Sinner gewinnt gegen Alcaraz ersten Wimbledon-Titel
Calle Kops mit SID, dpa
13. Juli 2025
Jannik Sinner verhindert den dritten Wimbledon-Triumph von Carlos Alcaraz in Serie. Mit dem epischen Duell in Paris vor einem Monat kann das Finale im All England Club allerdings nicht mithalten.
Matchball verwandelt: Jannik Sinner gewinnt erstmals in WimbledonBild: Kirsty Wigglesworth/AP Photo/picture alliance
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Tennisprofi Jannik Sinner verbeugte sich höflich vor Prinzessin Kate und nahm dann mit breitem Grinsen die glitzernde Wimbledon-Trophäe entgegen: Mit einer glänzenden Vorstellung hat der Italiener fünf Wochen nach seiner Niederlage im epischen French-Open-Finale erfolgreich Revanche genommen und den Thron von Carlos Alcaraz erobert.
Sinner setzte sich in einem hochklassigen Endspiel vor geballter Prominenz mit 4:6, 6:4, 6:4, 6:4 gegen den Weltranglistenzweiten durch und feierte seinen ersten Titel beim prestigeträchtigen Rasen-Klassiker. Alcaraz verlor nach zuvor zwei Titeln und 20 Siegen erstmals wieder seit 2022 auf dem "heiligen Rasen".
Ein Moment der Ehre: Jannik Sinner erhält die Trophäe von Prinzessin KateBild: Kin Cheung/AP Photo/picture alliance
"Es ist sehr speziell. Meine Eltern und meinen Bruder hier zu sehen, ist unfassbar. Extra-Dank an meinen Bruder, es ist kein Formel-1-Rennen dieses Wochenende. Deswegen ist er hier", sagte Sinner mit einem Lachen. Die Niederlage in Paris sei hart gewesen, fügte Sinner an: "Es geht nicht darum, wie du gewinnst oder verlierst. Du musst verstehen, was du falsch gemacht hast und was du daraus lernen kannst." Das sei einer der Gründe, warum er hier steh, so Sinner.
Alcaraz gratulierte seinem Dauerrivalen fair. "Es ist immer schwer, zu verlieren. Ich möchte Jannik mal wieder gratulieren. Es ist sehr verdient. Unfassbare zwei Wochen für dich in London", sagte Alcaraz. Die "schöne" Rivalität zwischen ihm und Sinner führe dazu, dass er "jeden Tag hart arbeite", fügte der Spanier an. Er dankte dazu dem spanischen König Felipe für dessen Kommen.
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Sinners Befreiungsschlag
Für den Weltranglistenersten Sinner ist es fünf Wochen nach dem Drama von Paris, als er drei Matchbälle im vierten Satz nicht zum Sieg nutzen konnte, eine Erlösung. Für den Südtiroler ist es der vierte Grand-Slam-Titel und der erste, den er nicht auf Hartplatz gewonnen hat: Zuvor hatte der 23-Jährige zweimal in Melbourne (2024, 2025) und in New York (2025) triumphiert.
Dabei stand Sinner in Wimbledon schon vor dem Aus, im Achtelfinale gegen Grigor Dimitrow profitierte er bei 0:2-Satzrückstand von der verletzungsbedingten Aufgabe des Bulgaren. Beim Dreisatzsieg im Halbfinale gegen Novak Djokovic zeigte er dann wie im Endspiel gegen Alcaraz, gegen den er zuvor fünfmal in Folge verloren hatte, sein bestes Tennis.
Fairer Verlierer: Carlos Alcaraz posiert mit der Trophäe des VizemeistersBild: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP
Für Alcaraz endete hingegen erstmals ein Grand-Slam-Finale in einer Enttäuschung. Alle fünf vorherigen Endspiele bei Majors hatte der 22-Jährige gewonnen, er war seit 24 Spielen unbesiegt und hätte der fünfte Mann in der Open Era werden können, der drei Wimbledon-Titel in Folge gewinnt. Er hätte dazu an seinem großen Vorbild Rafael Nadal vorbeiziehen können, der ebenfalls zwei Titel an der Church Road vorweisen kann.
Auch verpasste es der Spanier 40 Jahre nach dem ersten Wimbledon-Triumph von Boris Becker, sowohl bei Erfolgen im All England Club (3) als auch bei Grand Slams (6) mit der deutschen Legende gleichzuziehen.
Boris Becker - Tennis-Legende und gefallener Held
Vor 40 Jahren verändert Boris Beckers erster Wimbledonsieg Deutschlands Sport und spült den Teenager ins Rampenlicht. Danach lässt Becker in seinem Leben nicht viel aus - er sitzt sogar im Gefängnis.
Bild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance
"Bobbele" erobert die Welt
Mehr als elf Millionen Deutsche fiebern am 7. Juli 1985 vor den Bildschirmen mit, als mit einem Schlag aus einem 17-jährigen Tennisspieler die Sport-Ikone Boris Becker wird. Durch seinen Wimbledon-Erfolg löst "Bobbele" in Deutschland einen unglaublichen Tennis-Boom aus. 1986 und 1989 gewinnt er erneut in seinem "Wohnzimmer".
Bild: Getty Images
Eine neue Ära
Noch nie gewann Deutschland die prestigeträchtige Mannschaftstrophäe. Bis Boris Becker kommt. Im legendären Davis-Cup-Finale 1988 siegen Becker und Carl-Uwe Steeb im Doppel gegen die damals besten Tennisspieler der Welt: den Weltranglistenersten Mats Wilander und Wimbledon-Sieger Stefan Edberg. 1989 wiederholt er den Triumph erneut gegen die Skandinavier.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Schrader
Der Becker-Hecht
1990 wird Becker zum vierten Mal zum "Sportler des Jahres" gewählt. Sein druckvolles und variables Spiel kann Becker vor allem auf schnellen Platzbelägen - insbesondere in der Halle und auf Rasen - entwickeln. Seine Stärke: das Serve-and-Volley-Spiel. Die Sportfans lieben ihn für seinen Becker-Hecht - ein im Sprung geschlagener Volley. 1991 erobert er die Spitze der Weltrangliste.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Scheidemann
Olympisches Gold
Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona scheiden die beiden deutschen Rivalen Michael Stich (l.) und Boris Becker in ihren Einzeln jeweils früh raus. Im Doppel bietet sich die Chance auf Edelmetall - und sie holen sogar Gold: "Zwischen den Ballwechseln haben wir eigentlich gar nicht miteinander gesprochen, denn wir mochten uns nicht wirklich", so Becker später.
Bild: picture-alliance/dpa/K. U. Wärner
Die erste Hochzeit
Ende des Jahres 1993 heiratet Becker die deutsch-amerikanische Schauspielerin und Designerin Barbara Feltus. 1999, hochschwanger mit dem zweiten Kind, erfahren sie und die Öffentlichkeit von der Besenkammer-Affäre ihres Mannes mit dem russischen Model Angela Ermakowa. Die Folge: Mit Anna bekommt Becker sein drittes Kind - und 2001 die Scheidung von Barbara.
Bild: picture-alliance/dpa
Sein letztes Match
Nach seiner Achtelfinal-Niederlage in Wimbledon gegen den Australier Patrick Rafter im Juni 1999 beendet Boris Becker seine Profikarriere. Später sagt Becker, er habe gesundheitlich einen hohen Preis gezahlt: "Ich habe zwei neue Hüften, ich habe eine zehn Zentimeter lange Eisenplatte im rechten Sprunggelenk, ich hinke leicht."
Bild: picture-alliance/dpa/A. Niedringhaus
Vor Gericht
2002 wird Becker wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts hatte Becker in den Jahren 1991 bis 1993 zwar offiziell seinen Wohnsitz im Steuerparadies Monaco. Tatsächlich habe er aber seinen Lebensmittelpunkt in München gehabt.
Bild: Getty Images/Bongarts/S. Behne
Das nächste Urteil
Glück im Unglück: Boris Becker haftet für die Insolvenz des Internetportals Sportgate, an dem er 60 Prozent der Anteile hielt - aber mit einer viel geringeren Summe, als ursprünglich gefordert. Das Gericht verurteilt ihn im Jahr 2007 zu einer Zahlung von 114.000 Euro.
Bild: picture-alliance/dpa
Hochzeit Nummer zwei
2009 steuert Becker mit der Niederländerin Sharlely "Lilly" Kerssenberg zum zweiten Mal in den Hafen der Ehe ein. Der gemeinsame Sohn Amadeus Benedict Edley Luis ist das vierte Kind von Boris Becker. Die beiden leben in London und in Zürich. 2018 trennt sich das Paar.
Bild: picture-alliance/dpa /U. Deck
Neue Aufgabe
Zum Jahresende 2013 verblüfft eine Nachricht die Sportwelt: Boris Becker wird Chefcoach von Novak Djokovic. Der Serbe ist dankbar, vor allem in "psychologischer Hinsicht" helfe Becker ihm sehr, weil er viele Situationen bereits erlebt habe. Auch Becker profitiert enorm von der neuen Aufgabe, endlich kommt er aus den negativen Schlagzeilen raus.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Arrizabalaga
Nicht mehr gebraucht
Das Duo Djokovic/Becker feiert zahlreiche Erfolge. Der Serbe sammelt unter Beckers Anleitung insgesamt sechs Grand-Slam-Titel. Aber im Dezember 2016 folgt die überraschende Trennung. Djokovic schiebt Becker ab. Dahinter steckt offenbar auch der spanische Mentaltrainer Djokovics, Pepe Imaz, der auf ein Konzept von "Liebe und Frieden", Spiritualität und Meditation setzt.
Bild: picture alliance/AP Photo/A. Grant
Finanzieller Bankrott
Ein Londoner Konkursgericht erklärt Becker im Juni 2017 für zahlungsunfähig. Ein Gläubiger macht Forderungen im zweistelligen Millionenbereich geltend. "Es ist irrsinnig zu glauben, ich sei pleite", sagt Becker. Das Insolvenzverfahren zieht sich über Jahre hin. Trophäen und andere Erinnerungsstücke des einstigen Tennis-Superstars kommen unter den Hammer. Die Auktion bringt über 750.000 Euro ein.
Bild: picture alliance/dpa/Wyles Hardy & Co
Möchtegern-Diplomat
Um der Zwangsvollstreckung zu entgehen, behauptet Becker, er sei Sonderattaché der Zentralafrikanischen Republik und genieße deshalb Immunität. Von einer offiziellen Ernennung zum Diplomaten könne keine Rede sein, widerspricht Präsident Faustin Archange Touadera (l.). Man habe sich lediglich getroffen. Der von Becker vorgelegte Diplomatenpass sei eine Fälschung, teilt die Regierung mit.
Mitte 2017 wird Becker als starker Mann im deutschen Tennis vorgestellt: Er bekleidet den neuen Posten des "Männer-Chefs" im Deutschen Tennis Bund (DTB). "Ich liebe diesen Sport und ich liebe dieses Land. Es freut mich, wieder eine wichtige Aufgabe im deutschen Tennis übernehmen zu dürfen", verkündet Becker. 2020 gibt er den Posten ab - aus Zeitmangel, wie er zu Protokoll gibt.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst
Acht Monate im Gefängnis
Im Frühjahr 2022 wird Becker in Großbritannien wegen Insolvenzvergehen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach acht Monaten kommt er frei und wird nach Deutschland ausgeliefert. In seinem ersten Interview gibt sich Becker geläutert. Im Gefängnis sei er nur eine Nummer gewesen, sagt der Ex-Tennisstar. "Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war."
Bild: Nadine Rupp/SAT.1/dpa/picture alliance
Mit sich im Reinen
Wenige Monate nach seiner Entlassung nimmt Becker seine Tätigkeit als TV-Experte wieder auf. Neuer Heimatort ist Mailand in Italien - weil er nicht nach Großbritannien einreisen darf und weil Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro (r.) in Italien aufgewachsen ist. Die beiden sind seit 2020 ein Paar und haben 2024 geheiratet. Kürzlich gab Carvalho bekannt, dass sie und Becker ein Kind erwarten.