Separatisten stürmen Debalzewe
17. Februar 2015 Die Aufständischen in der Ostukraine haben dem Verkehrsknotenpunkt Debalzewe nach eigenen Angaben "zu 80 Prozent" erobwert. "Nur ein paar Wohnviertel sind noch übrig, dann haben wir den Ort völlig unter Kontrolle", teilte Separatistenkommandeur
Eduard Bassurin in Donezk mit.
Mehr als 300 ulrainische Soldaten seien gefangen genommen worden. Es gebe "viele Tote". "Wir durchkämmen die Stadt nach weiteren Soldaten", sagte Bassurin.
Die ukrainische Regierung äußerte sich zu diesen Angaben bislang nicht. Sie hatte aber zuvor von heftigen Straßenkämpfen in Debalzewe berichtet. An dem Verkehrsknotenpunkt
sollen Tausende Soldaten der ukrainischen Armee eingekesselt sein, was Kiew bestreitet. Debalzewe liegt zwischen den sogenannten Volksrepubliken der Rebellen in Donezk und Luhansk.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte am Sonntag erklärt, ihren Beobachtern werde der Zugang zu Debalzewe von prorussischen Separatisten verwehrt. Die OSZE soll überwachen, ob Rebellen und ukrainische Soldaten tatsächlich wie im Minsker Abkommen vereinbart ihre Waffen schweigen lassen und schwere Waffen abziehen. Am Donnerstag vergangener Woche war in der weißrussischen Hauptstadt nach langen Verhandlungen ein entsprechender Friedensplan zwischen der ukrainischen Regierung und den prorussischen Rebellen vereinbart worden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuvor in einem Telefonat mit den Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, auf eine Umsetzung der Vereinbarungen von Minsk gedrungen. In Berlin teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit, die Gesprächspartner hätten bei der Konferenzschaltung konkrete Schritte vereinbart, um eine Beobachtung der Lage durch die OSZE zu ermöglichen.
Merkel und Poroschenko appellierten zudem in dem Telefonat am Montag an Putin, seinen Einfluss auf die Separatisten geltend zu machen, damit diese das Feuer einstellten. Ferner solle an diesem Dienstag - wie vereinbart - mit dem Rückzug schwerer Waffen begonnen werden. Bereits zuvor hatte Merkel mit Poroschenko und dem französischen Präsidenten François Hollande telefoniert. Die Politiker zeigten sich anschließend besorgt über die anhaltende Gewalt in der Ostukraine. Sie forderten "freien Zugang für die Beobachter" der OSZE.
wl/sti/kle (afp, dpa, rtr)