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PolitikSüdkorea

Seoul alarmiert: Trump will Milliarden mehr für US-Truppen

23. Oktober 2024

Donald Trump irritiert mit der Aussage, Südkorea sei eine "Geldmaschine" und müsse deutlich mehr für die US-Truppen im Land zahlen. Nordkorea wartet nur darauf, jeden Dissens für sich zu nutzen.

Kim Jong Un, Donald Trump und Moon Jae-in
Trump auf nordkoreanischem Boden: Treffen im "Waffenstillstandsdorf" Panmunjom im Jahr 2019: der damalige US-Präsident Donald Trump (l.) mit dem "Obersten Führer" von Nordkorea, Kim Jong Un (M.), und dem damaligen Präsidenten Südkoreas, Moon Jae-in (r.) Bild: NEWSIS/Photoshot/picture alliance

In Seoul schrillen die Alarmglocken: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat behauptet, dass Südkorea jährlich zehn Milliarden US-Dollar für die auf der koreanischen Halbinsel stationierten US-Streitkräfte zahlen würde, wenn er die Wahlen gewinnt. Die Befürchtung steht im Raum, dass Trump im Falle eines erneuten Einzugs ins Weiße Haus diese Aussage mit Leben erfüllen könnte.

Der ehemalige Präsident Trump kommentierte den US-Einsatz in Südkorea letzte Woche konkret mit den Worten: "Wenn ich jetzt dort wäre, würden sie uns zehn Milliarden Dollar pro Jahr zahlen. Und wissen Sie was? Sie würden es gerne tun."  Das Land sei "eine Geldmaschine".

Er behauptete auch, dass Seoul nichts für die - wie er angab - 42.000 US-Soldaten zahle, die im Süden stationiert seien. Tatsächlich beteiligt sich die Regierung in Seoul derzeit jährlich mit rund 1,02 Milliarden Dollar an den Kosten der 28.500 Soldaten, die in Südkorea ihren Dienst ableisten. Im jüngsten Abkommen über Sondermaßnahmen, das Anfang des Monats zwischen Seoul und Washington unterzeichnet wurde, hat Seoul zugestimmt, seine Ausgaben ab 2026 auf rund 1,09 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu erhöhen.

US-Wahl auf Messers Schneide

Während seiner Präsidentschaft hatte Trump darauf bestanden, Südkorea zur Zahlung von etwa fünf Milliarden Dollar zu bewegen. Seoul gelang es, die Diskussion bis spät in seine Amtszeit hinauszuzögern, als sie keine Priorität mehr hatte.

Angesichts der jüngsten Umfragen, die Trump bei der Wahl am 5. November Kopf an Kopf mit seiner Rivalin Kamala Harris sehen, ist die südkoreanische Führung besorgt, dass ihre Zahlungen an Washington wieder vorrangig auf die Agenda kommen könnten.

In einem Interview vor dem Economic Club of Chicago in der vergangenen Woche sagte Trump auch, dass die USA "nicht länger ausgenutzt werden können, weder im Handel noch im Militär".

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Trump keine "Ahnung von militärischer Strategie"

"Das war natürlich zu erwarten, denn es war auch seine frühere Position zu den hier stationierten US-Truppen", sagt Rah Jong-yil, ein ehemaliger Diplomat und hochrangiger südkoreanischer Geheimdienstoffizier. "Trump hat aber eine Zahl genannt hat, die skandalös ist und nicht auf den realen Kosten für die US-Truppen in Korea basiert."

"Wenn er gewählt wird, dann befürchte ich, dass er eine so hohe Summe von Südkorea verlangt", sagt Rah der DW. Gleichzeitig hofft er, dass militärische und diplomatische Berater in der neuen Trump-Regierung in der Lage sein könnten, ihm die Bedeutung der Aufrechterhaltung von Bündnissen in Asien zu erklären und ihn davon zu überzeugen, seine Forderungen zu mäßigen.

"Ich glaube nicht, dass sie einer solchen erpresserischen Summe zustimmen würden", so Rah. "Vielleicht glaubt Trump, dass die Militärpräsenz hier ausschließlich Südkorea nützt. Andere könnten ihm aber erklären, warum diese auch für die USA wichtig ist. Ich hoffe, dass sie das vermitteln können, denn ich glaube nicht, dass er eine Ahnung von militärischer Strategie oder internationalen Beziehungen hat."

Pjöngjang nutzt Dissens aus

In Leitartikeln südkoreanischer Medien wurde bereits darüber spekuliert, dass Trump möglicherweise die militärische Unterstützung zurückzieht, während sich das Land mit Nordkorea weiterhin einem ideologischen und dabei unberechenbaren Gegner gegenübersieht - in geografischer Nähe zu Russland und China, beide auch geopolitische Rivalen der USA.  

Jede überzogene Forderung der USA könnte das Bündnis schwächen und "antiamerikanische Stimmungen in der südkoreanischen Öffentlichkeit" schüren, so die Befürchtung in einem kürzlich erschienenen Artikel in der Korea Times.

"Diese Stimmung könnte im aktuellen geopolitischen Klima, in dem Nordkorea bereits militärische Provokationen startet, besonders gefährlich sein. Die jüngsten Aktionen Nordkoreas, wie der Abriss von Straßen, die nach Südkorea führen, signalisieren eine zunehmend aggressive Haltung, die jede vermeintliche Schwäche ausnutzen könnte", schreibt das Blatt.

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In einer Umfrage des Brookings Institute vom Juli hat Südkorea bereits sein Misstrauen und seine Abneigung gegenüber dem republikanischen Kandidaten signalisiert. Nur zwölf Prozent der Südkoreaner gaben an, dass sie dafür sind, dass Trump wieder ins Weiße Haus einzieht.

Forderung wahrscheinlich ein "Bluff" 

Der Ökonom Park Saing-in von der Seoul National University drückt ebenfalls seine Enttäuschung über Trump aus und kritisiert seine "sehr aggressive Haltung, die er gegenüber einem befreundeten, verbündeten Land einnimmt".

"Aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus bin ich mir sicher, dass er versuchen wird, die südkoreanische Regierung zu Zuzahlungen zu drängen, wenn er gewinnt. Aber ich denke, dass er diese Forderungen in erster Linie stellt, um im Vorfeld der Wahl ein inländisches Publikum in den USA anzusprechen", sagt Park der DW.

"Abgesehen davon, dass Korea zu einem Wahlkampfthema wird, ist es auch sehr wahrscheinlich, dass die Zehn-Milliarden-Dollar-Zahl ein Bluff ist, ein erster Vorstoß bei Verhandlung mit der koreanischen Regierung", sagt er. "In Wahrheit wäre es für die koreanische Regierung unmöglich, diese Summe zu zahlen. Daher hoffe ich, dass sie nur als Startposition für Verhandlungen anzusehen ist."

Unabhängig von Trumps Absichten, so Park, habe das koreanische Volk eine schlechte Meinung von ihm, was zum großen Teil auf seine "Unhöflichkeit gegenüber verbündeten Ländern" zurückzuführen sei.

US-Truppen und südkoreanische Einheiten üben bei gemeinsamem Manöver im März 2021Bild: Jung Yeon-Je/AFP

US-Präsenz "strategisch und wirtschaftlich sinnvoll"

Leif-Eric Easley, Professor für internationale Studien an der Ewha Womans University in Seoul, ist optimistisch, dass sich die kühleren Köpfe seiner Berater durchsetzen werden, sollte Trump ins Weiße Haus zurückkehren.

"Das Getöse über die Lastenverteilung im Verteidigungsbereich könnte das Vertrauen zwischen den Verbündeten beschädigen und die Rivalen ermutigen," befürchtet Early. "Die US-Truppen werden aber auf absehbare Zeit in Südkorea bleiben, weil die derzeitige Vereinbarung für beide Länder strategisch und wirtschaftlich sinnvoll ist." Er gab auch zu verstehen, dass sich Washingtons Aufmerksamkeit vor allem auf die Ukraine und den Nahen Osten konzentrieren könnte.

Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand