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Sierens China: Auf dem dritten Platz

Frank Sieren 19. September 2015

Mit der neuen iPhone-Generation zielt Apple vor allem auf China. Doch Marktführer sind dort die chinesischen Hersteller Xiaomi und Huawei. Es wird eng im chinesischen Markt, meint Frank Sieren.

Models präsentieren Huawei-Smartphones (Foto: Xinhua)
Bild: Imago/XINHUA

Das wertvollste Unternehmen der Welt kämpft um seine Position im Smartphone-Markt. Rund 20 Prozent Weltmarktanteil waren es in den vergangenen Jahren. Nur der 2. Platz hinter Samsung mit einem Marktanteil von fast 30 Prozent. Apple war unter diesen harten Wettbewerbsbedingungen schon froh, die knapp 20 Prozent überhaupt zu halten. Das könnte sich jetzt ändern. Denn nun machen die Chinesen beiden Marktführern Druck. Das Treffen kommende Woche in Seattle, bei dem der chinesische Präsident Xi Jinping auf Apple-Chef Tim Cook, Microsoft-Gründer Bill Gates und andere Führungskräfte von großen US-Firmen trifft, wird für Cook das wichtigste Treffen in diesem Jahr.

Er will Xi davon überzeugen, dass harter Wettbewerb für die chinesischen Marken auf Dauer besser ist als staatlicher Protektionismus. Zum Beispiel funktionierten bei Apple-Produkten die VPN-Kanäle, um die Internetzensur in China zu umgehen, seit der Militärparade am 3. September dieses Jahres nicht mehr. Während die Android-Nutzer von Samsung oder Huawei keine Probleme hatten. In Zeiten wie jetzt, in denen der Gesamtmarkt um vier Prozent schrumpft, ist die Verlockung für Xi, der eigenen Industrie unter die Arme zu greifen, besonders groß.

Chinesische Konkurrenz holt auf

Für Cook hingegen geht es bei der jüngsten Apple-Generation ebenfalls um sehr viel. Er will nicht aus den Top drei weltweit herausfallen. In China ist das im zweiten Quartal dieses Jahres schon passiert. Die beiden chinesischen Hersteller Xiaomi und Huawei belegen die Ränge eins und zwei. Deshalb hatte der Apple-Chef beschlossen, dass die chinesischen Kunden diesmal nicht erst Monate nach den westlichen Kunden bedient werden. Die neuen iPhone-6S-Geräte kommen am nächsten Freitag zeitgleich in Deutschland, den USA und China bei den Kunden an. Das war eine kluge Entscheidung.

Schon am Samstag vor einer Woche waren die neuen iPhone-6S-Modelle in der Vorbestellungszeit innerhalb von nur zwölf Stunden vergriffen. Mittlerweile betragen die Wartezeiten für die Lieferungen in China sechs Wochen. Allein gegenüber dem Vorjahr haben die Verkäufe von iPhones in China um mehr als 75 Prozent zugelegt, und das Wachstum stieg doppelt so schnell wie in anderen Märkten für Apple. Aber auch die anderen Hersteller schlafen nicht. Und sie haben am chinesischen Markt den Heimvorteil. Vor allem Technologieriese Huawei startet im zweiten Quartal mit einem Rekordwachstum der Verkäufe von über 46 Prozent weltweit durch. Davon kann Cook nur träumen.

DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Wettbewerb so hart wie noch nie

Jeden Morgen schaut er derzeit schon vor dem Frühstück die Verkaufszahlen aus China an und spricht sich selbst Mut zu: "Ich bin weiterhin der Ansicht, dass China langfristig eine einmalige Gelegenheit für uns bietet." Xi wird das sicher freuen, aber trotzdem nicht davon abhalten, seine Industrie - vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche - mehr zu unterstützen als die amerikanische. Gleichzeitig schwärmen die chinesischen Unternehmen immer stärker in andere Märkte der Welt aus. Huawei fasst in Europa und den USA mit großem Erfolg Fuß. Xiaomi konzentriert sich mit preiswerten Modellen auf Brasilien, Russland und die Türkei. Noch nie in der Geschichte der Smartphones war der Wettbewerb so hart wie heute: ein Kampf Westen gegen Asien und in Asien China gegen Südkorea. Xi wird jedenfalls auf seiner USA-Reise keine Selfies mit Tim Cook schießen - schon gar nicht mit einem iPhone.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.

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