Die Sentinel-Satelliten der ESA sind wie Bausteine: Jeder kann etwas anderes. Nun kommt ein neuer Satellit hinzu, Sentinel-5P. Er erkennt die Zusammensetzung der Atmosphäre. Selbst Spurengase werden sichtbar.
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Wie groß ist das Ozonloch über der Antarktis? Wo tritt viel Methan in die Atmosphäre aus - dort, wo viele Vulkane sind, oder eher dort, wo viele Rinderherden grasen? Wo gibt es giftiges Schwefeldioxid und Formaldehyd in der Luft? Und belasten Industrie und Autoverkehr die Atmosphäre mit Stickoxiden oder Kohlenmonoxid?
Wie steht es wirklich um die globale Luftverschmutzung?
Er heißt Sentinel-5P und ist mit einem troposphärischen Beobachtungsinstrument (TMI) ausgestattet. Das ist eine Art Kamera, die Aufnahmen in UV-Licht über sichtbares Licht bis hin zu ultraviolettem Licht machen kann. Damit nimmt sie unsere Atmosphäre ins Visier. Da unterschiedliche Gase in unserer Atmosphäre unterschiedliche Wellenlängen reflektieren, erfasst die Kamera, welche Gase wo in welcher Menge vorkommen.
Vorrangig sollen die Satellitendaten dem Umweltschutz und der Luftreinhaltung dienen. Aber auch die Grundlagenforschung kann die Daten nutzen – etwa Geologen, die natürlichen Ausgasungen aus dem Erdinneren auf der Spur sind und versuchen, die Atmosphärenchemie besser zu verstehen.
Während seines Flugs scannt das Instrument einen 2600 Kilometer breiten Streifen. Innerhalb eines Tages kann der Satellit den ganzen Planeten vermessen.
Noch ein Mosaikstein im großen Copernicus-Puzzle
Copernicus, das Erdbeobachtungsprogramm der ESA, bekommt mit Sentinel-5P einen weiteren Baustein. Copernicus soll, wenn das System einmal vollständig ist, aus einem großen Netzwerk von spezialisierten Satelliten bestehen, die ganz unterschiedliche Fähigkeiten haben. Diese heißen Sentinel-1 bis Sentinel-6. Einige der Sentinel-Serien bestehen aus mehreren Satelliten, die sich ergänzen.
Sentinel-1A und B sind Radarsatelliten, die die Oberfläche der Erde detailgenau vermessen. Sentinel-2A und B liefern hochaufgelöste optische Bilder. Sentinel-3 ist spezialisiert auf die Oberflächen der Ozeane und Kontinente. Dazu hat der Satellit sowohl Spektrometer als auch Radar-Altimeter, die die Meeres- und Landhöhe bestimmen. Auch Sentinel-6 wird mit einem Radar-Altimeter ausgestattet sein, aber noch präziser die Ozeane vermessen können.
Eine Überbrückung
Die Satelliten Sentinel-4 und 5 haben die Atmosphäre im Blick. Sie bauen auf die bestehenden meteorologischen Satellitensysteme des europäischen Wetter-Satelliten-Dienstes Eumetsat auf.
Der jetzt gestartete Satellit Sentinel-5P ist ein Vorläufermodell: Er soll den Übergang zwischen den bisherigen Eumetsat-Satelliten und den endgültigen Sentinel-5-Satelliten überbrücken. Das "P" steht für "precursor" (Vorläufer). Er soll nach sieben Jahren von anderen, besseren Sentinel-5-Satelliten abgelöst werden.
Sentinel: Acht wunderschöne Satelliten-Bilder unserer Erde
Copernicus ist das Erdbeobachtungsprogramm der EU. Bis 2021 sollen 21 Sentinel-Satelliten um die Erde kreisen. Hier die tollsten Bilder, die die ersten drei Sentinel-Satelliten gezaubert haben.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Grüße von der Französischen Riviera
Auf diesem Bild sieht man die französische Mittelmeerküste. In Cannes wird ein Großteil des Sentinel-Equipments für das Copernicus-Erdbeobachtungsprogramm gebaut. Unter den Zulieferern ist auch Airbus.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Was bisher geschah
Sentinel-1A machte am 3. April 2014 den Anfang. Seitdem folgten zwei weitere Satelliten, Sentinel-2A am 23. Juni 2015 und Sentinel-3A am 16. Februar 2016. Diese Aufnahme von Sentinel-3A ist eine seiner frühesten. Sie zeigt den Nil und Teile des Nahen Ostens. Die Satelliten messen die Energie, die von der Erdoberfläche ausgeht, mit einem Meer- und Land-Oberflächentemperaturradiometer (SLSTR).
Bild: ESA/modified Copernicus Sentinel data 2016
Farbechte Fotos
Diese unfassbar scharfe Aufnahme zeigt Korallenriffe im Roten Meer vor der Küste Saudi Arabiens. Sie wurde von Sentinel-2A am 28. Juni 2015 aufgenommen. Die Qualität der Sentinel-Fotos ist viel besser als bei früheren Satellitenmissionen wie beispielsweise Envisat. Bei der Sentinel-2 Mission wird Land beobachtet. Dafür werden Fotos von Vegetation, Flüssen, Bächen und Küstengebieten ausgewertet.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Colorierte Fotos
Dieses nachcolorierte Bild vom südlichen Khartum im Sudan war eines der ersten von Sentinel-2A, aufgenommen fünf Tage nachdem der Satellit in der Umlaufbahn ankam. In der oberen rechten Ecke sieht man einen Teil des blauen Nils. Die roten Punkte entlang des Flusses sind dichte Vegetation. Die Farbe wurde nachträglich hinzugefügt, um das Foto besser interpretieren zu können.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Bedrohter Hafen
Eine weitere großartige Aufnahme von Sentinel-2A zeigt Sierra Leone in Westafrika. Die Landeshauptstadt Freetown ist auf der Halbinsel unten im Bild. Ihre Wirtschaft ist von dem natürlichen Tiefwasserhafen abhängig. Wissenschaftler der ESA sagen, er sei durch die zahlreichen nicht erlaubten Siedlungen bedroht, für die viele Hektar Mangrovenwälder gefällt wurden.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Die Yuma-Quadrate
Viele der Sentinel-Fotos sind wahre Kunstwerke. Man muss nicht verstehen, was abgebildet ist, um sie zu bewundern. Hier sieht man die Stadt Yuma im US-Bundesstaat Arizona. Sie liegt an der Grenze zu Mexiko.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Schwindender Aralsee
Das ist der Aralsee, zusammengesetzt aus drei verschiedenen Sentinel-1A-Radarscans. Die ESA sagt, der Aralsee sei ein "markantes Beispiel für den Effekt, den die Menschheit auf Umwelt und natürliche Ressourcen hat [...]. Seit 1960 hat er aufgrund intensiver Nutzung 90 Prozent seines Wassers verloren."
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2014/2015
Himmel über Berlin
Dieses Sentinel-2A Foto zeigt Berlin, die deutsche Hauptstadt, in faszinierenden Details. Man kann sehen, wie grün die Stadt ist, mit dem Tegeler See und dem Wannsee im Westen. An der unteren Bildmitte sieht man den ehemaligen Flughafen, das Tempelhofer Feld. Wenn Sie mehr Satelliten-Bilder sehen möchten: www.esa.int/spaceimages/Images