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Sind Roboterautos kein Geschäftsmodell?

Mischa Ehrhardt
7. März 2019

Ein VW-Vorstand sieht beim Thema autonomes Fahren für lange Zeit kein Geschäftsmodell. Das verwundert, wo die Erzrivalen Daimler und BMW gerade eine Allianz geschlossen haben, um an selbstfahrenden Autos zu arbeiten.

Deutschland Testfeld Autonomes Fahren in Karlsruhe
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Roboterautos, die komplett selbstständig fahren, seien mit dem Projekt einer bemannten Mars-Mission vergleichbar. Frühestens in fünf Jahren werde es solche Fahrzeuge geben. Wegen der hohen Kosten aber seien die kein funktionierendes Geschäftsmodell. Die Worte stammen vom Volkswagen-Vorstand Thomas Sedran, zuständig für die Sparte Nutzfahrzeuge. "Es ist einfach zu teuer", sagte Sedran im Vorfeld des Genfer Autosalons.

Das erstaunt, denn vor wenigen Tagen erst haben die zwei Erzrivalen der Branche eine Allianz verkündet: Daimler und BMW wollen beim Projekt Roboterautos zusammenarbeiten, unter anderem, um den Vorsprung der Google-Tochter Waymo aufzuholen. Notwendig dafür sind in der Tat hohe Investitionen, die sich die Konzerne im Zusammenschluss teilen können. "Mich verwundert, dass Volkswagen sich in dieser Hinsicht nicht mit Daimler und BMW zusammentut", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. "Google und China investieren stark in Roboterautos. Da ist das Risiko hoch, dass man den Anschluss verliert."

Autoexperte Ferdinand DudenhöfferBild: Imago/J. Schwarz

Frust und Resignation

So gesehen klingt in der Aussage des Nutzfahrzeug-Vorstandes von Volkswagen auch ein Quantum Resignation an. In der Tat hatte bereits VW-Chef Herbert Diess eingestanden, dass Waymo bis zu zwei Jahre Vorsprung beim Thema autonomes Fahren habe. Andererseits spricht Thomas Sedran aber auch eine Wahrheit aus, wenn er als Nutzfahrzeug-Vorstand noch lange kein Geschäftsmodell erkennen kann. Denn gerade bei Lastwagen wird es noch einige Zeit dauern, bis selbstfahrende Brummis auf die Straßen kommen - und sich für die Firmen auch lohnen. "Bei Nutzfahrzeugen profitieren die Kunden der LKW-Hersteller erst, wenn die Fahrer tatsächlich komplett wegfallen", sagt Auto-Analyst Tim Schuldt von der Investmentbank Pareto Securities. "Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg."

Um dorthin zu kommen, investieren die Autobauer enorm in die Zukunftsfelder Elektromobilität, autonomes Fahren, Mobilitätsdienste und Digitalisierung. Volkswagen allein plant für solche Zukunftstechnologien bis 2022 insgesamt 44 Milliarden Euro ein. Ein Großteil davon fließt in Elektromobilität. So hat Volkswagen in Genf etwa einen Baukasten vorgestellt, auf den andere Hersteller ihre Modelle aufsetzen können - und mit e.Go auch Aachen auch gleich den ersten Kunden vorgestellt.

Dass die Wolfsburger auch das Thema autonomes Fahren nicht links liegen lassen, zeigt sich an einer Personalie. So hat der Autobauer zu Beginn des Jahres Alexander Hitzinger abgeworben – ehedem Top-Manager beim US-Technologiegiganten Apple. Der soll nun als Markenvorstand für technische Entwicklung auch das "Zentrum autonomes Fahren" aufbauen.

Die Konkurrenz ist motivierter

Auch Daimler hat zu Jahresbeginn angekündigt, bis 2025 einen hochautomatisierten Lastwagen auf die Straßen zu bringen, der in abgegrenzten Bereichen allein agiert. Den ersten teilautomatisierten Lastwagen will Daimler bereits in diesem Jahr in den USA einführen. Dass die Autoindustrie einfallsreich ist, zeigt jedenfalls, dass hierzulande bei Patentanmeldungen 2018 sechs Autohersteller und drei Autozulieferer auf den ersten neun Plätzen der Rangliste landeten. 

VW-Rivalen Daimler und BMW wollen beim Thema autonomes Fahren miteinander kooperierenBild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten

In der Tat muss man beim Thema Autonomes Fahren in Bezug auf mögliche profitable Geschäftsmodelle zwei Bereiche unterscheiden: Nutzfahrzeuge und gewöhnliche Autos: Bei Nutzfahrzeugen sparen die Unternehmenskunden erst Geld, wenn sie dadurch keine Fahrer mehr bezahlen müssen. Teilautomatisierte LKW mögen der Sicherheit und dem Komfort des Fahrers dienen, schlagen aber nicht in Form reduzierter Kosten zu Buche. Bei gewöhnlichen Autos öffnet sich eine ganz andere Perspektive. Hier kaufen sich Kunden bereits bei teilautomatischen Fahrassistenten Sicherheit und Bequemlichkeit ein. "Diese Features lassen sich als Komfort verkaufen, für den die Leute auch bereit sind, Geld zu zahlen", sagt Tim Schuldt.

VW-Vorstand Thomas SedranBild: Picture alliance/N. Schmidt

So gesehen hat Thomas Sedran als Nutzfahrzeug-Vorstand von Volkswagen recht: Bis zum vollautomatisierten Fahren in Roboterautos wird es noch einige Jahre dauern. Und im Bereich Nutzfahrzeuge wird es bis dahin schwer sein, daraus ein gewinnträchtiges Geschäftsmodell zu basteln. Allerdings werden Roboterautos - Stand jetzt - in Zukunft fahren. Die "Mars-Mission" dorthin mag teuer und aufwendig sein. Doch Unternehmen wie Google und Länder wie China sind in Planung und Umsetzung schon weit vorangeschritten. Die deutschen Autobauer müssen sich anstrengen, auch hier den Anschluss zu halten.

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