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Politik

Serbischer Nationalist sorgt für Eklat

18. April 2018

Es sollte ein Zeichen der Annäherung sein: kroatische Parlamentarier zu Besuch im Parlament in Belgrad. Doch Serbiens Nationalistenchef Vojislav Seselj provoziert die Gäste so sehr, dass diese abreisen.

Vojislav Seselj in Belgrad Kriegsverbrechertribunal
Bild: picture-alliance/dpa/K. Sulejmanovic

Eine Delegation des kroatischen Parlaments hat einen Besuch in Serbien abgebrochen, nachdem der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS), Vojislav Seselj, die Delegationsmitglieder beschimpfte und versucht hatte, eine kroatische Flagge zu zerreißen.

In einem Saal vor der Parlamentskammer in Belgrad hatte Seselj eine Fahne des Nachbarlandes Kroatien zu Boden gerissen, auf ihr herumgestampft und versucht, sie in Stücke zu reißen. Gleichzeitig beschimpfte der SRS-Chef die Gäste als Faschisten. Ein weiterer SRS-Vertreter schloss sich Seselj an. Sicherheitskräfte versuchten offenbar erfolglos, den Provokateuren die Fahne wegzunehmen.

Serbische Politiker verurteilen Seseljs Verhalten

"Wegen dieser Tat, die die Würde der Republik Kroatien schwer verletzt hat.... haben wir den Besuch beendet", teilte die kroatische Parlamentsdelegation in einer Erklärung mit. Die zweitägige Reise sollte diesen Donnerstag enden. Der Besuch war Teil eines im Februar begonnen Annährungsprozesses zwischen Serbien und Kroatien. Die beiden Nachbarländer haben seit den Bürgerkriegen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina (1991-1995) eine konfliktbeladene Beziehung.

Serbiens Premierministerin Ana Brnabic und Parlamentssprecherin Maja Gojkovic verurteilten den Vorfall. "Ich möchte Seseljs Verhalten unmissverständlich, direkt und auf das Schärfste verurteilen", sagte die Regierungschefin in einer Mitteilung. Parlamentssprecherin Gojkovic betonte, die Missachtung der staatlichen Symbole Kroatiens stelle auch eine Beleidigung für die serbische Nation dar. Die Parlamentssprecherin hatte einst selbst der ultranationalistischen SRS angehört.

Einer der Kriegstreiber auf dem Balkan

Parteichef Seselj hatte die SRS Anfang der 1990er Jahre gegründet und war stellvertretender Premierminister unter Slobodan Milosevic während der Balkankriege, in denen mehr als 100.000 Menschen getötet wurden.

Vojislav Seselj mit einer brennenden kroatischen Fahne (2015)Bild: Getty Images/AP/A. Stankovic

Seselj galt in den 1990er-Jahren als einer der schlimmsten Kriegstreiber auf dem Balkan.

Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Hag hatte ihn vergangene Woche zu zehn Jahren Gefängnis wegen Anstiftung zu Kriegsverbrechen während des Balkankonflikts verurteilt und einen früheren Freispruch teilweise wieder aufgehoben. Die Berufungsrichter sahen es als erwiesen an, dass der Nationalist mit hasserfüllter Propaganda gegen Kroaten und Muslime in den Balkankriegen Gewalttaten und Deportationen geschürt hatte. Da der Nationalistenführer bereits zwölf Jahre in Untersuchungshaft verbrachte, muss er allerdings nicht mehr ins Gefängnis. 

Der Präsident und der Ultranationalist

Seselj ist ein langjähriger Weggefährte des derzeitigen serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic. In seinem Amt gibt sich Vucic pro-europäisch und setzt sich für eine Aufnahme Serbiens in die EU ein. Trotz seiner pro-europäischen Rhetorik scheint Präsident an früheren Seilschaften festzuhalten - so verhinderte Vucic bereits zweimal die Auslieferung zweier weiterer Parteifreunde Seseljs an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. 

cw/qu (ape, dpa, rtre)

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