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Politik

SIPRI: Atomwaffen weniger, aber moderner

Lewis Sanders IV hin
3. Juli 2017

Weltweit gibt es immer weniger Atomwaffen. Allerdings wird ihr Abbau zunehmend langsamer. Und laut Friedensforschungsinstitut SIPRI ist keine Atommacht bereit, ihr Waffenarsenal "in absehbarerer Zukunft aufzugeben".

Indien - Raketentest
Indischer Raketentest (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/DRDO

Die Zahl der Atomwaffen ist im vergangenen Jahr gesunken - die Investitionen in die Modernisierung der nuklearen Arsenale sind jedoch gestiegen. Das ist das Ergebnis eines Berichts, den das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI jetzt veröffentlichte.

Anfang 2017 besaßen neun Staaten schätzungsweise 14.935 Atomsprengköpfe, was einen geringen Rückgang gegenüber der Zahl von 15.395 im Vorjahr darstellt. Diese Reduzierung beruht vor allem auf den Bemühungen der USA und Russland, die 93 Prozent des weltweiten Nukleararsenals besitzen.

Allerdings haben alle neun Atommächte Trägersysteme entwickelt und stationiert oder diesen Schritt angekündigt. Die neun Staaten sind die USA, Russland, Großbritannien (UK), Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.

Zahl der Atomsprengköpfe je Staat Anfang 2017

"Trotz der jüngsten Fortschritte internationaler Gespräche über ein Verbot von Atomwaffen unterhalten alle neun Staaten langfristige Modernisierungsprogramme", sagt SIPRI-Forscher Shannon Kile. "Das legt nahe, dass keiner dieser Staaten bereit sein wird, seine Nuklearwaffenarsenale in absehbarerer Zukunft aufzugeben."

Vor allem die USA werden zwischen 2017 und 2026 vermutlich 400 Milliarden US-Dollar ausgeben, um ihre Nuklearwaffen zu erhalten und zu modernisieren, so der Bericht. SIPRI zitiert Schätzungen, nach denen Washington in den kommenden 30 Jahren bis zu einer Billion US-Dollar ausgeben könnte, um sein Atomwaffenarsenal auf dem neuesten Stand zu halten.

"Diese geplanten Mehrausgaben kommen nicht unerwartet", sagt SIPRI-Experte Hans Kristensen. "Die amtierende US-Regierung setzt die ehrgeizigen nuklearen Modernisierungspläne fort, die Präsident Barack Obama begonnen hatte."

Atomtests in Nordkorea

Nordkorea hat 2016 vermutlich zwei Atomtests durchgeführt, die international Besorgnis über Pjöngjangs Kernwaffenprogramm ausgelöst haben. Seitdem hat das kommunistische Land mehrere Raketen getestet. Es will Interkontinentalraketen konstruieren, die amerikanischen Boden erreichen können.

Nordkorea führte zuletzt mehrfach Raketentest durchBild: Getty Images/AFP/J. Yeon-Je

Der SIPRI-Bericht hält es für unwahrscheinlich, dass Pjöngjang ausreichend kompakte Sprengköpfe entwickelt hat, um das Festland der USA zu treffen. Fachleute halten es jedoch für möglich, dass Nordkorea in der Lage wäre, einen "Miniatursprengkopf" zu bauen, den Kurz- und Mittelstreckenraketen transportieren könnten.

"Nordkorea scheint technische Fortschritte in seinem militärischen Nuklear- und Raketenprogramm gemacht zu haben und könnte bis zu 20 Atomsprengköpfe gebaut haben", so der Bericht. "Es gibt allerdings bisher keinen offiziellen Beleg dafür, dass Nordkorea Atomsprengköpfe produziert hat, die raketentauglich sind."

Atomsprengköpfe in Europa

Nur zwei EU-Mitglieder besitzen Nuklearwaffen, nämlich Großbritannien und Frankreich. Im Januar umfasste Londons Kernwaffenarsenal schätzungsweise 215 Sprengköpfe, von denen 120 als einsatzfähig gelten. Vergangenes Jahr hat das britische Parlament für den Nachfolger des Trident-Atomraketensystems votiert. Allerdings hat die Regierung angekündigt, das Programm werde nicht als ganzes finanziert, sondern in Einzelschritten.

Die Zahl der Atomsprengköpfe nimmt zunehmend langsamer ab

Andererseits umfasst Frankreichs Arsenal rund 300 Sprengköpfe. Paris hat signalisiert, dass es sein Atomwaffenprogramm modernisieren möchte. Die Regierung plant auch, 2035 die nächste Generation von U-Booten mit Atomraketen einsatzbereit zu haben. "Das französische Verteidigungsministerium hat Studien für eine Nachfolgerakete auf den Weg gebracht. Im Mittelpunkt stehen eine verbesserte Tarnkappen- und Hyperschalltechnologie", so der SIPRI-Bericht.

Atommächte in Asien

Unter den asiatischen Ländern liegt China mit einem Kernwaffenarsenal von rund 270 Sprengköpfen an der Spitze. Pakistan folgt an zweiter Stelle mit rund 140 und Indien folgt kurz dahinter mit 130 Sprengköpfen. SIPRI urteilt: "China hat ein langfristiges Modernisierungsprogramm begonnen, das eher die Qualität der Atomstreitmacht im Blick hat als ihre Vergrößerung."

Dagegen sind sowohl Indien als auch Pakistan dabei, ihre Nuklearmacht zu Land, zu Wasser und in der Luft auszubauen, so der SIPRI-Bericht. Das könnte gravierende Folgen haben. "Indien und Pakistan vergrößern ihre militärischen Produktionskapazitäten für spaltbares Material in einem Maßstab, der für das kommende Jahrzehnt zu einer erheblichen Vergrößerung ihres Nuklearwaffenbestandes führen könnte."

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