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Shishas in Afrika: Verbote gegen den Trend

Martina Schwikowski | Henri Fotso Douala, Kamerun
9. April 2022

Wasserpfeifen sind ungesünder als ihr Ruf: Deshalb hat nun auch Kamerun Shisha-Rauchen untersagt. In der Praxis sind Verbote jedoch schwer zu kontrollieren.

Wasserpfeife in Afrika | Sudan Khartum
Im einst von Arabern eroberten Norden Afrikas - hier in Khartum - ist die Shisha seit Jahrhunderten KulturgutBild: EBRAHIM HAMID/AFP/Getty Images

Im Herzen des größten Geschäftsviertels von Douala sitzen viele Jugendliche in der Bar Porte Jaune d'Akwa zusammen. Über den Tischen hängt Zigarettenqualm, der durch die Luft wabert. Es werden Liköre serviert und die Spezialität des Hauses: Bratenfleisch vom Grill. Aber nicht alles ist wie gewohnt - eines fehlt: Das Paffen der Shisha-Pfeife. Seit Mitte März wird es in der Bar nicht mehr angeboten - Kameruns Regierung hat das Rauchen von Shisha-Pfeifen landesweit verboten.

Shisha-Verbot kam überraschend

Hintergrund für das Shisha-Verbot in Kamerun ist eine Studie des Gesundheitsministeriums. Die besagt, dass 46 Prozent der jungen Kameruner Wasserpfeife rauchen. Anatole Kompi, Gast in der Bar Porte Jaune d'Akwa, ist froh über das Verbot: "Das ist gut für unsere Kinder, denn wenn sie zu solchen Dingen greifen, zerstört es sie und beschmutzt das Image des Landes", sagt er zur DW.

Das Tabakgemisch in der Wasserpfeife hatte die Jugendlichen beinahe verzaubert, sagt der Barbesitzer Gustave Tchantcho Ewane. "Ich weiß nicht, wie sie sich dem Shisha-Konsum derart hingeben konnten. Man musste sich schon fragen, was ist in dieser Pfeife, dass sie so stark danach verlangen", sagt Tchantcho Ewane im DW-Interview. Shisha-Tabak ist häufig mit Aromen angereichert - er wird mit einem Stück Holzkohle erhitzt und in der Shisha durch einen Wasserbehälter geleitet, wo der Rauch abgekühlt wird.

In Kamerun habe das Shisha-Verbot den Umsatz der Händler stark eingeschränkt. Dennoch werde es von den Verkäufern befolgt, obwohl Gäste danach verlangten, sagt Ewane. "Die Nachricht traf uns wie ein Hammerschlag. Aber im Laufe der Zeit, nach Besuchen und Informationen einiger Gesundheitsexperten, wussten wir, dass Shisha nicht gut ist. Also akzeptieren wir es."

Eine Stunde Shisha-Rauchen entspricht 100 Zigaretten

Das Rauchen der Shisha-Pfeife - ursprünglich Brauchtum im arabischen Raum - ist auch in Afrika ein beliebter Trend.

Shisha rauchen gilt als gesellig - vom Teilen einer Wasserpfeife wird jedoch auch mit Blick auf Corona abgeratenBild: LUCA SOLA/AFP

Der Tabak in der blubbernden Wasserpfeife - auch Hookah oder Hubbly Bubbly genannt - enthält eine Mischung aus Nikotin, Teer, Kohlenmonoxid und Schwermetallen wie Arsen und Blei und wird mit Melasse, Glyzerin und Aromastoffen vermischt, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Es besteht der "Irrglaube", dass der Konsum nicht so schädlich sei wie Zigaretten, sagt dazu die Britische Herz-Stiftung: Eine einstündige Shisha-Runde entspreche dem Rauchen von mehr als 100 Zigaretten, heißt es auf ihrer Webseite.

Immer mehr Länder bemühen sich daher um ein Rauchverbot. Im Vergleich sprach sich Kamerun spät dafür aus. In Ghana, Gambia, Tansania, Uganda und Guinea gelte der Bann gegen die Wasserpfeife bereits seit einigen Jahren, sagt Joel Gitali, Vorsitzender der kenianischen Allianz zur Tabakkontrolle, eine zivile Organisation in Nairobi. Kenia hat die Wasserpfeife 2017 verboten. "Jeder, der Shisha importiert, herstellt, konsumiert, verkauft oder gar mit Zubehör gefunden wird, macht sich strafbar", sagt Gitali im DW-Interview.

Kenia: Rückfall nach Verbot

Was hat der Bann der Shisha-Pfeife per Gesetz in Kenia gebracht? "Der Shisha-Konsum ging nach dem Verbot auf ein niedriges Niveau zurück", so Gitali. "Bei einer Untersuchung durch unsere Organisation in Nairobi ist zunächst eine hohe Akzeptanz des Verbots von über 81 Prozent erreicht worden. Aber es gibt eine Art Rückfall", sagt der Aktivist. In einigen Bars und Restaurants hätten Besitzer gute Beziehungen zu Regierungsbeamten spielen oder sich bestechen lassen - so komme der Handel jetzt durch die Hintertür zurück. "Wir haben das Verbot nicht gut überwacht", räumt Gitali ein.

Das Zentrum für Tabakkontrolle in Afrika (CTCA) im benachbarten Uganda unterstützt Länder bei Gesetzesentwürfen für Rauchverbote. CTCA-Manager Jim Arinaitwe sieht Fortschritte im eigenen Land: In Uganda hätten die Vollzugsbeamten mehrfach Shisha-Pfeifen beschlagnahmt, öffentlich verbrannt und die Besitzer der Bars oder Veranstaltungszentren, die sich bei dem Verkauf schuldig gemacht hatten, ins Gefängnis gesteckt, schreibt er der DW.

Ein Verbot bringt nur etwas, wenn es auch durchgesetzt wird - in Uganda wird das laut NGO-Mitarbeiter Arinaitwe getan (Symbolbild)Bild: Luke Dray/Getty Images

Doch bei vielen Jugendlichen grassiert noch viel Unwissenheit über die Gefahren der Shisha-Pfeife: Eine Erhebung bei jungen Erwachsenen (18-30 Jahre) in Kampala - ausgeführt von der Makerere Universität 2018 - zeigt bei über 80 Prozent geringe Aufklärung gegenüber gesundheitlicher Gefahren - 85 Prozent teilten sich sogar bei dem Rauchgenuss eine Pfeife.

Insgesamt ist laut CTCA-Manager Arinaitwe jedoch in den Ländern, in denen entsprechende Gesetze in Kraft sind, ein deutlicher Rückgang des Shisha-Konsums zu verzeichnen. Doch viele hätten dieses Stadium noch nicht erreicht. 

Lungenkrebsrisiko durch Shisha-Rauchen

Beispielsweise Nigeria - bisher ein Land ohne Rauchverbot für die Wasserpfeife. Shisha-Rauchen ist laut Apothekerin Adaku Efuribe ein besorgniserregender Trend, besonders in Nigerias Künstlerszene. "Wenn Menschen Shisha rauchen, mischen sie es mit vielen Dingen, die gut schmecken können, auch mit süßlichen Duftstoffen. Aber es enthält auch die schädlichen Chemikalien, die in Zigaretten zu finden sind. Shisha muss verboten werden", fordert die Apothekerin. "Wir müssen mehr Bewusstsein schaffen, denn Shisha-Rauchen erhöht das Risiko, insbesondere an Lungenkrebs zu erkranken", sagt sie zur DW.

Zurück in Kamerun: In Douala betont auch Bruno Tengang, Arzt im Zentrum für Atemwegserkrankungen, die Gefahren für Shisha-Raucher: Neben Nikotin seien noch etwa 250 schädliche Substanzen in dem Tabak. "Jemand, der mit dem Rauchen aufhört, braucht etwa zehn Jahre, um die Lungenkapazität eines Nichtrauchers wiederzuerlangen."

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