1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Siemens-Tochter auf dem Weg in den Dax

3. August 2020

Die Siemens-Tochter Healthineers will sich durch eine Milliarden-Übernahme in der Krebsforschung verstärken. Außerdem winkt der Aufstieg in den Dax.

Digitale Subtraktionsangiographie | Nexaris Therapy Suites
Bild: Siemens Healthineers

Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers will sein Geschäft mit der Krebsforschung und -therapie durch eine milliardenschwere Übernahme deutlich ausbauen. Dazu strebt das Unternehmen den Kauf des US-Konzerns Varian für 16,4 Milliarden Dollar (14 Mrd. Euro) an, teilte der Mutterkonzern Siemens mit.

Die Übernahme soll demnach vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre in der ersten Hälfte des Jahres 2021 abgeschlossen sein.

"Der Vorstand von Varian hat die Vereinbarung einstimmig gebilligt und empfiehlt den Varian-Aktionären, der Vereinbarung ebenfalls zuzustimmen", erklärte die Tochterfirma Healthineers.

Die Aktionäre sollen 177,50 Dollar pro Aktie erhalten, das entspricht einem Aufschlag von rund 25 Prozent auf den Kurswert vom Freitag.

Die auf Medizintechnik spezialisierte Siemens-Tochter war 2018 an die Börse gegangen und ist seitdem rechtlich unabhängig. Der Siemens-Konzern blieb aber Mehrheitsaktionär und will dies nach eigenen Angaben auch nach der Varian-Übernahme bleiben.

Bald in den Dax

Healthineers mit Hauptsitz in Erlangen beschäftigt rund 50.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern. Der Umsatz im vergangenen Jahr lag bei 19,5 Milliarden Euro. Mit Varian verbindet Siemens Healthineers seit 2012 eine strategische Partnerschaft.

Varian erzielte 2019 einen Umsatz von rund 3,2 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro). Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im kalifornischen Palo Alto und beschäftigt derzeit weltweit rund 10.000 Mitarbeiter. Sein Fokus liegt auf Technologien wie künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Datenanalyse zur Verbesserung der Krebsbehandlung.

Varian stellt Geräte her, die in der Strahlentherapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden Bild: picture-alliance/dpa/Tass/M. aparidze

Healthineers will den Kauf durch eine Kombination aus Darlehen und der Ausgabe neuer Aktien finanzieren. Dadurch würde sich der Aktienanteil des Mutterkonzerns Siemens reduzieren, und der Weg wäre frei für den Aufstieg der Aktie in den Deutschen Aktienindex (Dax). Das sei nur "eine Frage der Zeit", sagte Healthineers-Finanzvorstand Jochen Schmitz am Sonntag in einer Telefonkonferenz.

Wer zu den 30 Dax-Werten gehört, richtet sich nach dem Gesamtwert der nicht bei Großaktionären liegenden Aktien (Streubesitz) und den Handelsumsätzen der Aktie an der Börse.

Top-10

Schon vor der geplanten Übernahme ist Siemens Healthineers an der Börse insgesamt 44 Milliarden Euro wert und gehört damit zu den zehn wertvollsten deutschen Aktiengesellschaften.

Da nun durch eine für die Übernahme geplante Kapitalerhöhung der Aktienanteil von Siemens von 85 auf 72 Prozent sinken und der Streubesitz entsprechend steigen soll, hätte das Unternehmen wohl auch beim Wert des Streubesitzes Dax-Niveau.

Die Übernahme, der neben den Aktionären von Varian auch die Regulierungsbehörden zustimmen müssen, werde Healthineers "entscheidend voranbringen", sagte Siemens-Chef Joe Kaeser. "Ein derartiger transformatorischer Schritt wäre in der Konglomeratsstruktur der alten Siemens AG nicht möglich gewesen", fügte er hinzu.

Siemens Healthineers hatte zudem die Veröffentlichung des Quartalsberichts um einen Tag auf Sonntag vorgezogen. Im dritten Quartal war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,2 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurückgegangen. Die Corona-Krise habe vor allem das Diagnostikgeschäft belastet, das Testaufkommen für Routine-Untersuchungen sei stark gesunken. Nach Steuern verdiente Healthineers 271 Millionen Euro im Vergleich zu 353 Millionen Euro im Vorjahr.

bea/tko (dpa, reuters, afp)