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Siemens hebt Prognose an

4. August 2016

Jahrelang war Siemens in seinen Zwischenberichten für eine negative Überraschung gut, weil Großprojekte floppten. Das hat sich geändert. Der Lohn sind gute Zahlen und ein enormes Auftragspolster.

Deutschland Gasturbinenwerk Siemens in Berlin
Bild: picture-alliance/dpa/D. Gust

Siemens hat nach einem starken dritten Geschäftsquartal seine Gewinnprognose für das laufende Jahr angehoben. Europas größter Elektrokonzern steigerte Umsatz und Betriebsergebnis deutlich und erreichte auch dank Großaufträgen für Kraftwerke und Windparks den höchsten Auftragsbestand in der Unternehmensgeschichte.

In einem schwierigen Marktumfeld habe Siemens vor allem im Vergleich mit den Wettbewerbern überzeugt, sagte Vorstandschef Joe Kaeser am Donnerstag in München. "Der jahrelange Wachstumsverfall ist gestoppt." Das operative Geschäft lief glänzend: Das Betriebsergebnis des Industriegeschäfts legte um 20 Prozent zu. Nur wegen höherer Steuern und Zinslasten ging der auf die Aktionäre entfallende Konzerngewinn von 1,36 auf 1,33 Milliarden Euro zurück.

Erwartungen übertroffen

Für das im September endende Geschäftsjahr peilt Siemens nun einen leichten Umsatzzuwachs und einen Nettogewinn von 5,5 bis 5,7 Milliarden Euro an, nach 7,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Börse reagierte positiv - die Siemens-Aktien legten am Vormittag um drei Prozent zu. Sowohl die Quartalszahlen als auch das neue Gewinnziel lägen deutlich über den Erwartungen, erklärte ein Händler.

Der Quartalsumsatz stieg um fünf Prozent auf 19,8 Milliarden Euro, der Auftragsbestand um sechs Prozent auf 21 Milliarden. Ohne Währungseffekte wären die Zuwächse noch größer gewesen. Beim Quartalsergebnis machte sich die gute Lage im profitablen Geschäft mit der Medizintechnik ebenso bemerkbar wie das Wachstum im herkömmlichen Kraftwerksgeschäft - der größten Siemens-Sparte - und mit Windkraftanlagen. Großaufträge aus Ägypten, Schottland, den USA sowie Bolivien für Kraftwerke und Windräder machten die Nachfrageschwäche bei Kunden aus der Öl- und Gasindustrie mehr als wett.

Eine Sparte bleibt das Sorgenkind

"Unser Auftragsbestand ist auf den Rekordwert von 116 Milliarden Euro angewachsen", sagte Kaeser. Hatten früher immer wieder unerwartete Milliardenbelastungen bei einzelnen Großprojekten das Konzernergebnis verhagelt, verbessere Siemens jetzt "unter anderem durch verlässliche Projektabwicklung die Ertragskraft". Die Sparten Stromübertragung und Windkraftanlagen hätten "eine beachtliche Sanierung zügig hingelegt", sagte Kaeser. Die Großaufträge belegten die "wiedergewonnene Verlässlichkeit".

Sorgenkind bleibt die Sparte mit Industrieautomatisierung und großen Antrieben - als einzige verbuchte sie weniger Aufträge, Umsatz und Gewinn. Wegen des niedrigen Ölpreises investieren die Kunden aus der Öl- und Gasindustrie und anderen rohstoffnahen Branchen wenig, die Preise sind unter Druck. In dem Geschäftsfeld gebe es "enorme Überkapazitäten", eine Besserung sei nicht in Sicht, sagte Kaeser. In der Sparte will Siemens in Deutschland 2000 Stellen abbauen, im Ausland weitere 500.

Finanzchef Ralf Thomas sagte, beim Sparprogramm sei Siemens näher am Ziel als gedacht. Die geplanten Einsparungen von einer Milliarde Euro könnten schon in diesem Jahr erreicht werden.

ul/hmf (dpa, rtr)

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