucher.
Bild: picture-alliance/dap/M. Fludra
Das Gräberfeld Pilane
Bei dem schwedischen Örtchen Bohuslän stehen weitere rund 100 Steinkreise und Gräber, die in der Eisenzeit angelegt wurden. Von dem Gräberfeld aus hat man einen weiten Blick über das Meer. Man vermutet, dass das beim Bau eine gewisse Rolle spielte - wenn man auch nicht genau weiß, welche. Forscher gehen davon aus, dass der Ort im Mittelalter als Thingplatz, als Versammlungsort, diente.
Bild: picture-alliance/dpa/G. Rentsch
Steinere Stelen im Altai-Gebirge
Im abgeschieden Katun-Tal im russischen Altai-Gebirge wurden diese steinernen Zeugen einer früheren Kultur entdeckt. Einige von ihnen weisen prähistorische Gravierungen auf. Wissenschaftler vermuten, dass es sich um eine sakrale Kultstätte handelt, die - ähnlich wie Stonehenge - vermutlich auch astronomischen Zwecken diente.
Bild: picture-alliance/dpa/E. Strigl
Boitiner Steintanz
Mitten im Wald beim mecklenburgischen Dorf Boitin trifft man auf vier Steinkreise. Ihre abgeschiedene Lage hat sicher dazu beigetragen, dass die Steine nicht zum Straßen- oder Hausbau verwendet wurden. Der Sage nach wurden hier Teilnehmer einer Bauernhochzeit in Felsen verwandelt, weil sie respektlos mit Würsten und Brot kegelten. Wahrscheinlicher ist, dass der Ort eine Begräbnisstätte war.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Roetting
Die Grabkammern von Lüdelsen
Die sechs erhaltenen Großsteingräber bei Lüdelsen in Sachsen-Anhalt stammen aus der Jungsteinzeit. Noch führen sie ein stiefmütterliches Dasein, aber zusammen mit rund 50 weiteren erhaltenen Hünengräbern soll eine gut 40 Kilometer lange "Megalith Route Altmark" entstehen, um Touristen anzulocken. Das damit verdiente Geld soll in die Pflege der jahrtausendealten Anlage gesteckt werden.
Bild: picture-alliance/dpa/K-D. Gabbert
Die Osterinsel-Kolosse
Moai werden die Statuen auf der Osterinsel mitten im Pazifik von den Einheimischen genannt - was nichts anderes bedeutet als "steinerne Figur". Forscher datieren das Alter der fast 900 Moai auf 1500 Jahre. Man vermutet, dass sie Häuptlinge oder Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt fungierten. Doch bewiesen ist das bis heute nicht.