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Politik

Schüler erklären, wofür sie streiken

15. März 2019

Tausende Schüler gehen auf die Straße statt zum Unterricht, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Die Deutsche Welle sprach mit jungen Menschen aus der ganzen Welt über ihre Hoffnungen und Ängste.

Aktivisten für Klimastreik
Bild: Alex Pan

Daisy (16) aus Australien - "Der Druck auf die Politiker wächst"

"Das Wetter wird zunehmend unvorhersehbarer und heftiger. Im vergangenen Jahr, kurz nach der Dürre, gab es in Queensland schlimme Überschwemmungen und tausende Menschen mussten evakuiert werden. In anderen Teilen brannte dagegen der Regenwald. Im vergangenen Frühling war ich in New South Wales. Normalerweise blühen dort zu der Zeit tausende verschiedener Blumen. Stattdessen war dort einfach nichts, alles war tot, und überall lagen Skelette von Kängurus.

Die Reaktion unserer Regierung ist katastrophal. Aber der Druck auf die Politiker wächst. Bis zu den Wahlen im Mai werden wir den Kampf weiterführen. Die UN warnte im vergangenen Jahr, dass wir nur noch zwölf Jahre hätten, um eine Klimakatastrophe zu verhindern - das sind nur noch vier weitere Legislaturperioden. Unsere Forderungen sind: Stoppt den Bau der Adami-Kohlemine, weg mit Kohle oder Gas und 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030."

Mia (15) und Katie (18) aus Kanada - "Wir tun das, weil wir Angst haben"

Katie: "Wir sind nicht oft bei den großen Entscheidungen vertreten, wenn es um Umwelt und den Klimawandel geht. Wenn also junge Menschen aufstehen und zeigen, dass sie die Politiker im Auge behalten und zum Streik aufrufen, dann ist das für manche ein Schock. Manchmal begreifen Erwachsene nicht, mit welcher Ernsthaftigkeit Kinder an eine Sache herangehen."

Katie und Mia aus Ottawa, KanadaBild: Zhuyin Fan

Mia: "Wir wollen mit den Streiks nicht berühmt werden. Wir machen das, weil wir vielleicht keine Zukunft mehr haben werden und uns dagegen zur Wehr setzen. Wir machen das auch, weil wir Angst haben. Das ist keine Krise wie jede andere, wir laufen auf eine Klima-Apokalypse zu. Die Erwachsenen regen sich auf, weil wir nicht zur Schule gehen, anstatt sich anzusehen, was wir ihnen damit zeigen wollen. Die Menschen müssen das endlich ernst nehmen."

Max (17) aus USA - "Unsere Umwelt darf kein politisches Schlachtfeld sein"

"In der Schule lerne ich, dass der Klimawandel real ist. Dann gehe ich ins Internet und sehe Trump etwas twittern, wofür ich in der Klasse verspottet würde. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem, was in der Schule gelehrt wird und was tatsächlich passiert. Das ist einer der Gründe, wieso wir streiken.

Max aus den USABild: SOS Madison

Die sozialen Medien zeigen uns, dass wir eine Stimme haben und Bewegungen wie diese Veränderungen bewirken können, auch bei Politikern. Es ist so frustrierend, Erwachsenen dabei zuzusehen, wie sie sich in kleinteiligen Diskussionen über den Klimawandel verlieren.

Wir fordern: CO2-Emissionen begrenzen, neue Umweltverträge schließen und keine weiteren Investitionen mehr in fossile Brennstoffe. Unsere Umwelt darf kein politisches Schlachtfeld sein. Egal ob du Demokrat oder Republikaner bist, du solltest dich um die Zukunft deiner Kinder und deines Planeten kümmern."

Nakabuye (20) aus Uganda - "Wir können einen Unterschied machen"

"Einer meiner Dozenten sagte mir, der Klimawandel sei Gottes Plan und müsse so geschehen. Ich habe versucht, ihn aufzuklären. Aber viele denken, sie wüssten mehr, einfach weil sie älter sind. Die Wüste breitet sich schon jetzt in Uganda aus. Wenn wir also nichts dagegen tun, wird es hier in den nächsten Jahrzehnten kein Leben mehr geben.

Nakabuye aus UgandaBild: Nakabuye F

Manchmal wachst du auf, und einige Teile des Regenwaldes sind einfach verschwunden. Dann gibt es diese geplante Öl-Pipeline. Und überall liegt Plastikmüll. Wir brauchen Wachstum, aber nicht auf Kosten der Zukunft. Sich aktiv an den Problemen zu beteiligen, ist entscheidend, besonders dann, wenn Erwachsene nur den Profit im Blick haben. Wenn wir nichts machen, wer dann?"

Anna (18) aus England - "Klimakrise kommt in meinen Lehrbüchern nicht vor"

"Wir benutzen Wörter wie Krise und Katastrophe, weil es genau das ist. Das Problem ist, dass die Medien und das Bildungssystem das nicht tun. Ich studiere Geografie, und "Klimakrise" kommt in meinen Lehrbüchern nicht vor. Es ist fast so, als ob wir von den Medien und dem Bildungssystem absichtlich zur Ignoranz erzogen werden. Ich glaube, es schockiert sie, dass junge Menschen sich dessen nun bewusst werden.

Anna aus EnglandBild: Sandra Freij

Wir wollen, dass die Regierung ihre Verantwortung annimmt und die Krise abmildert. Wir können sie nicht mehr aufhalten, aber wir können wenigstens ihre Auswirkungen begrenzen."

Emily (17) aus Hong Kong - "Der Klimawandel ist direkt vor unserer Nase"

"Wir schauten uns an, was Greta Thunberg in Schweden tat und dachten uns, Hong Kong ist der perfekte Ort dafür. Der Meeresspiegel im Hafen steigt, das Wasser wird wärmer. Wir haben unglaublich starke Wirbelstürme, und es wird jedes Jahr schlimmer - im September hatten wir den stärksten, der jemals aufgezeichnet wurde. Das passiert direkt vor unserer Nase und niemand tut was dagegen.

Emily aus HonkongBild: Emily T

In Hong Kong kommt aktuell nur rund ein Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Das Ziel ist, diesen Anteil um einige wenige Prozent zu erhöhen. Wir sind damit so weit hinter anderen Ländern. Die Stadt ist voll von Gebäuden und die meisten davon könnten Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach installieren. Es gibt so viel Potential. Das ist eines unserer Kernziele, zu dem wir die Regierung bringen wollen."

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