Showdown in der letzten Runde
3. Juli 2016 Was war das für eine letzte Runde! So wünscht man sich die Formel 1! In der letzten Runde duellieren sich Weltmeister Lewis Hamilton und sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg im Kampf um den Sieg. Hamilton zieht vorbei, Rosberg verbremst sich, touchiert den Briten und verliert einen Teil seines Frontspoilers, der fortan funkenschlagend unter seinem Boliden schleift. Führung dahin, der Traum vom Sieg ebenso. Rosberg, der trotzdem noch in der WM-Gesamtwertung vorne liegt, fällt beim Großen Preis von Österreich in Spielberg sogar noch auf Platz vier zurück.
"Ich hatte alles im Griff und war überzeugt, dass ich das Ding nach Hause fahre", klagte Rosberg im Ziel. "In der letzten Runde waren meine Bremsen überhitzt, ich bin innen, bin ein bisschen weit raus, die Bremsen hatten nachgelassen. Und dann ist er reingezogen. Ich bin sehr enttäuscht, das Rennen noch zu verlieren", sagte Rosberg. "Ich war auf der Außenseite", verteidigte sich dagegen Hamilton vor dem pfeifenden und buhenden Publikum bei der Siegerehrung. "Ich habe den Unfall nicht gebaut."
Ein verärgerter Mercedes-Teamchef Toto Wolff bezog eindeutig Stellung: "Der Kontakt muss vermieden werden, das haben wir auch schon mehrfach angesprochen. Es wäre vernünftiger gewesen, wenn Nico zurückgezogen hätte." Und er wurde sogar noch deutlicher: "Vielleicht werden wir unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn die beiden nicht hören wollen, also Stallorder."
Beim Großen Preis von Österreich in Spielberg landete der Niederländer Max Verstappen im Red Bull auf Rang zwei, Kimi Räikkönen fuhr im Ferrari auf den unerwarteten dritten Platz. Sein Teamkollege Sebastian Vettel schied nach einem Reifenplatzer bei Tempo 300 nach 27 Runden aus. Sein Ferrari crashte in die Leitplanke und blieb minutenlang demoliert auf der Strecke liegen. Das Safety-Car musste die Rennfahrer durch die Boxengasse leiten, damit die Trümmerteile entfernt werden konnten. "Ich hab nichts falsch gemacht. Wir haben nichts Aggressives oder Dummes versucht, fertig", sagte ein hörbar angefressener Vettel im Fernsehsender Sky.
Lichtblick Wehrlein
Beide, Vettel und Rosberg, waren nach Getriebewechseln in der Startaufstellung um fünf Plätze strafversetzt worden, für beide begann das Rennen dann aber gut. Die Aufholjagd gipfelte in einer deutschen Doppelführung nach 25 Runden. Aber dann ordnete Vettels Reifenplatzer alles neu. Rosberg musste fortan mit Reifenteilen an der Radaufhängung weiterfahren, auch das könnte zum Überhitzen der Bremsen, zumindest aber zu einer Verschlechterung der Aerodynamik beigetragen haben.
Auch für Nico Hülkenberg, als Zweiter ins Rennen gegangen, endete das Rennen mit einer Enttäuschung: Er musste seinen Force India nach einem Rennen voller Pleiten, Pech und Pannen auf den hinteren Plätzen liegend in der Garage abstellen. "Es war ein schwarzer Sonntag. Es ist nichts gelaufen. Ich weiß nicht was los war, habe einen Reifensatz nach dem anderen aufgebraucht", analysierte Hülkenberg nach dem Rennen. "Wir müssen jetzt verstehen, was passiert ist", blickte er nach vorne, "aber klar, müssen wir jetzt erst mal verdauen." Dagegen hatte Pascal Wehrlein allen Grund zur Freude. Der Formel-1-Neuling ergatterte im unterlegenen Manor auf Platz zehn den ersten Punkt seiner Karriere.
In der WM-Gesamtwertung liegt Rosberg nun nur noch zwölf Punkte vor Hamilton. Vettel hat als WM-Dritter punktgleich mit Teamkollege Räikkönen schon 57 Zähler Rückstand. Bereits nächstes Wochenende gastiert die Formel 1 in Silverstone in England.