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PolitikIsrael

Tote durch Schüsse vor Synagoge in Ost-Jerusalem

28. Januar 2023

Bei einem Schusswaffenangriff vor einer Synagoge in Ost-Jerusalem sind mehrere Menschen getötet worden. Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten hatte sich zuletzt deutlich zugespitzt.

Israel Mehrere Tote bei Schießerei in Synagoge in Ost-Jerusalem
Rettungskräfte am Ort des AnschlagsBild: AHMAD GHARABLI/AFP

Die Polizei sprach von einem Terroranschlag auf die Synagoge. Dabei seien mindestens sieben Menschen getötet worden. Der Angreifer ist nach Polizeiangaben auf der Flucht erschossen worden. Ersten Erkenntnissen nach handele es sich um einen 21-jährigen Palästinenser mit Wohnsitz in Ost-Jerusalem. Die Polizei nahm inzwischen mindestens 42 Verdächtige fest. Wie die Behörden an diesem Samstag mitteilten, handelte es sich dabei um Verwandte und Nachbarn des Angreifers. Zunächst hatten die Ermittler angenommen, er habe alleine gehandelt. 

Der Mann hatte sich laut Polizei gegen 20.15 Uhr (Ortszeit) zu der Synagoge in der Siedlung Neve Jaakov in Ost-Jerusalem begeben. Als Gläubige die Synagoge nach dem Schabbat-Gebet am Freitag verließen, habe der Angreifer von seinem Auto aus das Feuer eröffnet. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom wurden mehrere Verletzte in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Einige von ihnen seien in kritischem Zustand.

"Absolut entsetzlich"

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, drückte sein Mitgefühl aus. Er sei tief betrübt über die Berichte, schrieb Seibert auf Twitter. Er sprach von einem "bösen Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag". Sein Mitgefühl gelte den Familien der ermordeten Opfer. Er bete für die Gesundheit der Verletzten.

Die Vereinigten Staaten bezeichneten den Angriff als "absolut entsetzlich". Washington verurteile diesen "offensichtlich terroristischen Anschlag auf das Schärfste", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. US-Präsident Joe Biden habe sein Team angewiesen, sich unverzüglich mit den israelischen Kollegen in Verbindung zu setzen, um Unterstützung bei der Versorgung der Opfer und der Verfolgung der Täter anzubieten, teilte das Weiße Haus weiter mit.

"Der Angriff auf eine Synagoge am Holocaust-Gedenktag und während des Schabbats ist entsetzlich. Wir stehen an der Seite unserer israelischen Freunde", erklärte auch der britische Außenminister James Cleverly auf Twitter.

Regierungschef Benjamin Netanjahu am Anschlagsort in JerusalemBild: Ronen Zvulun/REUTERS

UN-Generalsekretär António Guterres ließ über einen Sprecher mitteilen, er sei "zutiefst besorgt" über die derzeitige Eskalation der Gewalt in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten. Er rufe zu "äußerster Zurückhaltung" auf.

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben den Anschlag ebenfalls verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine Erklärung des Außenministeriums berichtete.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte nach einem Besuch am Tatort an, er werde für Samstagabend sein Sicherheitskabinett einberufen, um weitere Schritte zu erörtern. Die Öffentlichkeit rief er dazu auf, keine Selbstjustiz zu üben. "Dafür haben wir eine Armee und eine Polizei, die vom Kabinett Anweisungen erhalten."

Sicherheitslage schon seit Tagen angespannt

Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt. Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden terroristischen Hamas erklärte, bei dem Anschlag handele es sich um eine Vergeltung für den Anti-Terror-Einsatz der israelischen Armee in Dschenin am Donnerstag, bei dem nach palästinensischen Angaben neun Personen getötet wurden. Im Gazastreifen und in palästinensischen Städten des Westjordanlandes gingen laut Augenzeugen Menschen auf die Straße, um den Anschlag in Jerusalem zu feiern.

Am Freitag wurden aus dem Gazastreifen zunächst Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert, die die israelische Armee jedoch abfing. Israel führte daraufhin mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen aus. Ziele seien eine "unterirdische Raketenproduktionsstätte" der radikalislamischen Palästinenserorganisation sowie eine Hamas-Basis im Norden des Gebiets gewesen, erklärte die Armee.

Im Westjordanland und Ost-Jerusalem leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen künftigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt. Die militante Hamas wird von Deutschland, der Europäischen Union und den USA ebenso wie von einigen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

uh/jj/tl/qu/wa/nob/pg (dpa, afp, rtr)

Der Artikel wurde am 29.01.2023 aktualisiert.

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