Sicherheitskräfte machen Protesten in Pakistan ein Ende
27. November 2024In Pakistan haben Sicherheitskräfte die Proteste für die Freilassung des inhaftierten Ex-Regierungschefs Imran Khan in Islamabad zerschlagen. Khans Partei PTI, die dazu aufgerufen hatte, meldete in der Nacht, dass man sich zurückziehe. Zugleich beklagte sie ein gewaltsames Vorgehen gegen die Protestierenden.
Mehr als 10.000 Demonstranten
Insgesamt hatten sich am Dienstag laut einem Polizeisprecher mehr als 10.000 Demonstranten in der pakistanischen Hauptstadt versammelt. Sicherheitskräfte zielten dann in der Nacht mit Tränengas und Gummigeschossen auf Demonstranten, die ihrerseits mit Stöcken und Steinschleudern bewaffnet waren. Zudem setzten die Demonstranten Straßensperren in Brand. Auch Militärhubschrauber kreisten über der Hauptstadt.
Bereits am Sonntag waren Tausende Anhänger Khans zu einem Protestmarsch in Richtung Islamabad aufgebrochen, um die Freilassung des 72-Jährigen zu erzwingen. Seit dem Wochenende war die Hauptstadt mit Schiffscontainern abgeriegelt, das mobile Internet blockiert. Sicherheitskräfte bewachten die Zufahrten der Stadt. Angesichts der Zuspitzung der Lage beteiligte sich das Militär an der Sicherung der Straßen.
Rund 1500 Festnahmen
Bei den Ausschreitungen kamen nach Behördenangaben insgesamt sechs Sicherheitskräfte ums Leben. Wie Krankenhäuser mitteilten, wurden außerdem zwei Demonstranten getötet. Insgesamt sei es zu 1.500 Festnahmen gekommen, so ein Polizeisprecher. Während die Zufahrten in die pakistanische Hauptstadt inzwischen zum Teil wieder geöffnet wurden, bleiben die Schulen noch bis Donnerstag geschlossen.
Der pakistanische Ministerpräsident Shehbaz Sharif bezeichnete die Demonstranten als „Extremisten" und erklärte, bei ihnen keine Gnade walten zu lassen. Der beliebte Ex-Premier Khan sitzt seit August 2023 nach einem Schuldspruch wegen Korruption in Haft, Dutzende weitere Strafverfahrengegen ihn laufen. Khan bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer für politische Zwecke missbrauchten Justiz. Seine Anhänger protestieren regelmäßig für seine Freilassung.
Für "einen friedlichen Weg nach vorne"
Inzwischen wurden aber auch Rufe nach Versöhnung lauter. Die pakistanische Menschenrechtskommission etwa forderte in einer Erklärung, dass die Parteien von Khan und Sharif „unverzüglich in einen zielgerichteten politischen Dialog eintreten" sollten. Es sei höchste Zeit, dass sie sich auf "einen friedlichen Weg nach vorne" einigten, anstatt die Emotionen anzuheizen und Pakistan "zum Stillstand zu bringen".
sti/kle (dpa, afp, rtr)