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Kölns Gesicht der Hoffnung

21. Januar 2018

Der 1. FC Köln darf nach dem dritten Sieg in Folge weiter vom "Wunder Klassenerhalt" träumen. Vieles läuft plötzlich besser und glücklicher als in der Hinrunde. Keiner verkörpert das besser als Neuzugang Simon Terodde.

Fußball Bundesliga Hamburger SV - FC Köln Simon Terodde
Kölner Hoffnungsträger: Simon TeroddeBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Es war nicht einfach für Simon Terodde, seine Sternstunde aus der Vorwoche, als er Sekunden vor dem Abpfiff zum umjubelten 2:1-Sieg im Derby traf, zu wiederholen oder gar zu toppen. Doch zuzutrauen war dem Winter-Neuzugang nach diesem traumhaften Einstand beim 1. FC Köln auch in Hamburg einiges. Terodde erfüllte die in ihn gesetzte Hoffnung im zum "Abstiegs-Endspiel" stilisierten Duell mit Bravour.

"Es gehört natürlich auch immer Glück dazu. Es hätte genauso wie gegen Gladbach auch anders laufen können, aber es ist so: Köln lebt wieder", sagte ein gelöst, aber nicht übermütig wirkender Stürmer in den Katakomben des Hamburger Volksparkstadions, dem zur Zeit genauso wie der gesamten Mannschaft fast alles zu gelingen scheint. Das Blatt hat sich für den 1. FC Köln eindrucksvoll gewendet und Terodde, dem der Hinrunden-Horror nicht anhaftet, ist der Hauptdarsteller der Erfolgswochen. "Ich habe ja bereits gesagt, dass ich sofort gemerkt habe, dass eine positive Grundstimmung im Team herrscht, auch weil viele Verletzte zur Winterpause endlich zurückgekehrt sind", sagte der Neu-Kölner, der offenbar wirklich stets an ein Wunder geglaubt hat.

Das Kölner Team ist mit Terodde wieder auf ErfolgskursBild: Imago/DeFodi/R. Treese

Wie sonst ließen sich diese Sternstunden erklären? Der aus Stuttgart geholte Stürmer hat zunächst mal einen großen und tatsächlichen Anteil am Höhenflug, der in der spektakulärsten Aufholjagd der Bundesliga-Geschichte enden soll. Und doch symbolisiert er momentan mehr als das. Sein Spiel und die Art wie er auftritt stehen stellvertretend für das gesamte Team, das scheinbar nur darauf gewartet hat, dass einer vormacht, wie es geht.

"Haben jetzt einen, der die Dinger macht"

Der momentane Erfolg des Klubs ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: In entscheidenden Szenen ist das Glück zurückgekehrt. Beispiel: Das 2:0 in Hamburg, als ein eigentlich missglückter Pass von Jojic doch vor den Füßen von Terodde landete, der HSV-Keeper Pollersbeck im Fallen zum 2:0 auch mit ein wenig Glück tunnelte. Dazu sind Leistungsträger wie Jonas Hector und Marco Höger nach langen Verletzungen zurück und verleihen der Mannschaft die so wichtige Grund-Stabilität, die lange vermisst wurde.

Teroddes Tor zum 2:0 ermöglichte den Sieg beim HSVBild: Imago/MIS/C. Müller

Und mit Neuzugang Terodde hat Köln quasi als i-Tüpfelchen auf die stark verbesserte Personallage endlich wieder einen Vollstrecker in den Reihen, der nicht viele Chancen braucht und vorne für die nötige Durchschlagskraft sorgt. "Er bringt seinen Körper gut rein, ist unheimlich energisch. Er beweist gerade eindrucksvoll, dass er ein sehr guter Stürmer ist. Er tut uns sehr gut, denn im Gegensatz zur Hinrunde haben wir jetzt wieder einen, der die Dinger vorne einfach macht", erklärte der ebenfalls starke Kölner Keeper Timo Horn nach dem so wichtigen Sieg über den HSV. Neues Personal, wiedergefundenes Fortune, Durchsetzungsfähigkeit, Einsatz, Wille, Erfolg - für all diese Positiv-Aspekte steht Terodde. 

Schlüssel zum Erfolg noch in der Hinrunde

Dass der Klub aktuell mehr denn je an das Wunder glaubt, hängt also zweifelsfrei und in erster Linie mit dem Winterneuzugang aus Stuttgart zusammen. Dass die zusätzlichen Terodde-PS die Hoffnungen am Rhein Woche für Woche weiter keimen lassen können, hat seinen Ursprung aber noch in der Hinrunde. "Wir haben jetzt schon gut aufgeholt auf die Mannschaften, die vor uns liegen. Wichtig war einfach, dass wir mit dem Sieg gegen Wolfsburg in die Winterpause gegangen sind und jetzt klappen in der Rückrunde auf einmal Dinge, die vorher nicht geklappt haben", sagte Kapitän Matthias Lehmann nach der Partie.

Matthias Lehmann zeigt Andre Hahn (im weiß-roten HSV-Trikot) die Grenzen aufBild: Imago/T. Metelmann

"Nicht euphorisch, aber mit ein bisschen Euphorie"

Die Basis in der Hinrunde gelegt, in der Rückrunde die Vollendung mit "Möglichmacher” Terodde - so könnte sie klingen, die inhaltliche Klammer des Drehbuchs vom Kölner Wunder. Hauptdarsteller Terodde lieferte eine simple Erklärung für die starken Auftritte: "Wir haben momentan alle Bock auf das nächste Spiel. Das ist halt so, wenn es läuft." Im Sport entscheidet oft das Momentum und das liegt nach langer Zeit mal wieder beim 1. FC Köln. Und bei aller Analysemöglichkeit mit Blick auf Details und feine Unterschiede: Auf die Frage, was anders läuft, als in der Hinrunde antwortete Matthias Lehmann trocken und prägnant mit: "Wir gewinnen."

"Möglichmacher” Terodde - Hoffnungsträger im AbstiegskampfBild: picture-alliance/GES/M. Ibo

Es ist eigentlich ganz einfach im Fußball. Gut für Köln, dass sie mit Goalgetter und Mentalitäts-Stifter Terodde endlich wieder einen Stürmer haben, der "die Dinger einfach reinmacht". Oder wie Trainer Stefan Ruthenbeck wunderbar widersprüchlich auf der Pressekonferenz sagte: "Wir sind nicht euphorisch, aber wir gehen mit ein bisschen Euphorie in die kommenden Wochen." Und auch Timo Horn näherte sich dem möglichen Klassenerhalt verbal an und sagte: "Die Hoffnung wächst aktuell mit jedem Spiel." Noch will kein Kölner statt dem Wort Wunder das Wort Saisonziel verwenden, doch vielleicht ändert Simon Terodde das auch noch in den kommenden "Endspiel-Wochen". Zuzutrauen ist dem 29-jährigen Stürmer das nach seinem Doppelpack in Hamburg allemal.

 

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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