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Film

Maria Schraders "She Said" startet im US-Kino

Verena Greb
18. November 2022

Maria Schraders Film erzählt die wahre Geschichte von zwei Journalistinnen, die den einst mächtigen Filmproduzenten Harvey Weinstein zu Fall bringen. Das war der Auslöser der #MeToo-Bewegung.

Das Filmstill von "She Said" zeigt die beiden Protagonistinnen im Büro, eine hält ein Handy in der Hand.
"She Said" ist der erste Film über den Skandal um den ehemaligen US-Filmproduzenten Harvey WeinsteinBild: JoJo Whilden/Universal Pictures/AP Photo/picture alliance

Standing Ovations und langer Applaus: So endete die Premierenvorführung von Maria Schraders "She Said" mit Carey Mulligan und Zoe Kazan als New York Times-Reporterinnen Megan Twohey und Jodi Kantor in den Hauptrollen. Die Präsentation des Filmdramas, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, war Teil des New York Film Festivals im Oktober 2022. Nun startet "She Said" in mehreren Ländern in den Kinos - darunter in den USA, Kanada, Südafrika, Australien und in einigen europäischen sowie asiatischen Ländern.

Seit der Weltpremiere wird Schrader als aussichtsreiche Kandidatin auf einen der begehrten Filmpreise der kommenden Saison gehandelt. Mit "She Said" scheint die 57-jährige Deutsche im nordamerikanischen Filmbusiness angekommen zu sein. Das Drama ist ihr US-Kinodebüt als Regisseurin, mit welchem sie sich auch thematisch - wie zuvor schon bei "Ich bin dein Mensch" (2021) - wegbewegt vom Sujet deutsch-jüdischer sowie israelischer Geschichte und Gegenwart. Lange waren Schraders Arbeiten aufs Engste damit verknüpft. Es prägte sowohl ihre ersten Filme als Regisseurin ("Liebesleben", 2007; "Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika", 2016) als auch Werke, in denen sie als Schauspielerin mitgewirkt hat - etwa "Meschugge" (1998), "Aimée & Jaguar" (1999) oder "Rosenstraße" (2003).

Wovon das Filmdrama "She Said" handelt

Dennoch ist das in "She Said" behandelte Thema für Schrader nicht gänzlich unbekannt. Denn es geht, wie beispielsweise schon in "Aimée & Jaguar", um starke Frauen: allen voran die Reporterinnen Kantor und Twohey, die in mühevoller Recherche, auch außerhalb der USA, einen Skandal aufdecken, der nicht ans Licht kommen soll.

Maria Schraders Film begibt sich in die Tradition anderer Filme über herausragende Recherchen von US-JournalistenBild: Mario Anzuoni/REUTERS

In dessen Zentrum steht Harvey Weinstein, der einst mächtige Produzent vieler auch Oscar-prämierter Hollywood-Filme. Im Newsroom kursieren Gerüchte, dass er seine Machtposition ausgenutzt und vielfachen sexuellen Missbrauch begangen haben soll. Gemeinsam mit einem Team aus Journalisten und Juristen sammeln Kantor und Twohey Aussagen möglicher Opfer und Mitwisser und arbeiten zunehmend gegen aufkommende Widerstände an. Denn, so zeigt der Film, Weinstein lässt nichts unversucht, seine Taten aus dem Licht der Öffentlichkeit zu halten.

Stärke zeigen auch die Frauen, die all ihren Mut zusammennehmen und trotz teils bestehender Verschwiegenheitserklärungen mit Kantor und Twohey sprechen - wenn auch unter der Bedingung, anonym zu bleiben.

Für ihre Berichterstattung erhielten Megan Twohey (l.) und Jodi Kantor den Pulitzer-PreisBild: Hiroko Masuike/The New York Times/AP/picture alliance

Twoheys und Kantors Recherche hat weitreichende Folgen

Die aufwendige Recherche der beiden, die der Film nachzeichnet, mündete in der New York Times-Reportage "Harvey Weinstein Paid Off Sexual Harassment Accusers for Decades" (deutsch: "Harvey Weinstein bezahlte jahrzehntelang Frauen, die ihn der sexuellen Belästigung anklagen, für ihr Schweigen") vom 5. Oktober 2017. Und sie beginnt mit der Geschichte einer Betroffenen, die sich zitieren ließ: die Schauspielerin Ashley Judd. Viele weitere Artikel folgten.

Aus der Berichterstattung resultiert die Zerschlagung eines Systems, das sexuelle Übergriffe systematisch zu verschleiern suchte. Der weitere Erfolg geht auch auf die in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #Me Too bekannt gewordene Bewegung zurück, der sich Frauen in vielen Ländern anschlossen, um ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt zu teilen.

Kantor und Twohey veröffentlichten 2019 ein Buch über ihre gemeinsame Arbeit, eben "She said", das Rebecca Lenkiewicz als Grundlage für die Drehbuchadaption diente. Lenkiewicz traf dazu auch selbst Frauen, die verschiedentliche Erfahrungen mit Weinstein gemacht hatten. Der Filmproduzent wurde 2020 für seine Vergehen, darunter auch Vergewaltigung, zu 23 Jahren Haft verurteilt. Derzeit steht er in einem weiteren Verfahren in Los Angeles vor Gericht. 

Erfolgreiche Aussichten

Nicht nur "She Said", auch andere Arbeiten Maria Schraders werden in den USA seit geraumer Zeit mehr als nur zur Kenntnis genommen. Der Kinofilm "Ich bin dein Mensch" der deutschen Regisseurin schaffte es mit 14 weiteren internationalen Produktionen auf die Shortlist für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie bester internationaler Film.

In der Live-Schalte bei der Emmy-Vergabe zeigte sich Maria Schrader gerührt und "sprachlos" vor FreudeBild: Invision for the Television Academy/AP/picture alliance

Eine weitere von Schraders Regie-Arbeiten wurde nicht nur nominiert, sondern sogar ausgezeichnet: Ihre Mini-Serie "Unorthodox" (2020), produziert vom Streaming-Anbieter Netflix, erhielt 2020 inmitten der Corona-Pandemie einen Emmy Award - den bedeutendsten amerikanischen Fernsehpreis.

Für "She Said" hat Schrader auch schon eine Auszeichnung erhalten - und das noch vor dem offiziellen Kinostart: Beim Montclair Film Festival 2022, wo ihr Drama gezeigt wurde, bekam sie den David Carr Award zugesprochen. Die Auszeichnung erinnert an den bekannten New York Times-Kolumnisten Carr, der 2015 im Alter von 58 Jahren im Newsroom zusammenbrach und kurz darauf starb. Der Preis geht an Filmemacher, die in ihren Werken die Wahrheit über relevante gesellschaftliche Themen ans Licht bringen. 

In Deutschland kommt Maria Schraders "She Said" am 8. Dezember in die Kinos. 

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