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Separatisten werfen Donbass-Region zurück

Inna Kuprianowa / Markian Ostaptschuk20. Juni 2014

Die Wirtschaft im ukrainischen Industrierevier Donbass leidet stark unter dem bewaffneten Konflikt. Es gibt enorme Schäden an der Infrastruktur, die Auftragslage ist düster und die Exporte nach Russland brechen ein.

Alltag in der Ostukraine in einer Fußgängerzone (Foto: DW)
Bild: DW/F. Warwick

Die lang anhaltende politische Krise hat sich auf die Wirtschaft in der Ukraine insgesamt negativ ausgewirkt. Doch von allen ukrainischen Gebieten leidet die Donbass-Region im Südosten des Landes am stärksten. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Denn dort wird die Lage von prorussischen Separatisten weiterhin destabilisiert.

Nach Angaben der Donezker Abteilung des ukrainischen Statistikamtes lagen die Einbußen der Unternehmen in der Region im ersten Quartal 2014 um 37 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Verluste in Donbass werden allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf umgerechnet 1,8 Milliarden Euro beziffert, was mehr ist als im gesamten Jahr 2013 (1,3 Milliarden Euro). Die Industrieproduktion fiel in der Region im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 13 Prozent. Gründe dafür sind ein Rückgang bei Exportaufträgen sowie eine immer schwächere Inlandsnachfrage.

Großbetriebe halten Produktion noch aufrecht

Eine Straßensperre in Kramatorsk nach einem GefechtBild: Getty Images

Die großen Fabriken in der ostukrainischen Krisenregion produzieren bislang nach eigenen Angaben noch wie gewohnt. Aber die Prognosen für die kommenden zwei Monate sind eher enttäuschend. "Noch läuft alles im Normalbetrieb. Aber die Auftragslage hat sich natürlich verschlechtert", sagt Wolodymyr Schulij, Leiter der Marketing-Abteilung der "Novo-Kramatorsk Maschinenfabrik", im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Die Stadt Kramatorsk liegt im dem Gebiet, in dem ukrainische Regierungstruppen eine Anti-Terror-Operation durchführen. Seit April kämpfen sie in den südöstlichen Regionen Donezk und Luhansk gegen prorussische Separatisten, die dort "Volksrepubliken" ausgerufen haben. Wolodymyr Schulij macht die Separatisten verantwortlich für die düsteren Aussichten der Unternehmen: "Welcher Ausländer wird zu uns kommen, wenn er 13 Straßensperren überwinden muss?"

Handel mit Russland bricht massiv ein

Aufgrund der instabilen politischen Lage im Lande seien viele Aufträge storniert worden, sagt der DW Juri Makohon vom ukrainischen Nationalen Institut für strategische Studien. Und so schnell werde man im Donbass keine neuen bekommen, glaubt er. "Die wichtigsten Unternehmen der Schwerindustrie produzieren zwar noch, aber deren Kapazitäten sind nicht mehr voll ausgelastet", betonte der Wirtschaftsexperte.

Ihm zufolge sind die Fabriken in der Ostukraine mit ihren Erzeugnissen auf den russischen Markt ausgerichtet. Aber dieser sei für sie faktisch verloren gegangen. "Der Handelsumsatz zwischen Russland und der Region Donezk ist seit Anfang des Jahres massiv eingebrochen", so Makohon. Große Schwierigkeiten würden heute der Industrie und dem Frachtverkehr vor allem auch die großen Schäden am Eisenbahnsystem in den umkämpften Gebieten bereiten.

Der Flugverkehr findet nicht mehr statt, was gewaltige Verluste für die Wirtschaft der Region bedeutet. Der Flughafen der Millionenstadt Donezk soll nach Angaben der ukrainischen Behörden noch bis zum 30. Juni geschlossen bleiben. Reiseveranstalter teilten unterdessen mit, alle Flüge für den gesamten Sommer gestrichen zu haben. "Das Personal hat derzeit keinen sicheren Zugang zum Flughafen", sagt Dmitri Kosinow, Pressesprecher des Flughafens, im Gespräch mit der DW. In der Nähe des Flughafens werde weiterhin geschossen.

Viele Kleinunternehmer auf der Flucht

Separatisten plündern eine Bankfiliale in DonezkBild: DW/K. Oganesian

Am schlimmsten trifft die Krise im Donbass allerdings die kleinen und mittleren Unternehmer. Sie haben Juri Makohon zufolge einen Anteil von etwa zehn Prozent an der Wirtschaft der Region. Die Hälfte der Firmen habe in den vergangenen Wochen wegen der zunehmenden Spannungen geschlossen. Dies habe zu einer deutlichen Zunahme der Arbeitslosigkeit geführt.

Berichten zufolge werden Unternehmer von den Separatisten erpresst, Geschäfte geplündert und sogar Menschen verschleppt. Viele Kleinunternehmer hätten deswegen die Region ganz verlassen, um den Überfällen der Banditen der sogenannten "Donezker Volksrepublik" zu entkommen, sagt der Soziologe Jaroslaw Pasko im Gespräch mit der DW.

Der Wirtschaftsexperte Makohon weist darauf hin, dass die Entwicklung im Donbass schon seit dem Jahr 2008 einen negativen Trend aufweist. "Die politische Krise und die Kämpfe erschweren die Lage natürlich", sagte er. Sollte die Krise schnell und friedlich gelöst werden, würde die Wirtschaft der Donbass-Region dennoch möglicherweise Jahre brauchen, um wieder den Stand des Jahres 2013 zu erreichen, so der Experte.

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