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Sierens China: VW hat Glück im Unglück

Frank Sieren23. September 2015

Aufatmen bei Volkswagen in China: Dort muss der Konzern, anders als in Südkorea, keine Sonderprüfung seiner Dieselautos befürchten, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

Symbolbild Autos deutscher Herstellung in China
Bild: P. Lopez/AFP/Getty Images

China ist Volkswagens größter und wichtigster Absatzmarkt weltweit. Wie gut, dass China kaum Dieselmodelle im Reich der Mitte verkauft. Drei Millionen der jährlich von VW in China verkauften Fahrzeuge schlucken Benzin, nicht einmal 1.000 fahren mit Diesel. Die Wolfsburger hätten gern mehr Dieselautos verkauft, doch die chinesischen Behörden wollten nicht.

Über ein Jahrzehnt lang haben VW-Manager versucht, von Peking die Erlaubnis zu erhalten, ein Werk für Dieselmodelle zu eröffnen. Doch die chinesischen Behörden stellten sich quer. Sie hatten Bedenken, dass Dieselmotoren die Umwelt zu sehr belasten würden. Neben der Schwerindustrie, die bereits massenhaft Abgase ungefiltert in die Luft bläst, sollten nicht auch noch VW-Dieselfahrzeuge die Luft verschmutzten. Gleichzeitig wollte Peking seine Reserven an Diesel-Kraftstoff für landwirtschaftliche Maschinen zurückhalten.

Kaum Diesel in China

Das Ergebnis: Die einzigen Dieselautos in China werden von VW aus Europa importiert und nur in wenigen Taxiflotten eingesetzt. In Wolfsburg ist man darüber jetzt heilfroh, zumal der Absatz in China in diesem Jahr ohnehin um rund sieben Prozent eingebrochen ist. Im ersten Halbjahr 2015 setzte VW nur 1,3 Millionen Fahrzeuge ab und musste wegen der schwachen Zahlen die Absatzprognose für das gesamte Jahr senken.

Chinas Umweltbehörde steht seit Jahren in regem Kontakt mit amerikanischen Experten, unter anderem beim International Council on Clean Transportation. Das ist jene Non-Profit-Organisation mit Sitz in San Francisco, die Schadstoffmessungen bei Volkswagen-Modellen durchgeführt und die amerikanische Umweltbehörde EPA über die Ergebnisse informiert hatte. VW-Chef Martin Winterkorn hat inzwischen Manipulationen seines Unternehmens bei Abgastests zugegeben.

Dicke Luft

Dieselmotoren produzieren Abgase, die mehr krebserregenden Feinstaub enthalten als die Emissionen von Benzinmotoren. Feinstaub ist auch eine der Hauptquellen für die Smogwolken über Peking und großen Teilen Nordchinas. Die chinesischen Behörden sehen sich durch den Abgas-Skandal nun in ihren Vorbehalten gegenüber Dieselfahrzeugen bestätigt. Aber auch die chinesischen Käufer sind keine großen Dieselfreunde, weil sie diese Motoren eher mit Landmaschinen verbinden.

In den Jahren zwischen 2000 und 2008 machte VW in China Werbung für Dieselautos, dann war die Luft raus. Seitdem setzen die Wolfsburger auf hochpreisige, aber sparsame Benzinmotoren, die den chinesischen Normen genügen. Deshalb zieht die Krise nun an Volkswagen in China vorbei.

In Südkorea ist das anders. Dort hatte das Umweltministerium am Dienstag angekündigt, rund 4.000 Autos zu prüfen, die VW zwischen 2009 und 2015 produziert hatte. "Sollten die südkoreanischen Behörden Probleme in den VW-Dieselwagen finden, könnte die Untersuchung auf alle deutschen Dieselautos ausgeweitet werden", sagte ein Ministeriumsvertreter. In Südkorea haben sich die Behörden nicht gegen Dieselfahrzeuge gewehrt. Mehr als 90 Prozent der 25.000 Fahrzeuge, die in diesem Jahr verkauft wurden, fahren mit Diesel. Darunter sind auch jene Modelle, die jetzt in den USA durchgefallen sind.


DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.

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