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Politik

Seoul begrüßt "mutige Entscheidungen"

Fabian Kretschmer
12. Juni 2018

In Südkorea wurde das historische Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim Jong Un überwiegend positiv aufgenommen. Dass Trump die gemeinsamen Manöver in Frage stellte, wurde von Regierungsseite nicht kommentiert.

Südkorea TV Beobachter USA-Nordkorea Gipfel
Bild: Getty Images/C. Sung-Jun

Knapp sechs Flugstunden von Singapur entfernt wurde das Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un wohl am euphorischsten aufgenommen: Südkoreas Präsident Moon Jae In bezeichnete es als "historische Veranstaltung, die den letzten Konflikt des Kalten Kriegs beenden” werde. Er begrüße den Erfolg der Gespräche zwischen Washington und Pjöngjang "mit glühendem Herzen” - und lobte sowohl Trump als auch Kim für ihre "Courage und mutigen Entscheidungen”.

Nach einem ersten Beschnuppern beim Fototermin zwischen Trump und Kim war schon recht bald klar, dass die zwei "unkonventionellen" Alphamänner sich gut riechen können: Das signalisierte nicht zuletzt die herzliche Körpersprache und das ständige Lächeln der beiden. Eines jener Fernsehbilder, das vom historischen Gipfel zwischen Trump und Kim im Gedächtnis bleiben wird: Als die beiden Staatschefs zur Unterzeichnung der gemeinsamen Stellungnahme antreten, werden sie im Hintergrund von einem Dutzend Flaggen eingerahmt - amerikanischen und nordkoreanischen Fahnen im Wechsel. Dies ist ein erstaunlicher Anblick, schließlich unterhält Washington mit Pjöngjang keinerlei diplomatische Beziehungen.

Kim und Moom beim Treffen am 27. April 2018Bild: picture-alliance/Zumapress/Inter-Korean Press Corps

Symbolisches Statement, konkrete Pressekonferenz

Die gemeinsame Stellungnahme fiel mit vier Hauptpunkten dann doch relativ knapp und vor allem vage aus. Dass Pjöngjang auf eine "vollständige De-Nuklearisierung hinarbeitet” kommt keinem konkreten Maßnahmenplan gleich. Berücksichtigt man jedoch, dass sich Trump und Kim noch vor wenigen Monaten mit Krieg drohten, ist das Gipfelergebnis dennoch mehr als erstaunlich.

Als besonders spannend entpuppte sich die einstündige Pressekonferenz im Anschluss: Trump kündigte etwa an, dass er die gemeinsamen amerikanisch-südkoreanischen Militärmanöver einstellen werde, solange die Gespräche mit Kim Jong Un anhalten. Dies ist ein weiterer Anreiz dafür, dass der Kommunikationsprozess tatsächlich nicht abreißt. Kim hingegen werde eine weitere Raketentestanlage schließen, für Trump ein weiterer Beleg der ernsthaften Absichten Kims. Von südkoreanischen Konservativen wurden Trumps Pläne zu den gemeinsamen Manövern scharf kritisiert. "Südkoreas nationale Sicherheit droht in eine Krise zu stürzen”, twitterte etwa Hong Joon Pyo, Sprecher der rechtsgerichteten Freiheitspartei Koreas.

Einfluss auf Lokal- und Nachwahlen in Südkorea

Im Seouler Stadtzentrum wurde Trumps Zugeständnis gelassener wahrgenommen: "Natürlich sollten wir irgendwann vollständig unabhängig sein und auf einen Abzug der US-Soldaten in Südkorea pochen, doch meiner Meinung nach sollte dieser Prozess ganz langsam geschehen. Die junge Generation möchte dies schneller, als mir lieb ist”, sagt Kim Sang Jin, der als Musikprofessor an der renommierten Seouler Nationaluniversität lehrt.

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"Auch wenn die Stimmung jetzt friedlich zwischen Nord und Süd ist, haben wir doch unser eigenes Recht auf Verteidigung. Von daher finde ich nicht, dass wir die Militärmanöver mit den US-Streitkräften aufgeben sollten”, sagt Oh Jin-hyun, Mitte 60, Betreiber eines kleinen Shops. Dennoch wertet er die Resultate des Gipfels in Singapur grundsätzlich als positiv. Sein wichtigstes Anliegen sei es jedoch, dass die Angehörigen der im Koreakrieg (1950-53) getrennten Familien bald die Möglichkeit auf ein Wiedersehen bekommen.

Der weitere Verlauf der innerkoreanischen Beziehungen hängt dabei nicht zuletzt auch von den südkoreanischen Lokalwahlen und Nachwahlen zum Parlament ab, die bereits morgen am 13. Juni stattfinden werden. Neben über 4000 Posten auf lokaler Ebene, darunter der Bürgermeister von Seoul, werden auch zwölf Sitze in der Nationalversammlung vergeben. Dort verfügt Präsident Moons Demokratische Partei derzeit über 123 von 300 Sitzen. "Moon Jae In könnte laut Umfragen eine linke Mehrheit im Parlament bekommen und so auch seine Nordkorea-Politik in Gesetzen manifestieren", sagt Sven Schwersensky, der das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Seoul leitet: "Diese Kontinuität könnte Kim Jong Un Vertrauen geben."