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Siemens soll noch weiter umgebaut werden

1. August 2018

Der Aufsichtsrat hat in München eine Neuorganisation des Münchner Elektrokonzerns abgesegnet. Aus bisher fünf Unternehmensbereichen sollen drei werden, die weitgehend autonom agieren sollen.

Siemens
Bild: picture-alliance/dpa/L.Mirgeler

Die Zeiten, als selbst lang gediente Siemens-Mitarbeiter ihren Arbeitgeber mit sanftem Spott als "Beamtenladen", also als ein bisschen langweilig und gemütlich, bezeichnet haben, die sind wohl endgültig vorbei. Der Vorstand verordnet wiederholt einen großen Umbau und kaum einer weiß noch, die wievielte Reform in den letzten Jahren das sein wird.

Aus Fünf mach Drei

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser bereitet den Münchner Technologiekonzern mit einem erneuten Umbau auf die Zeit nach seinem Abschied vor. Aus den bisherigen fünf Industriesparten sollen drei weitgehend eigenständige Unternehmen werden. "Kern der Unternehmensstrategie 'Vision 2020+' ist, den einzelnen Geschäften deutlich mehr unternehmerische Freiheit unter der starken Marke Siemens zu geben", teilte Siemens nach einer Aufsichtsratssitzung am Mittwochabend mit.

Damit sollen sie auf mittlere Sicht auch stärker wachsen und mehr Rendite abwerfen. Die aus Zehntausenden Mitarbeitern bestehende Zentrale soll abgespeckt und die Beschäftigten auf die Sparten verteilt werden.

"Weniger Steuerung durch die Zentrale und mehr Freiheit für die Geschäfte machen uns stärker und flexibler", sagte Kaeser. "Die Zeiten, in denen wir Projektgeschäft-, Produkt-, Software- und Dienstleistungsunternehmen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen zentral und effizient steuern konnten, sind vorbei."

Das Vermächtnis

Für den 61-Jährigen Kaeser ist es eine Art Vermächtnis: Sein Vertrag läuft bis Anfang 2021, die Umsetzung dieser Strategie dürfte weitgehend Sache seines Nachfolgers werden. Die Ziele der Vision 2020, mit der Kaeser vor vier Jahren angetreten war, seien weitgehend erreicht.

Der Spagat

Mit der neuen Konzernstruktur will Kaeser auf die Abneigung der Kapitalmärkte gegen Konglomerate reagieren und zugleich den Ängsten der Mitarbeiter vor einer Zerschlagung begegnen.

Vorstandsvorsitzernder Joe Kaeser - Sein Vertrag läuft in drei Jahren aus, da soll wohl alles in trockenen Tüchern sein.Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

Die Arbeitnehmervertreter äußerten sich verhalten positiv. Der Weg sei grundsätzlich richtig, sagte Aufsichtsratsmitglied und IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. Aus Siemens dürfe aber keine Finanzholding werden. "Das Filetieren von Konzernen mit breitem Portfolio ist momentan zwar ein beliebtes Spiel der sogenannten Finanzmärkte, ein Unternehmen wie Siemens kann jedoch aus eigener Stärke agieren." Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn betonte, der Strukturwandel dürfe nicht zulasten der Belegschaft gehen.

Einzelheiten erst am Donnerstag

Am Donnerstag will Siemens seine aktuellen Zahlen vorlegen. Dabei wollen Vorstandschef Joe Kaeser und seine Kollegen den geplanten Umbau der Konzernstruktur erläutern.

Abgesehen vom kriselnden Geschäft mit konventionellen Kraftwerken lief es in den vergangenen Monaten gut. Analysten in der Finanzszene erwarten daher auch gute Umsatz- und Gewinndaten des Unternehmens mit seinen weltweit 377.000 Mitarbeitern.

dk/kle (dpa/rtr)

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