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Siemens Energy will Hilfe vom Staat

26. Oktober 2023

Europas größter Energietechnikkonzern verhandelt mit der Bundesregierung über staatliche Bürgschaften in Milliardenhöhe. Anleger werfen die Aktie in Scharen aus dem Depot, der Kurs fällt dramatisch.

In der Produktionshalle der Offshore-Maschinenhausfertigung von Siemens Gamesa
Die Probleme bei der Tochter Siemens Gamesa bereiten Siemens Energy große ProblemeBild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

Wegen der Probleme in seinem Windkraft-Geschäft ruft Siemens Energy nach dem Staat. Das mit Milliardenverlusten kämpfende Unternehmen bestätigte am Donnerstag Gespräche mit dem Bund über staatliche Garantien.

Der Konzern führe Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, darunter Partnerbanken sowie der Bundesregierung, um den Zugang zu Garantien für Großaufträge sicherzustellen, teilte Siemens Energy mit.

Es gebe einen zunehmenden Bedarf an Garantien insbesondere durch die steigenden Aufträge bei den ehemaligen Gas and Power-Geschäftseinheiten. Eine Entscheidung sei bislang nicht gefallen.

"Die Bundesregierung ist in engen und vertrauensvollen Gesprächen mit dem Unternehmen", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, nannte aber keine Details.

Aktie bricht ein

Das Magazin Wirtschaftswoche hatte zuvor berichtet, wegen der tiefen Krise der Windtochter Siemens Gamesa befürchte Siemens Energy Schwierigkeiten in den Gesprächen mit Banken über nötige Garantien für das gesamte Großprojektgeschäft.

Der Aktienkurs des Unternehmens brach am Donnerstag ein, zwischenzeitlich verlor die Aktie fast 40 Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang vor drei Jahren.

Kursverluste in dieser Höhe sind für im Deutschen Aktienindex Dax gelistete Titel höchst ungewöhnlich und kommen nur bei besonderen Anlässen vor.

Bei Siemens Energy geht es in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal so stark nach unten. Im Juni war das Papier um etwas mehr als 37 Prozent gefallen, nachdem Unternehmenschef Christian Bruch die erst wenige Wochen zuvor gesenkte Gewinnprognose ganz zurückziehen musste.

15 Milliarden Euro?

Siemens Energy wirbt nach Informationen der Wirtschaftswoche um Bürgschaften über bis zu 15 Milliarden Euro. Das Magazin beruft sich dabei auf Finanzkreise. Siemens Energy kommentierte die Summe nicht.

Für eine erste Tranche von zehn Milliarden Euro solle der Bund demnach zu 80 Prozent bürgen, für 20 Prozent würden die Banken haften. Eine zweite Tranche von fünf Milliarden Euro solle die Siemens AG garantieren, die Siemens Energy vor drei Jahren über die Börse abgespalten hatte und noch 25,1 Prozent der Anteile hält.

Die Siemens AG zeige derzeit aber wenig Neigung, sich in die Pflicht nehmen zu lassen, zitierte die Wirtschaftswoche Finanz- und Regierungskreise.

Laut Wirtschaftswoche sollen die Bürgschaften einem Szenario vorbeugen, in dem Banken für Projekte wichtige Kreditlinien von Siemens Energy verteuern oder ganz streichen.

Viele Aufträge, kein Geld

Als Grund für den steigenden Garantiebedarf für langfristige Projekte nennt das Unternehmen ein starkes Wachstum des Auftragseingangs - insbesondere im gut laufenden Nicht-Windkraft-Bereich. "Das enorme Tempo der Energiewende sorgt für eine hohe Nachfrage nach unseren Technologien, unser Auftragsbestand liegt bei 110 Milliarden Euro", betonte ein Sprecher.

"Diese an sich positive Entwicklung, führt dazu, dass wir in größerem Ausmaß Garantien an unsere Kunden vergeben müssen. Das ist eine Herausforderung für alle Unternehmen", so der Sprecher weiter. "Wir bringen daher Maßnahmen zur Stärkung unserer Bilanz auf den Weg und führen auch Gespräche mit der Bundesregierung, wie wir Garantiestrukturen im schnell wachsenden Energiemarkt sicherstellen können."

Gleichzeitig betonte Siemens Energy, dass seine Ergebnisse für das im September abgelaufenen Geschäftsjahr im Rahmen der Prognose liegen werden. Das bedeutet allerdings einen Milliardenverlust.

bea/hb (dpa, reuters, afp, ap)

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