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Karsten Wiegand - neuer Operndirektor am Nationaltheater Weimar.

17. März 2009

Er inszeniert Opern aus Vergangenheit und Gegenwart: sinnlich, surreal, hochemotional. Sein Ziel: die Widersprüchlichkeit von Situationen und Charakteren auf der Bühne sichtbar zu machen.

Karsten Wiegand steht auf dem Theaterplatz in Weimar.Bild: picture-alliance / ZB

Karsten Wiegand hat in München Germanistik und Politikwissenschaften studiert, bevor er ans Theater kam. Noch als Schüler sieht er den "Ring des Nibelungen" und ist fasziniert. "Das hat mich wahnsinnig bewegt, und da wußte ich: ich will zum Theater", erzählt Wiegand heute. Der 37-Jährige hat keine direkten Lehrer, Vorbilder oder Idole unter den Regisseuren. Es sind eher einzelne Aufführungen, die ihn geprägt haben: die „Götterdämmerung“ Kon­­witschnys in Stuttgart, der „Ring“ von Kupfer und der „Tristan“ von Heiner Müller in Bay­­reuth, der „Boris Godunow“ von Herbert Wernicke in Salzburg oder Inszenierungen von Patrice Ché­reau.

Faszination Musiktheater

Potsdamer Hans-Otto-TheaterBild: AP

1994 begann er seine Theaterlaufbahn am Hans Otto Theater in Potsdam als Dramaturg für Schauspiel und Musiktheater. Dass Musiktheater ein anderes Timing hat als Sprechtheater und der Regis­seur gebun­den ist an die Vorgaben der Partitur, empfindet Karsten Wiegand nicht als Einschränkung, im Gegenteil. Für ihn eröffnet das Musiktheater mehr Dimensionen. Bild, Sprache und Musik ergänzen sich und können die Komplexität von Situationen veranschaulichen. In ganz brutalen Szenen kann zum Beispiel die schönste Musik erklingen. "Dabei erfahren wir etwas über die tiefe Widersprüchlichkeit von Situationen, von Charakteren und von der Welt und über eine ganz starke Unlogik in allem" - so Wiegand. Seine Inszenierungen sind auf keinen einfachen Nenner zu bringen. Seine Inszenierung von Gounods "Faust" an der Berliner Staatsoper im Februar wurde sehr zwiespältig aufgenommen: er hatte die Handlung in einer grellen, heutigen Spielhalle angesiedelt, weil ihm dieses kapitalismuskritische Element ein wichtiges Symbol für die Entstehungszeit der Oper schien. Sein Theater ist konkret, phantastisch, hochemotional. Er wagt Verfremdungen, Aktualisierungen und symbolische Überhöhungen.

Operndirektor in Weimar

Goethe- und Schiller Denkmal vor dem Nationaltheater in WeimarBild: picture-alliance/dpa

Zur kommenden Spielzeit wird Wiegand Operndirektor am traditionsreichen Deutschen Nationaltheater Weimar. Es ist eines der sogenannten Provinztheater, die allerdings oft wichtiger sind, als so manches Theater in großen Städten. Wiegand sieht darin eine besondere Verantwortung. Er will Theater machen für Menschen, die er kennt, die dem Theater treu sind. Und er ist der Überzeugung, dass es sich schon lange lohne, nach Weimar zu fahren, weil hier anspruchsvolles und interessantes Theater geboten werde.

Operndirektor Karsten Wiegand vor Journalisten in WeimarBild: picture-alliance/ dpa

Und was plant er selbst? Er will sein Amt zu Beginn der Spielzeit 2009/ 2010 mit Mozarts "Don Giovanni" antreten. Dann sollen Verdis "Rigoletto" und "Macbeth" folgen, eine frühe Wagner-Oper und Mozarts "La Clemenza di Tito".

Autorin: Gudrun Stegen

Redaktion: Conny Paul

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