1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Musik

Sieben Fakten zu Richard Wagner

Gaby Reucher
13. Februar 2023

Richard Wagner wurde mit den Bayreuther Festspielen weltberühmt. Doch kaum jemand weiß, dass er bereits als Schüler Dramen schrieb und oft in Geldnöten war. Vor 140 Jahren starb der deutsche Komponist.

Richard Wagner Büste in Bayreuth
Der Bildhauer Arno Breker, der auch für die Nationalsozialisten arbeitete, schuf diese Büste von Richard WagnerBild: Getty Images

1. Erst der Text, dann die Musik

Richard Wagner, am 22. Mai 1813 in Leipzig geboren und starb am 13. Februar 1883. Der Komponist war schon früh von sich überzeugt. Als Schüler verfasste er seine ersten dramatischen Werke. Auch für seine Opern schrieb er später selbst die Libretti, was unüblich war. Text und Musik sollten eine Einheit bilden. Die Musik stand nicht für sich, sondern bei Wagner immer im Dienste des Dramas.

Die endgültige Symbiose von Text, Musik, Regie, Bühnenbild und Architektur gelang Wagner 1876 mit seinem berühmten Opern-Zyklus "Der Ring des Nibelungen" in seinem Festspielhaus in Bayreuth. Bis heute finden dort jedes Jahr die international besuchten Bayreuther Festspiele statt.  

2. Ständig auf der Flucht

Entweder floh Richard Wagner vor Gläubigern, denen er Geld schuldete, oder er machte sich aus politischen Gründen aus dem Staub. Die Gläubiger saßen ihm im Nacken, als er sich 1839 heimlich mit seiner Frau Minna über Umwege nach Paris absetzte, wo ihm der Opernkomponist Giacomo Meyerbeer auch finanziell unter die Arme griff.

Richard Wagner war ein Egomane mit einer starken Ausstrahlung und konnte Menschen für sich gewinnenBild: picture-alliance/akg-images

1848 schloss Wagner sich in Sachsen der Märzrevolution an. Polizeilich gesucht wegen Landesverrats fand er letztendlich Unterschlupf in Zürich, bis er Jahre später vom sächsischen König begnadigt wurde. Aus Wien musste er fliehen, weil ihm seine Gläubiger auf den Fersen waren. Sein Gönner König Ludwig II. von Bayern half ihm aus der finanziellen Misere. Gegen die Verschwendungssucht des Königs und seines Freundes Richard Wagner gab es Proteste in der Bevölkerung, König Ludwig war kurz davor abzudanken, und Wagner tauchte 1866 abermals in der Schweiz unter. Ohne die finanzielle Hilfe König Ludwigs II. wäre der berühmte "Ring des Nibelungen" in Bayreuth nie zur Aufführung gekommen.

3. Der teuerste Komponist aller Zeiten

Ab 1859 ließ Richard Wagner seine Werke beim internationalen Schott-Verlag drucken. Weil der Komponist ständig in Geldnot war, forderte er bereits im Voraus für den Verlag bis dahin unvorstellbare Geldsummen. So auch für seinen "Ring des Nibelungen", obwohl das Werk noch nicht einmal geschrieben war.

Die erste Ring-Aufführung in Bayreuth war zwar finanziell gesehen ein Desaster, doch langfristig gab der Erfolg Wagner Recht und ließ auch beim Schott-Verlag die Kassen klingeln. Wagner ließ sein gesamtes kompositorisches Werk bei Schott verlegen und brachte außerdem bedeutende Komponisten aus seinem Umfeld zum Verlag.

4. Wagner, der Antisemit

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine starke antisemitische Strömung in Europa. 1850 veröffentlichte Richard Wagner erstmals sein Pamphlet "Das Judenthum in der Musik", in dem er den Juden die Fähigkeit abspricht, sich kreativ künstlerisch zu äußern. Um kreativ zu sein, müsse der Mensch in einer Nation verwurzelt sein, das sei bei den Juden nicht der Fall. Sie könnten als Künstler nur imitieren, so Wagner. In einer Neuauflage seines Pamphlets 20 Jahre später verschärft sich sein Ton. Auch privat nimmt er mehr und mehr Abstand von jüdischen Weggefährten, die ihn einst unterstützt hatten.

Wagners Beziehung zu Menschen jüdischen Glaubens war ambivalent, denn gerade während seines großen Ring-Projektes war er auf ihre Unterstützung angewiesen. Auch unter Juden gab es Anhänger und finanzielle Förderer seiner neuen musikalischen Ideen. Selbst Wagners Schikanen und Diffamierungen ließen sie bis zu einem gewissen Grad über sich ergehen. Bis heute wird in Fachkreisen darüber gestritten, ob es jüdische Figuren in Wagners Opern gibt, die karikiert oder verunglimpft werden, oder ob sogar seine Musik antisemitisch ist.

5. Wagner und die starken Frauen

In Wagners Opern verkörpern die weiblichen Rollen oft starke Frauenfiguren, deren Aufgabe es ist, die Männer zu erlösen. Stark ist dabei nicht etwa die Frau, die sich vom Mann emanzipiert, sondern die, die so sehr liebt, dass sie bereit ist, ihre eigene Existenz für seine Rettung zu opfern. Die romantische Vorstellung von der Liebe bis in den Tod.

Nur durch die Liebe einer Frau kann der Fliegende Holländer von seinem Fluch, ewig auf einem Geisterschiff durch die Meere zu segeln, befreit werden - hier in der Bayreuther Inszenierung von 2012Bild: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Auch die Frauen in Richard Wagners Leben  waren stark und dennoch ergeben. Von seiner ersten Frau Minna lebte er immer wieder getrennt. Ihr missfielen seine Affären und sie teilte nicht Wagners Antisemitismus. Seine zweite Frau Cosima betete ihn an und war noch dazu glühende Antisemitin. Die 24 Jahre jüngere Cosima hielt nichts von der Emanzipation der Frau, dennoch war sie eine charakterlich starke und gebildete Frau. Nach Wagners Tod führte sie die Bayreuther Festspiele weiter, "anerkannt und verehrt von einer patriarchalischen Männerwelt", wie Sven Friedrich, der Direktor des Richard Wagner Museums in Bayreuth, sagt.

2021 stand übrigens mit Oksana Lyniv erstmals eine Frau am Dirigentenpult der Festspiele und dirigierte Wagners "Fliegenden Holländer".

6. Wagners gesellschaftliches Gesamtkunstwerk 

Richard Wagner hatte die Idee eines Gesamtkunstwerks, bei dem Musik, Text, Schauspiel und Bühnenbild eine Einheit bilden sollten. Im späten 19. Jahrhundert, in einer Zeit in der politische Umstrukturierungen, Internationalisierung und die beginnende Industrialisierung die Menschen verunsicherte, hatte die Idee des Gesamtkunstwerks auch eine gesellschaftspolitische Dimension.

Im Bayreuther Fespielhaus finden jedes Jahr die Wagner Festspiele stattBild: markus hoetzel/Shotshop/imago images

Wagner schwebte eine Gemeinschaft vor, die auf ästhetischen Grundwerten beruht, in der die reale Welt mit ihren Diskursen zu Religion, Politik oder Ökonomie aufgehoben werden sollte. In seiner Schrift "Das Kunstwerk der Zukunft" schrieb er: "Im Kunstwerk werden wir eins sein". Die Sehnsucht nach einer einheitlichen Gesellschaft, nach einer deutschen "Kulturnation", wurde später auch von den Nationalsozialisten aufgegriffen. Sie unterstellten die Künste allerdings ganz der nationalsozialistischen Ideologie und Propaganda.

7. Der Ring des Nibelungen: eine der längsten Opern der Welt

Insgesamt fast 16 Stunden lang ist der Opern-Zyklus "Der Ring des Nibelungen" mit den vier Teilen "Das Rheingold", "Die Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung". Mit großer Orchesterbesetzung und 34 Solisten ist es eines der umfangreichsten musikalischen Bühnenwerke. Deutsche Sagen bilden den Grundstoff für Wagners kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Es geht um Macht, Reichtum, Intrigen und Betrug. Auch als religionskritisches Werk wird die Gesellschaftsparabel gedeutet.

Der Landschaftsmaler Josef Hofmann entwarf die Bühnenbilder der ersten Bayreuther FestspieleBild: public domain

Am 13. Februar 1883 starb Richard Wagner in Venedig. Nach der Überführung des Sargs nach Bayreuth wurde der Tote angeblich mit den Klängen des Trauermarsches aus der "Götterdämmerung" am Bahnhof  empfangen. In der Gruft im Garten seines Wohnhauses, der Villa Wahnfried in Bayreuth, wurde er beigesetzt. Bis heute wird Wagners größtes Werk "Der Ring" weltweit immer wieder neu interpretiert und modern inszeniert. Zuletzt 2022 von Valentin Schwarz als Serien-Familienepos, ähnlich einer "Netflix"-Serie.

Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels von 2022.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen