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Showdown am "Super Tuesday"

Michael Knigge1. März 2016

Hillary Clinton und Donald Trump sind kaum noch aufzuhalten. Ihre Konkurrenten müssen nun "liefern", sonst stehen die Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November schon am Mittwoch fest.

Kaffeetassen von Hillary Clinton und Donald Trump (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/dpa/AP Photo/C. Kaster

Die ersten Vorwahlen im US-Wahlkampf sind eigentlich nur Appetithäppchen. Die Hauptspeise im parteiinternen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ist der "Super Tuesday" - der "Super-Dienstag". An diesem einen Tag nämlich stimmen Wähler und Parteimitglieder in gleich zwölf Bundesstaaten sowie dem US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa ab, wer sich im November zur Wahl um die US-Präsidentschaft stellen soll.

Fast jeder Bundesstaat hat einen etwas anderen Modus. Doch in allen werden Delegierte gewählt, die im Sommer auf den nationalen Parteitagen darüber abstimmen, welchen Kandidaten die jeweilige Partei letztlich nominiert.

Am Super Tuesday wählen beide großen Parteien einen großen Teil ihrer Wahlmänner - fast fünfmal so viele, wie bei an allen vorangegangenen Terminen zusammen. Bei den Demokraten ist es an diesem einen Tag etwas mehr als ein Drittel, bei den Republikanern sogar fast die Hälfte aller Delegierten.

Doch die große Relevanz des Super-Dienstags ergibt sich nicht allein aus den Zahlen. Auch die Unterschiede zwischen den Bundesstaaten bezüglich ethnischer und religiöser Zusammensetzung ihrer Bevölkerung- und der Wirtschaftsstrukturen spielt eine Rolle, wie Matthew Wilson, Experte für US-Wahlen an der Southern Methodist University in Dallas, erläutert. Wer in so unterschiedlichen Staaten gewinnt, könne für sich reklamieren, breite Bevölkerungsteile zu repräsentieren - ein wichtiges Argument für die Unterstützer im kostspieligen US-Wahlkampf.

Trumps starkes Momentum

Die meisten Demoskopen sagen für den Super-Dienstag deutliche Siege der ohnehin führenden Kandidaten voraus. Wenn sie richtig liegen, könnte schon am Mittwoch feststehen, dass Donald Trump und Hillary Clinton die nächste Präsidentschaftswahl unter sich ausfechten.

Wobei es Trump etwas schwerer haben dürfte, sich schon jetzt endgültig durchzusetzen, weil das Bewerberfeld bei den Republikanern weiterhin sehr groß ist. Vier seiner Konkurrenten haben in bisherigen Vorwahlen Delegierte gewonnen und sind noch im Rennen. Um sie vorzeitig auszustechen, müsste Trump den Super-Tuesday haushoch gewinnen.

Donald Trump (M.) muss sich noch gegen mehrere Mitstreiter der Republikaner behauptenBild: Reuters/M. Stone

Doch selbst wenn er nur mit mäßigem Vorsprung gewinnt und auch am Mittwoch rechnerisch noch einholbar ist, glaubt Julian Zelizer, Historiker und Politologe an der Universität Princeton, nicht an ein offenes Rennen: "Sein Vorsprung und das Momentum, dass sich daraus ergäbe, würde die Unterstützer der anderen Kandidaten demoralisieren."

Sanders unter Druck

Bei den Demokraten dagegen sieht es so aus, als entscheide sich das Rennen am Dienstag. "Es müsste etwas Drastisches geschehen, damit Bernie Sanders eine Chance bleibt", sagt Stella Rouse, Leiterin des Center for American Politics and Citizenship an der Universität von Maryland.

Auch Wahlexperte Wilson sieht Hillary Clinton bereits als demokratische Kandidatin: "Meine Vorhersage lautet, dass Clinton dank ihrer starken afroamerikanischen Basis in den Südstaaten gewinnt, und damit alles klar macht." Sanders habe aus dieser Wählergruppe bisher keine signifikante Unterstützung erhalten. Ohne sie, so Wilson, könne man in der Demokratischen Partei heutzutage nicht gewinnen.

Nach ihrem Sieg in South Carolina sehen Experten Hillary Clinton bereits als Präsidentschaftskandidatin der DemokratenBild: Reuters/J. Ernst

Demnach wäre der Super Tuesday Sanders' letzte Chance, Clinton auf ihrem Weg zur Präsidentschafts-Kandidatur aufzuhalten, sagt auch Princeton-Forscher Zelizer: "Sanders müsste schon eine ganze Reihe solider Siege einfahren, sonst ist seine Kampagne am Ende."

Spannung garantiert

Selbst wenn Trump und Clinton eine Vorentscheidung erreichen, dürfte der Wahlkampf um die US-Präsidentschaft spannend bleiben. Denn dass sich Clinton gegen einen selbsternannten "Sozialisten" durchsetzt, bedeutet noch lange nicht, dass sie auch gegen einen republikanischen Kandidaten bestehen kann. "Wenn sie weiterhin weiße Wähler verliert, wie bisher im Rennen gegen Bernie Sanders", sagt Wahlexperte Wilson, "könnte das bei der Präsidentschaftswahl im November ein Problem für sie werden."

Aber auch zwei republikanische Kandidaten könnten noch für Aufsehen sorgen: Ted Cruz und Marco Rubio. Dafür müssten sie ihre Unterstützer allerdings jetzt überzeugen, dass sie Trump noch stoppen können. "Cruz muss dafür Texas gewinnen und in ein paar anderen Staaten gut abschneiden", sagt Stella Rouse von der Universität von Maryland. "Rubios Weg ist bei weitem nicht so klar: Er ist in keinem der Super-Dienstag-Staaten Favorit."

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