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Reise

Sieben Tipps für nachhaltiges Reisen

Felix Schlagwein
9. April 2021

Die Corona-Pandemie könnte den Tourismus nachhaltiger machen. Neben der Reisebranche sind aber auch die Urlauber selbst in der Verantwortung. Wir zeigen, wie die nächste Reise nachhaltiger werden kann.

Blick auf Rottach Egern und den Tegernsee.
Bild: Frank Hörmann/Sven Simon/picture alliance

Auch wenn wegen der Corona-Beschränkungen das Reisen nur eingeschränkt möglich ist: Wenn es wieder losgeht, soll es für viele nachhaltiger werden. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben in einer Umfrage der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) vom vergangenen Jahr an, ihren Urlaub möglichst sozialverträglich und umweltfreundlich gestalten zu wollen. Laut Experten ist die Pandemie ein echter Nachhaltigkeitsbooster. Die Reisebranche will nun die großen Probleme angehen, die der Massentourismus in den vergangenen Jahren mit sich gebracht hat. Und auch die Reisenden zieht es wegen Corona aktuell eher in die Natur als in die Großstädte, viele bevorzugen die Ferienwohnung oder den Campingplatz statt der großen Hotels. Ob der Trend auch anhält, wird sich zeigen. Denn bislang galt: Viele Menschen wollen nachhaltiger reisen, tun es aber nicht. Deshalb hier ein paar Tipps, wie die nächste Reise nachhaltiger werden kann.

1) Langer Urlaub statt Kurztrips

Nachhaltigkeit fängt bei der Urlaubsplanung an. Für zwei Tage nach Mailand jetten, weil Flug und Hotel gerade günstig sind? Danach für eine Woche Safari nach Südafrika? Aktuell ist das zwar unmöglich, doch vor der Pandemie waren zahlreiche Kurztrips pro Jahr auch aufgrund der niedrigen Preise für viele Reiselustige attraktiv. Nachhaltig ist das allerdings nicht. Denn jede An- und Abreise zum und vom Urlaubsort verursacht eine Menge CO2. Auch bleibt bei solchen Stippvisiten kaum Zeit, Land und Leute kennen zu lernen. Vor allem wenn es weiter weg geht, gilt also die Formel: Lieber einmal drei Wochen als dreimal eine Woche in den Urlaub fahren.

Wer fliegt, verbraucht viel CO2. Eine nachhaltigere Alternative ist Zug fahrenBild: Christian Bodlaj/Chromorange/picture alliance

2) Nah statt fern

Dank der Corona-Pandemie haben viele den Urlaub vor der eigenen Haustür für sich entdeckt. Für den nachhaltigen Tourismus ist das eine gute Entwicklung. Denn wer nicht weit fährt, kann auf umweltverträglichere Verkehrsmittel zurückgreifen und ist so klimafreundlicher unterwegs.

3) Zug statt Flugzeug

Die An- und Abreise hat den mit Abstand größten Anteil an der CO2-Bilanz einer Reise. Wenn möglich, sollte man deshalb auf das Flugzeug verzichten, da es das mit Abstand klimaschädlichste Verkehrsmittel ist. Nicht umsonst war noch vor der Corona-Pandemie das Wort "Flugscham" in aller Munde. Bei Reisen bis zu 800 km Entfernung sollte man deshalb lieber auf das Auto, noch besser auf den Zug oder den Reisebus setzen. Sollte es dann doch mal weiter weg gehen und ein Flug unvermeidbar sein, sollte man wenn möglich eine Direktverbindung buchen. Dadurch ist nicht nur die Flugstrecke kürzer, sondern es entfallen auch zusätzliche Starts und Landungen, bei denen das Flugzeug besonders viel Energie verbraucht. Außerdem sollte man den CO2-Ausstoß einer Flugreise auf Portalen wie atmosfair kompensieren. Die investieren das Geld dann in Klimaschutzprojekte. Doch Vorsicht: Experten und auch die Anbieter selbst warnen davor, in Kompensationszahlungen eine Art modernen Ablasshandel zu sehen und dadurch mit gutem Gewissen weiterhin klimaschädlich zu reisen. Übrigens: Auch Kreuzfahrten haben eine schlechte Klimabilanz und sind nicht wirklich nachhaltig, auch wenn die Branche versucht, nachzubessern.

Klimakiller Kreuzfahrtschiff: Pro Tag verbraucht es etwa 150 Tonnen giftiges SchwerölBild: Stefan Sauer/dpa/picture alliance

4) Ferienwohnung statt Luxushotel

Am Urlaubsort angekommen sollte man die großen Hotels meiden. Sie haben oft einen deutlich höheren Energie-, Wasser- und Müllverbrauch als kleinere Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen. Letztere hatten vergangenen Sommer wegen der Pandemie Hochkonjunktur. Auch Campingplätze und Urlaub auf dem Bauernhof waren äußerst beliebt – und sind klima- und umweltfreundlich. Daran sollte man sich erinnern, wenn demnächst wieder Reisen ans andere Ende der Welt möglich sind. Bei der Suche nach einer möglichst umweltfreundlichen Unterkunft helfen auch Nachhaltigkeitssiegel und Zertifikate. Einen Überblick der zwanzig führenden touristischen Nachhaltigkeitslabel weltweit gibt es hier.

Es muss nicht immer das Luxushotel sein - auch in einer Ferienwohnung kann man einen erholsamen Urlaub verbringenBild: Piroschka van de Wouw/ANP/picture alliance

5) Ressourcen schonen statt verschwenden

In der Ferne sollte man sich mindestens genau so umweltbewusst verhalten wie zu Hause. In vielen Gegenden der Welt ist schon heute das Wasser knapp. Deshalb: Duschdauer reduzieren und Handtücher mehrfach benutzen. Generell sollte man darauf achten, Ressourcen zu schonen, auch wenn es im Urlaub oft schwer fällt. Plastik und andere Einwegartikel sollte man vermeiden, bei Ausflügen vor Ort auf öffentliche Verkehrsmittel oder den Reisebus setzen. Pflanzen und Tierwelt sollten Urlauber mit Respekt behandeln, besonders in sensiblen Ökosystemen. Beachten Sie die Hinweise und Anweisungen der Einheimischen. Sie wissen am besten, wie man sich vor Ort nachhaltig verhält – und was man unbedingt unterlassen sollte.

6) Lokales Essen statt Fastfood-Kette

Auch wenn dieser Punkt oft zu kurz kommt: Nachhaltiges Reisen hat nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Komponente. Viele Länder sind stark vom Tourismus abhängig. Umso stärker leiden sie deshalb unter der Pandemie. Wer bei seiner nächsten Reise die Einheimischen des Reiseziels besonders unterstützen möchte, sollte lokal einkaufen und essen anstatt in den großen Supermarkt zu gehen oder die internationale Fastfood-Kette zu besuchen. Saisonale, regionale und ökologisch produzierte Lebensmittel stärken nicht nur die Wirtschaft vor Ort, sondern bringen den Reisenden die lokale Esskultur näher. Wie auch zu Hause sollte man den Anteil der tierischen Lebensmittel aufgrund ihrer schlechten Umweltbilanz so gering wie möglich halten.

Nachhaltig einkaufen: Auf dem Wochenmarkt bekommt man frische Produkte aus der RegionBild: Vladimir Menck/Sulupress/picture alliance

7) Nebensaison statt Hauptsaison

Viele packt aktuell das Fernweh, auch weil man beliebte Sehnsuchtsorte wie Venedig, Dubrovnik und Barcelona aktuell ohne andere Besucher erleben könnte. Städte wie diese waren zuvor von Touristenmassen überfordert – mancherorts wurden Touristen deshalb sogar zum Feindbild. Es ist nicht auszuschließen, dass der "Overtourism" in die Städte zurückkehren wird, auch wenn viele von ihnen gerade versuchen, sich genau dagegen zu wappnen. Wer die Massen auch in Zukunft meiden will, kann antizyklisch reisen. In der Nebensaison ist es an vielen Reisezielen nicht nur leerer, sondern auch günstiger.

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