Bei der 90. Oscar-Verleihung in Los Angeles ist das Kinomärchen "Shape of Water " als bester Film ausgezeichnet worden. Ein Oscar ging an einen Deutschen - den Trickspezialisten Gerd Nefzer für "Blade Runner 2049".
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"Shape of Water" holt die wichtigsten Oscars
Der Fantasy-Film des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro siegte unter anderem in der Kategorie "Bester Film". Auch ein Deutscher bekam einen Oscar. Insgesamt stand der Abend im Zeichen des Weinstein-Skandals.
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Oscargewinner "Shape of Water"
Er war der Sieger des Abends: der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro. Sein bereits im vergangenen Jahr in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichneter Film "Shape of Water" bekam bei der 90. Verleihung der Oscars insgesamt vier Auszeichnungen, darunter die wichtigste: "Bester Film". Del Toro erhielt auch den Preis als bester Regisseur.
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Starker Oscar-Jahrgang
"Shape of Water" war zuvor insgesamt 13 mal nominiert worden. Vier Preise in wichtigen Kategorien sind eine gute Ausbeute. Der Film des Mexikaners (hier eine Filmszene mit Sally Hawkins und Octavia Spencer) steht stellvertretend für einen starken Oscar-Jahrgang. Die Oscar-Akademie hatte 2018 ein gutes Händchen bei ihrer Auswahl, das Niveau der nominierten und ausgewählten Filme war beachtlich.
Der neben "Shape of Water" im Vorfeld der Verleihung am meisten gehandelte Oscar-Favorit "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" bekam immerhin zwei Auszeichnungen, darunter die für die beste Darstellerin in einer Hauptrolle. Darüber freute sich die US-Amerikanerin Frances McDormand ungemein.
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Bester Nebendarsteller: Sam Rockwell
Frances McDormands Gegenspieler in dem Drama um eine Mutter, die den Tod ihrer Tochter zu bewältigen hat, ist Sam Rockwell. Der Schauspieler spielt in "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" einen rassistischen Kleinstadtpolizisten. Dafür bekam Rockwell nun den Oscar als bester Nebendarsteller.
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Bester Darsteller: Gary Oldman
Noch größer dürfte die Freude von Rockwells Schauspielerkollegen Gary Oldman gewesen sein. Der Brite bekam die Auszeichnung als bester Darsteller in einer Hauptrolle. Oldman verkörpert in dem Film "The Darkest Hour" den britischen Politiker Winston Churchill. In der Rolle des schwergewichtigen und bereits älteren Churchill ist Oldman kaum wiederzuerkennen.
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Beste Nebendarsllerin: Allison Janney
Schließlich rundete die US-Amerikanerin Allison Janney das Quartett der vier Darstellerinen/Darsteller bei dieser 90. Oscar-Nacht ab. Janney, vor allem als Nebendarstellerin aus vielen Filmen bekannt, bekam die Auszeichnung passenderweise als Nebendarstellerin. Sie spielt in dem Film "I, Tonya" die überehrgeizige Mutter eine Eisläuferin.
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Ein Abend mit Botschaft
Wie immer stand der Oscar-Abend im Zeichen einer aktuellen gesellschaftlichen Debatte. In diesem Jahr war das natürlich der seit Harvey Weinstein diskutierte Skandal um sexuellen Missbrauch und die sich anschließende #MeToo-Bewegung. In der von Jimmy Kimmel moderierten Galaveranstaltung gab es zahlreiche Anspielungen auf die Diskussionen um Gleichberechtigung von Frauen in der Filmwirtschaft.
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Oscar für einen Deutschen
Auch ein Deutscher durfte sich bei Verleihung der Oscars in diesem Jahr freuen. Gemeinsam mit seinen Kollegen John Nelson, Paul Lambert, Richard R. Hoover bekam der Deutsche Gerd Nefzer (r.) die Auszeichnung in der Kategorie "Beste visuelle Effekte". Die vier Trickspezialisten hatten diese für den Science-Fiction-Film "Blade Runner 2049" entwickelt.
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Bestes Original-Dehbuch: Jordan Peele
Als erster Afro-Amerikaner in der Geschichte der Oscar-Historie gewann Jordan Peele einen Oscar für das beste Original-Drehbuch. Der auch als Schauspieler und Comedian bekannte US-Amerikaner Peele hatte für die Horror-Groteske "Get Out" das Buch geschrieben sowie Regie geführt.
Bild: picture-alliance/ZumaPress
Bestes adaptiertes Dehbuch: James Ivory
Den anderen Drehbuch-Oscar erhielt der fast 90-jährige James Ivory, der vor allem als Regisseur feinfühliger Gesellschaftsdramen bekannt ist. Für den Film "Call Me By Your Name" über einen jungen Mann, der seine Homosexualität entdeckt (Bild oben), hatte Ivory den gleichnamigen Roman von André Aciman in ein Drehbuch verwandelt.
Der Oscar für den besten Film, der aus dem nichtenglischen Sprachraum stammt, ging in diesem Jahr an einen Chilenen. Regisseur Sebastián Lelio durfte sich in Hollywood über die Auszeichnung freuen - gemeinsam mit Danila Vega, einer Transgender-Schauspielerin und Sängerin aus Chile. Vega spielt in dem 2017 bei der Berlinale welturaufgeführten Film "Eine fantastische Frau" die Hauptrolle.
Bild: picture alliance/AP Photo/J. Strauss
Bester Dokumentarfilm "Icarus"
Auch die Oscar-Auszeichnung in der Kategorie Dokumentation stand in diesem Jahr im Zeichen eines aktuellen gesellschaftlichen Themas. Regisseur Bryan Fogel (r.) und Produzent Dan Cogan nahmen den Oscar für ihren Film "Icarus" in Empfang. Darin geht es um Staats-Doping in Russland.
Bild: Reuters/M. Blake
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Das fantasievolle Kinomärchen "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" ist mit vier Oscars ausgezeichnet worden. Das Werk des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro gewann die Trophäen als bester Film und für die beste Regie. Außerdem gab es Preise für die Filmmusik und das Produktionsdesign. Zwei Schauspieler-Auszeichnungen gingen an die Tragikomödie "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri".
Die 60-jährige Frances McDormand wurde für ihre Rolle als kämpferische Mutter nach der Ermordung ihrer Tochter für die beste Hauptrolle geehrt - zum zweiten Mal nach 1997, als sie mit "Fargo" gewann. Ihr Filmkollege Sam Rockwell (49) bekam den Oscar für seine Nebenrolle als rassistischer Kleinstadtpolizist. Regisseur und Autor Jordan Peele schrieb Oscar-Geschichte: Mit seiner Horror-Komödie "Get Out" gewann er als erster Afro-Amerikaner den Preis für das beste Original-Drehbuch.
Der Brite Gary Oldman wurde für seine Verkörperung des britischen Premierministers Winston Churchill in "Die dunkelste Stunde" mit dem Hauptdarsteller-Oscar ausgezeichnet. Das Historiendrama erhielt auch eine Auszeichnung in der Kategorie Make-up/Frisur. Beste Nebendarstellerin wurde Allison Janney - im Drama "I, Tonya" spielt sie die ehrgeizige Mutter der Eiskunstläuferin Tonya Harding.
Von den mehrfachen deutschen Oscar-Hoffnungen erfüllte sich nur eine: Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall, der in der Filmschmiede Potsdam-Babelsberg arbeitet, erhielt die Trophäe für die besten visuellen Effekte. Der 52-Jährige wurde mit drei Kollegen für die Arbeit an "Blade Runner 2049" ausgezeichnet - der Science-Fiction-Film wurde außerdem für die beste Kamera geehrt. Weitere deutsche Oscar-Hoffnungen wurden enttäuscht.
Moderator Jimmy Kimmel hatte die Gala mit zahlreichen Spitzen zum Missbrauchsskandal in Hollywood eröffnet. "Oscar ist derzeit der beliebteste und am meisten respektierte Mann", sagte der 50-Jährige in der Nacht zu Montag und ergänzte: "Er hält seine Hände dort, wo man sie sehen kann." Er sei nie unflätig, und am wichtigsten: "Kein Penis." "Das ist ein Mann, von dem wir mehr in dieser Stadt brauchen." Kimmel spielte damit auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Produzent Harvey Weinstein und weitere Männer im Filmgeschäft an.
In den technischen Kategorien räumte das Kriegsdrama "Dunkirk" drei Oscars ab (Tonmischung, Tonschnitt, Filmschnitt). Je einen Oscar bekamen das Gesellschaftsdrama "Der seidene Faden" (Kostümdesign) und das Liebesdrama "Call Me By Your Name" (adaptiertes Drehbuch). Der Zeichentrickfilm "Coco" holte zwei Trophäen: als bester Animationsfilm und für den besten Filmsong. Der Auslands-Oscar ging in diesem Jahr nach Chile an Sebastián Lelio mit seinem Film "Eine fantastische Frau". Beste Dokumentation wurde "Icarus" von Bryan Fogel und Dan Cogan über die russischen Doping-Machenschaften der vergangenen Jahre.
Die Gewinner im Überblick:
- Bester Film: "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers"
- Regie: Guillermo del Toro für "Shape of Water - Das Flüstern des
Wassers"
- Hauptdarsteller: Gary Oldman für "Die dunkelste Stunde"
- Hauptdarstellerin: Frances McDormand für "Three Billboards Outside
Ebbing, Missouri"
- Nebendarstellerin: Allison Janney für "I, Tonya"
- Nebendarsteller: Sam Rockwell für "Three Billboards Outside Ebbing,
Missouri"
- Nicht-englischsprachiger Film: "Eine fantastische Frau" von
Sebastián Lelio
- Kamera: Roger A. Deakins für "Blade Runner 2049"
- Original-Drehbuch: Jordan Peele für "Get Out"
- Adaptiertes Drehbuch: James Ivory für "Call Me by Your Name"
- Schnitt: Lee Smith für "Dunkirk"
- Filmmusik: Alexandre Desplat für "Shape of Water - Das Flüstern des
Wassers"
- Filmsong: "Remember Me" aus dem Film "Coco"
- Produktionsdesign: Paul Denham Austerberry (Production Design);
Shane Vieau und Jeffrey A. Melvin (Set Decoration) für "Shape of
Water - Das Flüstern des Wassers"
- Tonschnitt: Richard King und Alex Gibson für "Dunkirk"
- Tonmischung: Gregg Landaker, Gary A. Rizzo und Mark Weingarten für
"Dunkirk"
- Visuelle Effekte: Gerd Nefzer, John Nelson, Paul Lambert und
Richard R. Hoover für "Blade Runner 2049"
- Animationsfilm: "Coco" von Lee Unkrich
- Animations-Kurzfilm: "Dear Basketball" von Glen Keane
- Dokumentarfilm: "Icarus" von Bryan Fogel
- Dokumentar-Kurzfilm: "Heaven Is a Traffic Jam on the 405" von Frank
Stiefel
- Make-up/Frisur: Kazuhiro Tsuji, David Malinowski und Lucy Sibbick
für "Die dunkelste Stunde"
- Kostümdesign: Mark Bridges für "Der seidene Faden"